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Maulkorb für Literaten

 
     
 
Putin erwartet Lob nicht Kritik", so der Verleger, Autor von 26 Büchern und Generalsekretär des mehr als 200 Mitglieder umfassenden nichtstaatlichen russischen Schriftstellerverbandes "Peter Aleshkin" im Münchner Presseclub.

Zusammen mit einigen Kollegen der "Gruppe 17", benannt nach der Zahl ihrer Gründungsmitglieder, hatte er sogar Mühe, nach Deutschland zu kommen. Wie zur Zeit der UdSSR waren neu aufgebaute bürokratische Hürden vor der Ausreise zu überwinden. Kritischer Realismus in der Literat
ur ist derzeit in Rußland nicht erwünscht.

Zur Pariser Buchmesse wurde Mitgliedern der "Gruppe 17" die Ausreise zunächst ganz verwehrt. Erst ein Brief an Frankreichs Präsidenten Chirac zeigte Wirkung und sicherte den Russen die Präsentation ihrer Werke und eine einstündige Pressekonferenz zu.

Die "Gruppe 17" knüpft betont an die Tradition der russischen Klassiker an, Leben und Leid der kleinen Leute zu beschreiben. Die Regierung dagegen fördert den Postrealismus, der sich mit den Erfolgen des gegenwärtigen Rußlands auseinandersetzt. Wer sich daran nicht hält, gerät auf die Liste des KGB-Nachfolgers mit entsprechenden Schwierigkeiten.

Die deutschen Journalisten verblüfft die hohe Meinung von Gorbatschow: "Bei ihm gab es literarische Freiheit", die jetzt nicht nur bei Büchern, sondern auch Zeitungen und Zeitschriften wieder eingeschränkt werde. Erste Zeitungen sind verboten. Auch private Rundfunk- und Fernsehsender gehören durch Mittelsmänner dem Staat. Selbst fertige Sendungen werden durch Einspruch von oben nicht ausgestrahlt. Einen neuen, selbst kleinen Verlag zu eröffnen sei kaum möglich.

Tatjana Scharikowa, Trägerin der "Goldenen Feder", die sich der Dokumentarprosa zugewandt hat, bedauert den großen Anteil der "Kitschliteratur" auf dem russischen Büchermarkt. Dort würden vor allem für Leserinnen Scheinwelten und -ideale aufgebaut. Immer gehe es um den gleichen Inhalt jeweils in anderer Verpackung. Der Anteil russischer Schritstellerinnen entspreche nicht dem in der westlichen Welt.

Bemängelt wurde von den russischen Autoren auch der Buchvertrieb. Im Gegensatz zur Sowjetzeit sei heute ein Buch, das in einer Stadt erscheine, nicht selten schon in der nächsten nur schwer zu bekommen.

Während die russischen Schriftsteller von ihrem Präsidenten nicht allzu begeistert sind, sehen sie Frau Putin ganz anders. Als einstige Lehrerin kümmere sie sich engagiert um die Sprachkultur, nicht zuletzt auch in den Schulbüchern.

Lev Kotyukov, Chefredakteur der Zeitschrift Poesie bemüht sich auch deutschsprachige Autoren bekannter zu machen. Derzeit stellt er Rilke vor. Erich Maria Remarques "Drei Kameraden" sei weiter ein Renner, den fast jedes russische Kind kenne. Norbert Matern
 
     
     
 
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