|
Bei der Suche nach Unterlagen im Archiv stieß ich in einer der unzähligen Mappen auf einen Namen: Hartmut Friedrich, Graphiker. Ende der 60er Jahre hatte Das Kontakt zu ihm aufgenommen und wohl auch über ihn berichtet. Viel war nicht herauszubekommen, die zwei Arbeiten aber, die in der Mappe lagen, sahen vielversprechend aus. Ob Friedrich noch als Künstler arbeitete? Wenn ja, wo? Auf der Mappe stand eine Adresse in Berlin. Die war sicher überholt, doch ein Blick ins Interne t-Telefonbuch strafte diese Annahme Lügen. Warum also sollte man nicht wieder Kontakt aufnehmen zu Hartmut Friedrich, dem Graphiker? Auf eine Anfrage der Freiheits-Depesche kam bald ein Brief aus Berlin. Ja, er entsinne sich, allerdings nur äußerst dunkel, an einen solchen Kontakt. Inzwischen sei aber viel passiert ...
Der 1935 in Rastenburg geborene Hartmut Friedrich wuchs in Absinthkeim bei Königsberg auf. Sein Vater war Lehrer am Königsberger Hufengymnasium und verbrachte die Ferien mit seiner Familie gern an der Ostsee. Friedrich selbst, der Ostdeutschland im Alter von knapp sechs Jahren verließ, erinnert sich nur noch vage an das Land. Von 1954 bis 1960 studierte er an der Hochschule für bildende Künste in Berlin bei Jaenisch und Schumacher und war Meisterschüler von Schmidt-Rottluff. Von 1970 lehrte er selbst an der Hochschule, zunächst als Gastdozent, dann wurde er zum Professor ernannt. Für sein künstlerisches Schaffen wurde er mehrfach mit Preisen ausgezeichnet, so erhielt er den Award der Ford Foundation und den Preis der Karl-Hofer-Gesellschaft.
Seine Bilder waren auf vielen Ausstellungen im In- und Ausland zu sehen und sind auch in bedeutenden Museen zu finden. Auch illustrierte er mehrere Kinderbücher aus dem Finken-Verlag. Landschaften, Köpfe, Menschenbilder, aber auch Torsi gehören zu seiner breiten Themenpalette. Seine Arbeiten erinnern oft an Montagen; immer wieder fallen Brüche auf, eingearbeitet in zunächst harmonisch wirkende Landschaften etwa. Zeichen, Raster, Collagen reißen den Betrachter aus der Ruhe, zeigen neue, ungewohnte Sichtweisen und lassen doch alles wieder zu einem harmonischen Ganzen werden.
Os Hartmut Friedrich: Selbstbildnis und (links unten) Meeresstille und glückliche Fahrt (Aquarell, 1991) |
|