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Alles halb so schlimm

 
     
 
Gerlinde war schon von Jugend auf Antonias allerbeste Freundin. Auch Gottfried freute sich immer, wenn Gerlinde seine Frau besuchte. Denn Gerlinde war nie ein langweiliger Gast, war stets temperamentvoll, wußte immer die amüsantesten Neuigkeiten, ohne aber dabei in häßlichen Klatsch und Tratsch zu verfallen.

Für heute hatte sich Gerlinde wieder angesagt. Die Begrüßung war wie immer herzlich und stürmisch zugleich. Dann rauschte sie ins Wohnzimmer. Dabei fuchtelte sie aufgeregt mit den Händen umher. "Stellt euch mal vor, auf der Fahrt hierher hätte es beinahe ganz fürchterlich geknallt! Hat mir doch tatsächlich so ein dämlicher Autofahrer brutal die Vorfahrt geschnitten!" Dabei breitete Gerlinde ungestüm beide Arme aus und wollte damit die Spanne anzeigen, die zwischen den beiden Autos gerade noch geblieben war.

Dabei rumste es aber nun tatsächlich. Gerlinde war es gelungen, mit dem Handrücken eine blaue Vase von dem Blume
nständer zu befördern, die sich dann in zahllosen Scherben auf dem Boden wiederfand.

Schreckensbleich schlug Gerlinde die Hände vors Gesicht. "Ach, wie blöd ich mich da angestellt habe", stammelte sie. "Es tut mir ja so leid. Ich werde ..."

Lachend versuchte Gottfried die Fassungslose zu beruhigen. Er legte seinen Arm um ihre Schultern. "Meine Liebste, nun reg dich doch nicht auf. Im Grunde genommen hast du mir da eben einen großen Dienst erwiesen. Einen ganz großen Dienst sogar. Denn dieses selten häßliche Ding war mir schon immer ein Dorn im Auge. Was bin ich froh, diesen Schandfleck der Wohnung endlich los zu sein! In diesem absoluten Kitsch hätte ich nicht einmal rostige Nägel aufbewahrt - von einem Blumenstrauß ganz zu schweigen. Nur Antonia hatte ..." Weiter kam er nicht.

Gerlinde bekam einen zornroten Kopf, stampfte mit dem Fuß auf und verließ wutentbrannt die Wohnung.

"Was hat denn Gerlinde auf einmal?" wunderte sich Gottfried.

Antonia stand mit gesenktem Kopf da. "Gottfried, laß dir jetzt mal was einfallen."

"Wieso - also ich verstehe nun überhaupt nichts mehr!"

"Dieses selten häßliche Ding und diesen absoluten Kitsch, wie du die Vase gerade bezeichnet und mit anderen abfälligen Bemerkungen versehen hast, ist Gerlindes Hochzeitsgeschenk für uns gewesen!"

 

300 Jahre Schloß Charlottenburg: Wenn in diesem Jahr der Umbennennung von Schloß Lietzenburg in Charlottenburg vor 300 Jahren durch Friedrich I. gedacht wird, dann werden viele Besucher ihren Weg auch in das prunkvolle Porzellankabinett finden, das zu den ältesten und zugleich größten dieser Art in Deutschland zählt. Nicht immer aber ist Porzellan wirklich wertvoll, wie die Geschichte von Werner Hassler beweist.
 
     
     
 
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