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Im Reich des Kublai Khan

 
     
 
Es war wohl neben der Bibel nach heutigen Maßstäben der Bestseller des Mittelalters und es ist auch bis heute noch eines der berühmtesten Reisebücher der Welt. Marco Polos Buch "Beschreibung der Welt 1271 bis 1295" faszinierte die Menschen über Jahrhunderte und übt auch auf den vergleichsweise welterfahrenen Menschen der Gegenwart einen Reiz aus.

Riesige Städte, grandiose Paläste, merkwürdige Gewohnheiten und Rituale, ungewöhnliche Speisen, von all dem berichtet Marco Polo, der als 17jähriger mit seinem handeltreibenden Vater von Venedig in die Welt hinauszog, um Reichtümer zu erlangen und Abenteuer zu bestehen. Sie durchquerten Persien
wie Afghanistan und gelangten schließlich an den Hof des Mongolenherrschers Kublai Khan, dem sie mehr als 20 Jahre als Berater dienten. Nachdem Marco Polo fast ein Vierteljahrhundert nach seinem Reiseantritt wieder in Venedig angelangt war, schrieb er seine Erlebnisse nieder, die für viele andere Reisende eine wichtige Informationsquelle darstellten. So auch für Christoph Kolumbus, der den Fernen Osten erreichen wollte, versehentlich aber Amerika entdeckte.

"Endlich erreicht man einen Platz namens Kashcar, welcher, wie man sagt, früher ein unabhängiges Königreich war, aber jetzt der Herrschaft des Großkhans unterworfen ist. Seine Einwohner sind Mahometaner. Das Land ist groß und enthält viele Städte und Burgen, von den Kashcar die größte und wichtigste ist. Die Sprache des Volkes ist eine ihm eigentümliche. Sie leben von Handel und Gewerbe, vorzüglich von Verfertigung von Baumwoll- erzeugnissen. Sie haben hübsche Äcker, Baumgärten und Weinberge; und Hanf. Kaufleute aus diesem Land wandern in alle Welt; aber in Wahrheit sind sie ein schmutziges, habsüchtiges Volk, das schlecht ißt und noch schlechter trinkt. Außer den Mahometanern gibt es unter den Einwohnern viele nestorianische Christen, denen es gestattet ist, unter ihren eigenen Satzungen zu leben und ihre Kirchen zu haben. Dieses Land ist fünf Tagesreisen lang." Dieses kurze Kapitel zeigt allerdings, daß Marco Polo sehr sachlich schrieb. Lage, Größe, Herrschaftsform, Religion, Wirtschaft; all diese Eckdaten sind für den Autor sehr wichtig. Selbst ungewöhnliche Erlebnisse gibt er sehr nüchtern wieder, so daß das Buch für den Leser, der unterhaltsame Abenteuergeschichten sucht, die falsche Lektüre ist. Die Besonderheit von Marco Polos Werk liegt darin, daß er Dinge beschreibt, die vor ihm kaum ein anderer Europäer gesehen hat, und zudem einen Eindruck von dem Leben in Asien von vor über 700 Jahren vermittelt. Fritz Hegelmann

Marco Polo: "Die Beschreibung der Welt 1271 bis 1295", Erdmann Verlag, Stuttgart 2003, geb., 320 Seiten, 22 Euro
 
     
     
 
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