Aberglaube - alles Schwindel?

Mensch, Felix - du kannst dich doch ruhig hier zu mir an die Bar setzen! Wo wir uns so lange nicht gesehen haben!" - "Ich weiß nicht, Otto. Immerhin ist es möglich, daß der Barhocker umkippt. Ich habe heute nämlich meinen schwarzen Tag und muß mit allem rechnen. Schau hier - meine linke Hand liegt bereits in Gips, und den Fußknöchel habe ich mir auch verstaucht. Bin auf dem Weg ins Büro über ein freigelegtes Kanalisationsrohr gestolpert. Notarzt, Gips und mit zwei Stunden Verspätung ins Büro. Vielleicht bin ich morgens mit dem falschen Bein zuerst aus dem Bett gestiegen."

"Du bist doch nicht etwa abergläubisch, Felix?" - "Aberglaube hin - Aberglaube her! Es ist schon alles sehr merkwürdig gewesen. Erst ziehe ich mein Unterhose verkehrt herum an, dann kommt ein Anruf meiner Schwiegermutter. Sie will uns auf der Durchreise kurz besuchen kommen und vielleicht sogar eine Woche bleiben." - "Großartig, Felix - da hast du dich sicher gefreut, wie?" - "Darauf gebe ich dir keine Antwort, Otto! Jedenfalls denke ich auf meinem verspäteten Weg ins Büro über Sinn oder Unsinn und die Bedeutung des Aberglaubens nach, als mir eine Katze über den Weg läuft. Eine schwarze. Von links nach rechts. Was sagst du dazu? Und mittags dann kommt ein Kunde ins Büro, nimmt seinen Hut ab und legt ihn auf meinen Schreibtisch

. Ich bitte dich, Otto - jedes Kind weiß doch, daß das Ärger bedeutet, wenn ein Hut auf den Tisch gelegt wird. Prompt klingelt das Telefon. Es ist Liesbeth!"

"Wer ist Liesbeth, Felix?" - "Ach, das ist eine lange Geschichte, weißt du. Sieh mal, ich bin doch noch keine Ewigkeit verheiratet, und jeder Mann hat vor seiner Ehe einige dieser Liesbeths gekannt ... Also, die hättest du hören sollen! Schon diese Stimme! Da ist die Stimme meiner Frau ... Ach, habe ich dir übrigens schon erzählt, daß heute mein 13. Hochzeitstag ist?" - "Soso! Da gratuliere ich aber, Felix!" - "Mach dich nur nicht lustig über mich, Otto! Überleg mal - dreizehn! 13 ist keine Zahl - 13 ist eine Katastrophe!"

"Nun ja, da muß man ja abergläubisch werden, Felix - wenn man das alles erlebt, an einem einzigen Tag!" - "Trotzdem, Otto! Ich glaube doch eher, daß die Geschichte mit dem Aberglauben Unsinn ist. Purer Schwindel! Denn sieh - als ich vom Büro nach Hause gehe, fährt mich doch glatt ein Radfahrer über den Haufen. Wieder Notarzt, Röntgen, angeknackste Rippe ..."

"Na also, Felix! Ist das nicht doch ein Beweis dafür, daß es schon etwas auf sich hat mit dem Aberglauben?" - "Du irrst, Otto! Der Mann, der mich umgefahren hat, war ein Schornsteinfeger. Ein Kaminkehrer! Und der bringt ja bekanntlich Glück!"