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Deutsche bauen Engländer klauen

 
     
 
Wie stehen Sie zu der Einweihung des Tansania-Parks, und was sagen Ihnen die beiden Askari-Reliefs?

Kossizigaa: Für mich ist das schön, ich finde es sehr gut, daß damit die Erinnerung an die deutsche Kolonialzeit in Ostafrika wachgehalten wird. Wir kennen nur die mündlich überlieferte Geschichte, wir waren ja damals noch nicht geboren, daher ist diese reale Darstellung für mich sehr interessant.

Welche Erinnerungen an die deutsche Kolonialzeit herrschen denn vor in Tansania?

Kossizigaa: Wie mein Vater und mein Großvater mir erzählten, war es keine schlechte Zeit. Man mußte arbeiten und durfte nicht stehlen. Aber wir waren keine Sklaven. Wer etwas benötigte, mußte eben dafür arbeiten.

Nach den Deutschen folgten die Engländer als Kolonialmacht
in Tansania. Wie haben Ihre Vorfahren über diese Zeit gedacht?

Kossizigaa: Mein Großvater hat sehr wenig über diese Zeit erzählt. Er sprach fast nur über die Deutschen. Mein Vater und meine Mutter haben mir aber gesagt, daß die englische Zeit eine schlechte Zeit war. Sie sagten: Der Deutsche baut, und der Engländer klaut. Ja, das haben sie gesagt. Es war genau wie in der deutschen Kolonie Togo mit den Franzosen: die Franzosen sind genau wie die Engländer. Meine Frau ist aus Togo, und dort weiß man das. Das ist kein Geheimnis, das ist überall bekannt.

Woher kommt diese unterschiedliche Einschätzung der deutschen, englischen und französischen Kolonialherren durch die Afrikaner?

Kossizigaa: Die Deutschen haben immer viel getan für die Einheimische Bevölkerung, sie haben viel aufgebaut. Die Engländer und Franzosen haben nichts getan, sondern der einheimischen Bevölkerung alles weggenommen. Die Deutschen haben meiner Heimat und Togo auch das Christentum gebracht, die christliche Mission ist bis heute noch sehr aktiv. Dadurch sind Tansania und Togo heute größtenteils christlich.

In Daressalam steht ja auch heute noch die Christuskirche aus der deutschen Zeit ...

Kossizigaa: Ja, die Deutschen haben die Kirchen gebaut, katholische und evangelische, das hat uns Kraft gegeben. Die Engländer haben keine Kirchen gebaut. Sie haben sich auch in dieser Hinsicht nicht um uns gekümmert.

Können sie die Diskussionen um dieses Denkmal in Deutschland verstehen?

Kossizigaa: Das ist eben Demokratie. Jeder kann seine Meinung haben. Aber wir Afrikaner und speziell wir aus Tansania sehen hierin eine plastische Umsetzung der Geschichte, die wir nur mündlich überliefert kennen. Es ist für uns Stein gewordene Erinnerung an eine gemeinsam erlebte Zeit.

Das Gespräch führte Ralf Küttelwesch.
 
     
     
 
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