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Die Rote Armee stürmt die letzte deutsche Bastion in Ostdeutschland

 
     
 
Nach dem Fall Königsbergs widmete sich die 3. Weißrussische Front der letzten deutschen Bastion in Ostdeutschland, dem westlichen Samland. Zu Beginn der Kämpfe verlief die Front von der Kobbelbuder Forst zwischen Gut Holstein und Nautzwinkel, hart westlich Metgethen und ostwärts Seerappen, dann ab Prilakken in der alten seit Ende Februar festliegenden Hauptkampflinie, die mit einer Einbuchtung nach Westen ostwärts Thierenberg über Pobethen nach Norden bis an die Ostsee führte.

Am 13. April 1945 begann die russische Offensive mit der inzwischen üblichen haushohen zahlenmäßigen Überlegenheit. Besonders prekär war die Lage für die Deutschen im Norden. Die 95. Infanteriedivision löste sich in ihre Bestandteile
auf, und die nördlich davon gelegene 551. Volksgrenadierdivision setzte sich Richtung Süden ab, um den Kontakt mit den anderen deutschen Verbänden zu halten und nicht eingekesselt zu werden. Damit fiel auch der Nordwesten des Samlandes in russische Hand und die Deutschen hatten zusätzlich zur Ost- eine Nordfront zu verteidigen. Von beiden Richtungen drängten die Sowjets nun Richtung Pillau und Kurische Nehrung.

Am 17. April stießen die Rotarmisten auf den Tenkitter Riegel. Einen Schwerpunkt der deutschen Verteidigung bildeten die Marinebatterien. Sie waren zwar eigentlich für die Bekämpfung von Flugzeugen ausgelegt, ließen sich aber auch im Kampf gegen Panzer und Infanterie einsetzen. So hielten sich die Flakbatterien Adalbertkreuz und Lochstädt noch, als die deutsche Infanterie um sie herum schon zurückgewichen war. Umzingelt und vom Nachschub abgeschnitten, hatten aber auch sie sich irgendwann verschossen. Nach dem Abfeuern der letzten Granate setzte die Besatzung von Adalbertkreuz den Kampf mit Handfeuerwaffen buchstäblich bis zum letzten Mann fort. Als die Besatzung der Batterie Lochstädt ihre Munition verbraucht hatte, zerstörte sie die Geschütze und schlug sich zur gleichnamigen Ordensburg durch, wo sie sich verschanzte. Der per Funk abgesetzten Bitte um Entsatz wurde zwar entsprochen, aber die Hilfe kam zu spät. Als die deutschen Sturmboote auf den Lochstädter Sand glitten, stand die Burg bereits in hellen Flammen. Da der Stoßtrupp auf die vereinbarten Signale keine Antworten erhielt, dafür aber die Sowjets mit Maschinengewehren das Feuer eröffneten, trat er den Rückzug an. Er war zu spät gekommen. Der Tenkittenriegel war geknackt.

Das gleiche wiederholte sich vor Neuhäuser, das die Sowjets wohl in der Nacht zum 24. April im harten Kampf um jedes Haus besetzten. Auch hier bildete die Marinebatterie eine Hauptzelle des Widerstandes. Am Morgen des 24. April hatte die Rote Armee die äußere Befestigungslinie Pillaus erreicht.

Nun begann der Kampf um die eigentliche Festung Pillau. Am Abend dieses 24. April kam noch von Hela eine von Generalmajor Maximilian Wengler befehligte Division, aber sie kam zu spät, um noch etwas ausrichten zu können. Am 25. April ging Pillau, nachdem mit letztem Einsatz nochmals 19.200 Flüchtlinge mit Schiffen hatten evekuiert werden können, verloren.

In Mitteldeutschland eroberte die Rote Armee am 23. April 1945 Frankfurt an der Oder und Potsdam. Von Osten und Süden drang sie in Berlin ein. Am 24. April trafen sich die sowjetischen Angriffsspitzen bei Nauen - die Reichshauptstadt war umzingelt. Bis Belgern an der Elbe gelang die Rote Armee. Am 26. April wurde Stettin von der 2. Weißrussischen Front genommen. Am 27. April nahmen die Russen Prenzlau und Angermünde in Pommern. Am 28. April wurde der heutige Ehrenbürger Berlins Generaloberst Nikolai E. Bersarin zum ersten sowjetischen Stadtkommandanten der Reichshauptstadt ernannt. Am 29. April besetzten Truppen der 2. Weißrussischen Front Anklam und operierten in Mecklenburg.

Im Westen drangen am 23. April britische Truppen in Hamburgs südelbischen Stadtteil Harburg ein. Die 1. US-Armee tat in Dessau dasselbe. Im Süden eroberten die Westalliierten Aalen. Am 24. April überquerten Einheiten der 7. US-Armee die Donau bei Dillingen. Urach, Münsingen und Ulm wurden überrannt. Am 25. April kam es zur denkwürdigen Begegnung sowjetischer und US-amerikanischer Truppen bei Torgau an der Elbe, die den noch von Deutschen beherrschten Teil Deutschlands in einen Nord- und einen Südteil spaltete. Am 26. April war Bremen ganz in der Hand der Briten, nachdem sie bereits drei Tage zuvor in die Hansestadt eingedrungen waren. Bei Ingolstadt überschritten US-amerikanische Truppen die Donau. Französischen Einheiten war es zwischenzeitlich gelungen, die restlichen deutschen Truppen im Schwarzwald einzuschließen. Die Direktive JCS 1067 des US-amerikanischen Generalstabs an Eisenhower wies die US-amerikanischen Truppen an, Deutschland als besetztes Land zu betrachten. Jegliche Fraternisierung wurde untersagt. Am 27. April wurden Straubing und Kempten von den US-Amerikanern besetzt. Die 1. US-Armee stieß tiefer in Österreich vor. Am 28. April wurden Wilhelmshaven und Emden von den Kanadiern genommen. Die US-Amerikaner besetzten Augsburg und Landsberg am Lech. Französische Einheiten säuberten den oberschwäbischen Raum und drehten in Richtung Süden gegen das österreichische Vorarlberg. In der Nacht zum 29. April überquerten die Briten bis zum Morgengrauen die Elbe bei Lauenburg und bildeten am Ostufer einen Brückenkopf. Jenseits des Flusses rückten sie am 29. April in Mecklenburg vor. In Moosburg befreiten die US-Amerikaner rund 110.000 alliierte Kriegsgefangene. Aus dem Raum Tirschenreuth-Schönsee gingen sie nach Osten vor. Friedrichshafen am Bodensee wurde von Truppen der 1. französischen Armee genommen. Truppen der 7. US-Armee standen vor Bayerns Hauptstadt München.

Als Vorbote des bevorstehenden Unterganges stellte das NS-Parteiorgan Völkischer Beobachter am 24. April sein Erscheinen ein. Nach vorheriger Gefangennahme durch die Partisanen wurde Benito Mussolini am 28. April in Giuliano die Mezzegra am Comer See erschossen, ein Ende, das Adolf Hitler nicht nehmen wollte. Einen Tag später verfaßte Hitler sein Testament und bestimmte Großadmiral Karl Dönitz zu seinem Nachfolger als Reichspräsidenten. M. R.
 
     
     
 
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