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Sie gehörte zu einer der sieben vergessenen Künstlerinnen, die das August Macke Haus 1993 in einer Ausstellung präsentierte. Neben Trude Brück, Lias Hartlieb-Rilke, Fifi Kreutzer, Marie v. Malachowski, Olga Oppenheimer und Lotte Prechner war auch Marta Worringer mit einigen Arbeiten in dieser Ausstellung über rheinische Expressionistinnen vertreten. Nicht zuletzt diese Ausstellung bewirkte, daß Lucinde Sternberg-Worringer, die Tochter der Künstlerin, nach ihrem Tod 1998 dem August Macke Haus den künstlerischen Nachlaß der Mutter vermachte. Durch eine weitere Schenkung verfügt das Haus nun über den weitaus größten Teil des heute noch vorhandenen Werkes der Künstlerin, das immerhin noch 174 nachweisbare Zeichnungen, Druckgraphik
, Öl- und Stickbilder umfaßt. Was lag da näher, als einmal eine Ausstellung dieser Werke zu konzipieren?

Entstanden ist eine Werkschau (zu sehen bis zum 24. Februar in der Bornheimer Straße 96, dienstags bis freitags 14.30 Uhr bis 18 Uhr, am Wochenende 11 bis 17 Uhr), die zeigt, wie vielfältig das Wirken einer Frau war, die stets zwischen Leidenschaft und Pflicht wählen mußte, die einen Kampf führte zwischen den Pflichten einer Ehefrau, Mutter und Hausfrau und den Leidenschaften einer Künstlerin. Marta Worringer hat diesen „Kampf“ meisterhaft geführt und eine stattliche Reihe von Werken hinterlassen, die manches Mal an die Arbeiten der Käthe Kollwitz erinnern. „Von besonderer Qualität sind ihre Kohle- und Kreidezeichnungen dann, wenn sie menschliches Leid wie Flucht, Verlust der Heimat oder Tod, also Momente der existentiellen Bedrohung, darstellen. Dabei wahrt sie einerseits die künstlerische Distanz und betont andererseits den überzeitlichen Charakter“, schreibt Angelika Schmid, die auch die Ausstellung konzipierte, in dem Katalog (etwa 13 E).

Marta Worringer, 1881 in Köln geboren, war mit dem Kunsthistoriker Wilhelm Worringer (1881-1965) verheiratet, der 1928 eine Professur an der Königsberger Albertina erhielt. In Ostdeutschland konnte sie in einem eigenen Atelier arbeiten; dort entstanden Porträts und Landschaften. Durch den Krieg sind allerdings viele dieser Arbeiten zerstört worden. Das von Angelika Schmid erarbeitete und kommentierte Werkverzeichnis im Katalog gibt auch Aufschluß über verschollene Werke.

In Bonn nun sind etwa 65 Arbeiten zu sehen, darunter auch Buchillustrationen und Stickereien auf Seide oder Leinen. Zwei Drittel ihres gesamten Œuvres aber machen die Zeichnungen aus, in Bleistift, Tusche, Kreide, Kohle oder Rötel. Wenige Monate vor ihrem Tod 1965 soll sie ihren Erben gesagt haben, die Zeichnungen nach ihrem Tod zu vernichten. Gehalten hat sich keiner an diesen Wunsch, und so kann man in Bonn sich von dem großen Können einer Frau überzeugen, die mit sicherer Hand das Typische einer Landschaft ebenso festhielt, wie sie das Wesen eines Menschen im Porträt darstellen konnte. Gleich der Kollwitz hat auch Marta Worringer eine große Zahl von Selbstporträts hinterlassen. Mit großen, oft melancholisch blicken- den Augen sieht sie den Betrachter an. Wilhelm Worringer soll einmal über seine Ehe gesagt haben: „Da heirateten ein Holzschnitt und ein Aquarell, ich bin das Aquarell.“ Ernst sind sie meist, die Motive, die Marta Worringer mit dem Zeichenstift oder dem Pinsel festgehalten hat, sie sind dadurch aber nicht minder sehenswert.

Marta Worringer: Auf der großen Wanderstraße (Mischtechnik 1945; August Macke Haus Bonn)

Marta Worringer: Porträt Wilhelm Worringer, arbeitend (Kohle, 1948) und Selbstbildnis (Kohle, 1947; beide im Privatbesitz)

 
     
     
 
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