|
Anläßlich der 675-Jahr-Feier der Kreisstadt Mohrungen weilte eine Delegation des Kreistages der Kreisgemeinschaft Mohrungen in der Stadt und nahm an den Feierlichkeiten zu dem Jubiläum aktiv teil. Vorausgegangen waren umfangreiche Vorbereitungen zur Ausstellung von Bildern des aus dem Heimatkreis stammendem Malers Karl Kunz, früher Herzogswalde, dessen Wirken weit über Ostdeutschland hinaus bekannt ist. Die Anregung zu der Ausstellung war von der polnischen Leiterin des Mohrunger "Herder-Museums", Magdalena Bartos, ausgegangen. Zwischen ihr und der Kreisgemeinschaft besteht seit langem ein freundliches Einvernehmen. Trotzdem schien es nicht selbstverständlich, daß Magdalena Bartos mit dem Wirken des Malers Karl Kunz vertraut war.
Nach großer Mühe sowie vielen Gesprächen und Telefonaten gelang es, eine stattliche Anzahl von Bildern zusammenzubringen. Leider konnten nicht alle bekannten Kunz-Bilder zusammengeführt werden. Einen großen Teil steuerte das ostdeutsche Landesmuseum in Lüneburg als Leihgaben bei; etwa genau so viel konnte das Archiv der Kreisgemeinschaft in Gießen beitragen. Ein Bild, den Frauenburger Dom darstellend, stammte aus dem Zimmer des Sprechers der Freundeskreis, Erika Steinbach , andere aus Privatbesitz. Erhebliche Probleme bereiteten die Versicherung der Bilder und der Transport nach Mohrungen. Mit Hilfe des Direktors des Lüneburger Museums, Dr. R. Kabus, und engagierter Mitglieder des Kreistages wurden alle Probleme gelöst, so daß die Ausstellung programmgemäß am Tag des Beginns der Feierlichkeiten eröffnet werden konnte. Dafür gebührt Dr. Kabus und Gisela Harder ein besonderer Dank.
Magdalena Bartos sprach einführende Worte in polnisch, der Kreisvertreter tat dies in deutscher Sprache. Zum Schluß überreichte Magdalena Bartos Gisela Harder einen schönen Blumenstrauß und zeichnete den Kreisvertreter Siegfried Krause mit der Herder-Plakette aus.
Die Ausstellung wird bis Ende Dezember dieses Jahres im Herder-Museum in Mohrungen zu sehen sein.
Am Rande der Feierlichkeiten kam es zu mehreren Zusammenkünften der polnischen Mohrunger Stadtväter mit dem Vorstand der Kreisgemeinschaft Mohrungen. Dabei konnten die schon seit Jahren bestehenden guten Kontakte auf der Basis des im Herbst letzten Jahres abgeschlossenen Partnerschaftsvertrages intensiviert werden.
Ein Thema, das die Kreisgemeinschaft besonders berührt, sind die verfallenden deutschen Friedhöfe. Leider werden die alten Grabmale vielerorts als Rohmaterial für neue Grabmale genutzt, manchmal auch entwendet oder zerstört. Das ist sehr bedauerlich, denn viele Grabmale stellen Zeichen der deutschen Vergangenheit dar, deren Schutz und Pflege im Partnerschaftsvertrag verankert ist.
Derart vorbereitet und bestärkt durch das Vorgehen der polnischen Stadtverwaltung in Elbing, stellte der Vorstand der Kreisgemeinschaft den Antrag auf kostenfreie Überlassung eines stillgelegten Friedhofes zum Aufstellen von Grabmalen, die sonst dem Verfall preisgegeben wären.
Die Stadt Elbing hatte alte deutsche Grabmale von abgeräumten Friedhöfen auf einem anderen, stillgelegten Gottes- acker zu einem Lapidarium aufgestellt und feierlich in Anwesenheit der polnischen Streitkräfte mit Fackelträgern und Geistlichen der vertretenen Kirchen eingeweiht.
Bei den Verhandlungen zeigte sich der Vorteil, den der Partnerschaftsvertrag bietet. Die polnischen Teilnehmer des Gespräches gingen bereitwillig auf den Vorschlag ein und versprachen, den Antrag bei der nächsten Sitzung des Stadtrates wohlwollend zu beraten. Schon wenige Tage darauf traf der schriftliche Bescheid mit der Zustimmung ein. Zwar steht der in Frage kommende Friedhof unter der Aufsicht des sogenannten Gebäudekonservators der Wojewodschaft Allenstein; dessen Zustimmung scheint jedoch unter normalen Bedingungen sicher zu sein.
