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Die Römer haben zwei Typen von Büchern gekannt und benutzt, die man nach ihrem Material sowie ihrer Aufmachung unterscheidet: Das aus Papyrus, das im 3. Jh. v.Chr. aufkam, und das aus Pergament, welches um das 1. Jh. n.Chr. in Gebrauch kam. Das erste (das Wort Papier stammt von Papyrus) war um einen Stock herumgerollt, weswegen es auch volumen (Rolle) hieß. Die nur auf einer Seite beschriebenen Papyrusblätter waren Seite an Seite geklebt, stets eines rechts neben dem anderen, wobei die Rollen üblicherweise 20 Blatt umfaßten. Die letzten Textstücke wurden zuerst aufgerollt, so daß man zum Lesen das volumen in der rechten Hand hielt und zur linken hin abrollte. Doch Papyrusrollen hatten auch ihre Nachteile: ihre Gestalt an sich sowie ihre Empfindlichkeit. Man bewahrte sie in zylindrischen Behältern (capsae) auf, wobei ein Schild an der Oberkante der Rolle den Inhalt anzeigte.
Das Pergamentbuch war sehr viel bequemer und widerstandsfähiger; es glich von der Form her unseren heutigen Büchern. Schon seit dem 2. Jh. v.Chr. hatte man in Pergamon einen Weg gefunden, Ziegen- und Schafhäute derart zu behandeln, daß man auch sie beidseitig (recto verso) nutzen, faltenund binden konnte. Folglich ersetzte man die Pergamentrollen durch Pergamentbücher (pergamena). Das Pergamentbuch wurde codex genannt, ein Begriff, den man benutzte, um miteinander verbundene Täfelchen zu bezeichnen. Doch waren diese Bücher sehr teuer und ersetzten die Papyrus-rollen nicht vor dem Ende des 3. Jhs. n.Chr.; in Rom wurde es um diese Zeit äußerst selten.
Das Wort liber (Buch, etymologisch: der innere Teil der Rinde) bezeichnete sowohl das Papyrus- als auch das Pergamentbuch. Schon sehr früh wurden Bücher illuminiert,
Allerdings schrieb man auch auf andere Materialien wie etwa Bleitäfelchen, Leintuch, Tafeln aus Wachs, doch ihr Gebrauch trat hinter dem des Papyrus’ und vor allem des Pergaments weit zurück.
Pontifikalbücher. Die von den pontifices angefertigten Bücher enthielten die Liste der pontifices (album pontificorn), die commentarii, d. h. an den Magistrat oder an Privatleute gerichtete Dokumente, welche die Rechtsauslegung betreffen, die fastes, die acta pontificum, eine Art Rechenschaftsberichte, sowie die annales (annales maximi), eine Chronik der bedeutendsten Ereignisse des Jahres.
Die annales endeten mit dem Jahr 130 v.Chr., in dem Mucius Scaevola (Konsul des Jahres 133) seine Ansicht äußerte, daß sie angesichts der Arbeiten der Historiker überflüssig seien. Sie umfaßten 80 Bände, aus denen die römischen Historiker schöpften. Dennoch setzten die Geschichtsschreiber die annalistische Tradition fort und berichteten die Ereignisse in chronologischer Folge.
Schließlich enthielten die Pontifikalbücher auch formelhafte Gebete und die konsularischen Fasten , eine chronologische Liste der Konsuln seit der Gründung der Republik .
Sibyllinische Bücher. Der Überlieferung zufolge hat Tarquinius Superbus von der Sibylle von Cumae in Campanien Bücher erworben, die ihre eigenen Orakelsprüche enthielten. Ein Kollegium von zwei Priestern (duumviri sacris faciundis), das später auf 15 (quindecemviri sacris faciundis ) erweitert wurde, hatte daraus Mittel und Wege zu ergründen, um Rom in bestimmten, besonders schwierigen Situationen zu schützen.
In Wahrheit sind diese Bücher, die sehr wohl in der von der Überlieferung angedeuteten Zeit in Rom bekannt waren, höchstwahrscheinlich etruskischen Ursprungs, wie manche rituelle Vorschrift belegt, so etwa die Menschenopfer. Später, etwa um das 3. Jh., haben die Annalisten, wohl vor allem um den etruskischen Ursprung der Bücher zu tilgen und um ihnen das Ansehen zu verleihen, das die sibyllinischen Orakel besaßen, diese Legende erfunden, die wohl aber im Kern die Tatsache enthält, daß sich durch die sibyllinischen Bücher die Orakel der Sibylle erschlossen. Zu republikanischer Zeit wurden die Bücher in einem unterirdischen Teil des Tempels des Jupiter Capitolinus aufbewahrt, zur Kaiserzeit wurden sie in den Apollontempel gebracht. |
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