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Der Aufstand der Herero

 
     
 
Ende 1903 reist der verwitwete Kartograph Carl Ettmann vom wilhelminischen Berlin in die deutsche Kolonie Südwestafrika. Hier hofft er, den Schmerz über den Verlust seiner Frau zu vergessen. In der trostlosen Küstenstadt Swakopmund trifft er auf die Berliner Fotografin Cecilie Orenstein, die ihn bittet, sie nach Windhuk zu begleiten. Doch Ettmann kann sein Versprechen nicht einlösen, da der Aufstand der Herero ausbricht und jeder einsatzfähige Mann von dem dortigen Militär zu den Nottruppen eingezogen wird.

Während Ettmann sich mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe in das Gebiet der Herero begibt, zieht Cecilie in Begleitung eines Pfarrers durch das Land der Aufständischen in die Hauptstadt des heutigen Namibia
.

Der vorliegende Stoff verspricht Abenteuer, Liebesgeschichte und historische Hintergründe, doch leider hat sich der Autor Gerhard Seyfried für seinen ersten Roman zu viel vorgenommen.

Seyfried, der auch als Cartoonist künstlerisch tätig ist, wurde bei einer Reise für das Goethe-Institut nach Namibia auf die Brisanz der Geschichte des Hereroaufstandes aufmerksam. Daß er vor Ort sehr genau recherchiert hat, merkt man seinem Roman zwar an, da er aber offenbar so viel Information wie möglich in seinen Roman mit einbringen wollte, hat er die Geschichte, die er eigentlich erzählen wollte, manchmal aus dem Auge verloren. Sehr eindringlich schildert er die Landschaft und den kargen Alltag in Namibia Anfang des 20. Jahrhunderts, übertreibt aber den Authentizitätsbezug: Ermüdend langsam, wie die Uhren im damaligen Swakopmund tickten, so langsam entwickelt sich auch seine Geschich- te.

Die ersten etwa 100 Seiten werden aus der Sicht von Carl Ettmann beschrieben, dann bekommt der Leser einige Vorgänge auch aus Cecilies Perspektive dargestellt. Danach aber wechseln die Sichtweisen nicht nur zwischen Ettmann und Cecilie hin und her, sondern es kommen andere Personen hinzu, aus deren Perspektive die Geschichte manchmal nur auf wenigen Seiten geschildert wird.

Dieses Stilmittel soll viele Informationen liefern und die Objektivität erhöhen, verwirrt den Leser allerdings, da er ständig darauf achten muß, aus wessen Sicht gerade erzählt wird. Außerdem ist anzumerken, daß Seyfrieds Versuch, die Gedanken- und Sprachwelt der Eingeborenen wiederzugeben, irgendwie aufgesetzt wirkt.

Freunde der alten Rechtschreibung werden sich sehr freuen, da Seyfrieds Roman nach der Rechtschreibung von 1903 verfaßt ist, also das "daß" noch mit "ß" geschrieben wird.

Der Roman "Herero" behandelt mit dem Aufstand der Herero gegen die deutschen Kolonialherren ein interessantes und wichtiges Thema, welches der Autor jedoch nicht zufriedenstellend umgesetzt hat. Weniger wäre mehr gewesen!

Gerhard Seyfried: "Herero", Eichborn Verlag, Berlin 2003, geb., 603 Seiten, 29,90 Euro
 
     
     
 
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