Die durchaus freundschaftlichen Kontakte zwischen Bürgermeister Henryk Blitek und dem Vizebürgermeister Edmund Winnicki befruchteten auch den weiteren Verlauf der Feierlichkeiten. Dies kam nicht nur in der vom Kreisvertreter auf polnisch vorgetragenen Begrüßung zum Ausdruck, für die der Kreisvertreter reichlich Applaus von den polnischen Teilnehmern erhielt.
Den Festvortrag hielt Dr. Ernst Vogelsang, Hobbyhistoriker aus Leidenschaft und Mitglied der historischen Kommission, über das Thema "Mohrungen zur Zeit Johann Gottfried Herders" in deutscher Sprache. Weil eine Übersetzung den Vortrag sehr gestört und in die Länge gezogen hätte, war der Vortrag ins Polnische übersetzt und vervielfältigt worden. Die polnischen Teilnehmer waren daran sehr interessiert. Die deutschen Teilnehmer gaben ihrer Hoffnung Ausdruck, daß die begonnenen Kontakte auch nach der nächsten Kommunalwahl erfolgreich wei-tergeführt werden können.
Die Feierlichkeiten fielen zusammen mit dem 258. Geburtstag J. G. Herders, der auch heute noch als der größte Sohn der Stadt gilt. Zu seinen Ehren werden alljährlich an seinem Geburtstag, dem 25. August, an dem wiederhergestellten Denkmal Blumengebinde niedergelegt.
Es galt, noch einen weiteren Geburtstag zu feiern: Der Verein der deutschen Bevölkerung, "Herder", in Mohrungen beging am 25. August dieses Jahres seinen 10. Geburtstag. Die von der Vorsitzenden Urszula Manka begrüßten Gäste, darunter der Bürgermeister, der Vorsitzende des Dachverbandes der Deutschen Vereine in Ostdeutschland und der Kreisvertreter, überbrachten ihre herzlichen Glückwünsche und Geschenke. Der Kreisvertreter übergab einen ansehnlichen Betrag, der helfen sollte, das Fest zu gestalten.
Die besondere Wertschätzung, welche die deutsche Volksgruppe in Mohrungen genießt, kam nicht zuletzt in der gleichzeitig stattfindenden Wahl der beliebtesten Mohrunger Bürgerin zum Ausdruck. Die Wahl fiel auf die Leiterin der Sozialstation und das Mitglied des Deutschen Vereins in Mohrungen, Eva Filipowicz. Die Überraschung darüber war gelungen. Die angereisten Mitglieder des Kreistages waren überzeugt, daß die Wahl kaum anders hätte ausfallen können, und gratulierten Eva Filipowicz sehr herzlich.
Für jeden Besucher Mohrungens gibt es schon heute einen Ort, an dem er nicht vorübergehen darf. Es ist das Schwesterngrab auf dem stadtauswärts in Richtung Maldeuten auf der rechten Seite gelegenen Friedhof. Das Grab wurde zur letzten Ruhestätte für 26 Diakonissinnen des Mohrunger Krankenhauses, die sich beim Einmarsch der Roten Armee im Januar 1945 das Leben nahmen, um nicht geschändet zu werden.
Die Kreisgemeinschaft schenkt diesem Grab besondere Aufmerksamkeit. So erwarb sie das Nutzungsrecht des Grabes, um es vor der Einebnung zu bewahren. Schon vor einiger Zeit hatte es der deutsche Verein in Mohrungen mit einer Marmorplatte gesichert. Im Frühjahr dieses Jahres erhielt es durch die Kreisgemeinschaft noch eine eiserne Umzäunung.
Anläßlich des Besuches wurde ein Kranz niedergelegt und der Toten mit einem Gebet gedacht. Wir Mohrunger meinen, dies Grab ist eine Wallfahrtsstätte, die wir besonders in Ehren halten müssen. S. K.
Ehrenvolles Gedenken: Vertreter der Kreisgemeinschaft am Grab der 26 Krankenhausdiakonissinnen, die beim Einmarsch der Roten Armee den Freitod der Schändung vorzogen |
|