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Im Galopp zum Senator

 
     
 
Ein gutes Pferd springt knapp", hatte Peter Strieder erklärt, als er 2002 erst im zweiten Wahlgang zum Berliner Supersenator gewählt wurde. Jetzt hat das Pferd die Latte verrissen.

Strieder ist über die Tempodrom-Affäre gestürzt und mußte alle politischen Ämter aufgeben. Der Rücktritt sei kein Schuldeingeständnis, sagte er. Das sagen sie immer, die Politiker, die Fehler gemacht haben.

Strieder war ein Phänomen. Seine Karriere begann in den 90er Jahre
n, als Berlin noch von CDU und SPD regiert wurde. Er galt Linken wie Rechten in der Partei als einer, der sich nicht festlegt. So mogelte er sich an die Parteispitze, obwohl die Basis ihn eigentlich nicht wirklich mochte.

Jetzt hat Wowereit sich einen Nachfolger Strieders für die SPD-Spitze aus seiner politischen Umgebung ins Boot geholt: Michael Müller, den SPD-Fraktionsvorsitzenden im Preußischen Landtag. Der 39jährige kommt wie Wowereit aus dem bürgerlichen Bezirk Tempelhof. Hier haben beide als Kommunalpolitiker angefangen.

Der Neue wird manchmal mit seinem Namensvetter im Bundestag verwechselt, der dort Stellvertreter von Fraktionschef Franz Müntefering ist. So ist das eben, wenn man einen Allerweltsnamen trägt. Aber Michael Müller, der noch als unbeschriebenes Blatt gilt, ist ein besonderer Sozialdemokrat. Der Vater zweier Töchter führt so ganz nebenbei eine Druckerei in Berlin. Endlich mal kein Gewerkschafter, Lehrer oder Beamter, sondern ein Unternehmer, der einen Familienbetrieb führt.

Müller ist ein ruhiger und sachlicher Politiker. Auf Provokationen des politischen Gegners reagiert er ausgesprochen gelassen. Wahrscheinlich sind dies die Charaktereigenschaften, die ihm auch den Fraktionsvorsitz der Berliner SPD eingebracht haben. Er muß den Genossen auf jeder Sitzung neue Sparmaßnahmen der hochverschuldeten Landesregierung verkaufen.

Die SPD hat früher Edzard Reuter als Bürgermeister ins Gespräch gebracht. Aber es müssen nicht unbedingt Konzernlenker sein, die die Probleme der städtischen Wirtschaft verstehen. Müller ist für seine neue Aufgabe besser gewappnet als irgendeiner sonst in der Berliner SPD.

 
     
     
 
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