A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

Ihr Spiel war zarte Poesie

 
     
 
Ganz stark in Erinnerung an meinen einzigen Besuch 1992 in ihrem Wiener Winzerhaus habe ich die ersten Minuten. In der Nacht zuvor hatte ein Sommersturm gewütet und einen geliebten Apfelbaum umgeknickt. Die Gartenfreundin erzählte mit Tränen in den Augen davon. Eine andere Seite im Leben der unvergessenen, vielgeehrten Käthe Gold, die Öffentlichkeit eigentlich nur auf der Bühne zuließ.

Auf einer solchen hatte sie immerhin schon als knapp Vierjährige gestanden - als Knäblein der "Madame Butterfly" in der Hofoper ihrer Geburtsstadt Wien. Dort kam sie am 11. Februar 1907 als Tochter eines Schlossermeisters zur Welt. Noch nicht in der Schule, aber schon in Zeitungskritiken als die "kleine herzige Gold" erwähnt.

Bis zum Karrierestart mußte sie allerdings 15 Jahre warten. Gemeinsam mit Paula Wessely, die im Januar ebenfalls 100 Jahre alt geworden wäre, besuchte sie die Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Als Bianca in "Der Widerspenstigen Zähmung" debütierte Käthe Gold in Bern. Und es sollten immer die Bühnenbretter bleiben, die ihr alles bedeuteten.

Das Lobe-Theater Breslau, die Kammerspiele München, das sind erste Stationen ihrer Theaterzeit. Da hinein fallen die namhaftesten Frauengestalten der Weltliterat
ur wie Nora, Hedwig, Klärchen oder das Gretchen. Letzteres spielte sie, die ihre Mädchenhaftigkeit bis ins Alter behielt, erstmals mit 23 und zuletzt mit 40 Jahren. In Berlin arbeitete Käthe Gold von 1932 bis 1944 mit Gustaf Gründgens und Jürgen Fehling. Erfüllte Jahre, die ihr beim Publikum den Namen "Katharina, die Große" einbrachten.

Kritiker wie Friedrich Luft feierten die preußische Staatsschauspielerin mit Lobeshymnen: "Sie hatte Mozart-Qualität. Sie konnte Dur und Moll in einem Zuge spielen: fast überirdische Heiterkeit bewegend - und zugleich tiefsten, tragischen Ernst vermittelnd. Ihr gelang alles."

Nach weiteren Erfolgen am Zürcher Schauspielhaus, überstandenem Krieg und privaten Schicksalsschlägen dürfte Käthe Gold im Herbst 1947 ganz und gar angekommen sein. Sie kehrte zurück nach Wien, wurde Mitglied im Ensemble des Burgtheaters, dem sie 40 Jahre lang angehörte. Was auch immer aus dem Reich der vielen Möglichkeiten sie verkörperte, ihre Leuchtkraft war immens.

Diese muß auch den aus dem Exil heimgekehrten Regisseur Berthold Viertel mächtig berührt haben. Käthe Gold wurde seine Laura in "Die Glasmenagerie", seine Blanche in "Endstation Sehnsucht", und sie inspirierte das Dichtergenie Berthold Viertel.

Michael Heltau, dem Kollegen und langjährigen Freund der Gold, ist es wichtig, an diese Bühnengröße zu erinnern. Für ihn war sie in ihrer ganzen Persönlichkeit eine Aristokratin, die es verstand, das Geheimnis zu bewahren. "Die Käthe Gold war eine Verwandlerin. Das hat wirklich mit Magie zu tun gehabt. Und die Mittel waren so ureigen. Sie hat die Figuren der Dichter erlöst, die Rollen vollendet", so Heltau.

Käthe Gold äußerte sich einmal, zu viel gespielt zu haben. Von ihren über 200 Frauengestalten verkörperte sie die Minna von Barnhelm und die Rose Bernd auch im Film. "Amphitryon" (1935) heißt ein früher Leinwanderfolg. Im Fernsehen war Käthe Gold ab 1962 vertreten, durchaus auch in populären Krimiserien wie "Der Kommissar" und "Derrick". In "Abendlicht", einer sensiblen Liebesgeschichte zweier alter Menschen, stand sie mit Guido Wieland vor der Kamera. Ihr Spiel war zarte Poesie, ihre "Goldstimme" zeitlos. So werden zahlreiche Verehrer ihre schauspielerischen Bonbons, die sie, einer Märchenfee gleich, verschenkte, in dankbarer Erinnerung behalten.

Käthe Gold starb 90jährig am 11. Oktober 1997. Von der Bühne hatte sie sich bereits Jahre zuvor ohne viel
 
     
     
 
Diese Seite als Bookmark speichern:
 
     
     
     

     
 

Weitere empfehlenswerte Seiten:

Tanimbar-Insulaner

Endlich mehr Lehrstellen

Ein Bonbon für Helmut Schmidt

 
 
Erhalten:
 

 

   
 
 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
WISSEN48 | ÜBERBLICK | THEMEN | DAS PROJEKT | SUCHE | RECHTLICHE HINWEISE | IMPRESSUM
Copyright © 2010 All rights reserved. Wissensarchiv