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Im Herzen tief verwurzelt

 
     
 
„ Eine Liebschaft oder Liebelei vor der Ehe meiner Eltern hat es wohl nie gegeben. Meine Mutter stammte vom Bauernhof meiner Großeltern in Rehagen / Ostdeutschland. Dort waren aus zwei Ehen zwölf Kinder geboren worden. Nach und nach hatten diese vielen jungen Menschen eine eigene Bleibe gefunden. Der jüngste Sohn Paul erbte den recht großen Hof. Nun wurde noch für meine Mutter, Hedwig Pokolm, ein passender Mann gesucht.“ Der wurde in dem bereits verwitweten Vater von vier Kindern gefunden, der im abgelegenen Dorf Kaschaunen einen kleinen Hof besaß. Die Autobiographie, die mit dem Fehlen jeglicher Leidenschaft beginnt, ist allerdings eine Liebeserklärung von Gregor Bergmann an seine ostdeutsche Heimat und seine Familie. In „Mit Kopf und Herz - Mein weiter Weg ins Leben“ gelingt es dem schwerkranken Autor überraschend gut, den Leser an sich zu binden. Hedwig Bergmann schenkt ihrem Mann zusätzlich zu seinen vier Töchtern noch sechs weitere Kinder, so daß in der Familie eigentlich immer was los war. Krankheiten und Unfälle lassen die Eltern öfter um das Leben ihrer Kinder bangen. Hierbei schildert der 1933 geborene Autor eindringlich, wie schlecht die medizinische Versorgung
in seinem Heimatdorf und Umgebung war. So hatte der nur drei Kilometer entfernt wohnende Arzt zu viel Schnaps getrunken als Bergmanns Schwester Maria mit einem in der Dreschmaschine gequetschten Arm zu ihm gebracht wurde. Erst nach einer Kutschfahrt ins nächste Krankenhaus konnte der Verletzten geholfen werden. Völlig unerwartet mußte die Großfamilie im Februar 1945 gen Westen fliehen. Gregors Bruder Hubert kam nie im Flüchtlingslager in Dänemark an, auch die ältere Schwester Maria ging auf der Flucht für immer verloren. Nach dem Krieg erwägt die Familie, von Dänemark nach Südamerika auszuwandern, doch letztendlich ist vor allen den Eltern dieser Schritt zu groß und die Familie findet im Schwarzwald ein Auskommen. Gregors Vater kann es allerdings nie verwinden, vom Herrn im eigenen Haus plötzlich auf einem rückständigeren Hof als dem seinen mit über 65 Jahren zum Knecht zu werden. Gregor hingegen findet in der neuen Heimat Anschluß, heiratet und gründet seine eigene Familie. Mit seiner Frau Renate und einigen seiner Schwestern war er inzwischen schon mehrfach wieder in seiner ostdeutschen Heimat. Die Eindrücke von diesen Reisen hat er in seine Autobiographie geschickt miteingeflochten.

Gregor Bergmann: „Mit Kopf und Herz - Mein weiter Weg ins Leben“, Bergmann, Toppenstedt 2006, broschiert, 231 Seiten, 15 Euro 5673
 
     
     
 
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