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Lovis Corinth, der Meister aus Tapiau, soll gar nicht begeistert gewesen sein, als er entdeckte, daß seine Frau, die Malerin Charlot- te Berend-Corinth, Kunstdrucke sammelte. "Wozu soll denn das gut sein?" Nun, viele Kunstliebhaber leisteten sich in den Zwanziger Jahren eine solche kleine Sammlung die Originale waren ohnehin unerreichbar und meist unbezahlbar. Seit der Erfindung des Lichtdrucks, der sogenannten "Kollotypie", um 1850 in Frankreich fanden auch die Deutschen immer mehr Gefallen an dieser Reproduktionstechnik, bei dem eine mit lichtempfindlicher Chromgelatine beschichtete Glasplatte als Druckträger dient. Stellen, die wenig belichtet werden, quellen, wenn man sie anfeuchtet, stärker auf und stoßen die fetthaltige Druckfarbe ab. Die stärker belichteten Stellen hingegen nehmen die Farbe an. Ein Raster ist bei diesem Flachdruckverfahren nicht nötig, und so eignet sich der Lichtdruck vor allem für die Herstellung von Faksimiles oder eben Reproduktionen von Handzeichnungen, Aquarellen, Pastellen oder Tuschzeichnungen.
Das erkannte man auch in der 1884 gegründeten Verlags abteilung der Berliner Reichsdruckerei. Seit 1921 stellte man dort im Lichtdruckverfahren die sogenannten "Reichsdrucke" her, originalgetreue Wiedergaben von gezeichneten und gemalten Originalen zunächst nur alter Meister. 1923 dann wandte man sich auch zeitgenössischen Künstlern zu, Max Liebermann etwa oder Max Slevogt. Auch Motive von Adolph Menzel waren sehr begehrt. Ganze Mappenwerke erschienen und fanden regen Absatz. 1929 wurde der Reichsdruckerei auf der Weltausstellung in Barcelona sogar der Große Preis für ihre Lichtdruckreproduktionen zuerkannt.
Die Technik war so perfekt, daß selbst ausgewiesene Kenner einen Lichtdruck nicht von dem Original unterscheiden konnten. Es war also dringend geboten, Mißbrauch oder Verwechslungen vorzubeugen. Und so wurden die Drucke mit dem Aufdruck "Faksimilereproduktion der Reichsdruckerei Berlin" und mit der Blindprägung "Reichsdruck" und einem Adlerkopf gekennzeichnet.
Die Lichtdruckwerkstatt der Reichsdruckerei wurde im Zweiten Weltkrieg völlig zerstört. Eine stattliche Anzahl von Andrucken, die für die Künstler bestimmt waren, um ihr Einverständnis für den Druck zu genehmigen ("Imprimatur"), ist allerdings erhalten geblieben. Und so sind noch bis zum 21. März im Ausstellungsfoyer der Bundesdruckerei, Kommandantenstraße 15, täglich von 10 bis 20 Uhr, rund 40 Andrucke nach Originalen von Max Liebermann, Max Slevogt und Adolph Menzel zu sehen.
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