|
Der Widerstand hat sich gelohnt: Die seit Jahren umstrittene Rechtschreibreform wird nun doch nicht, wie von ihren Befürwortern geplant, am 1. August 2005 in vollem Umfang in Kraft treten. Die Kultusminister folgten dem "Rat für deutsche Rechtschreibung" und legten die strittigen Teile erst einmal auf Eis. Betroffen sind davon vor allem die Regeln zur Getrennt- und Zusammenschreibung, zur Silbentrennung und zur Zeichensetzung.
Die Änderungswünsche des Rates fanden bei Politikern und Verbänden breite Zustimmung. So meinte Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff , der mit seiner scharfen öffentlichen Kritik die neuerliche Diskussion über das zweifelhafte Reformwerk überhaupt erst in Gang gebracht hatte, die Vorschläge gingen "in die richtige Richtung". Er wünsche sich aber eine noch weitergehende Rücknahme der ursprünglichen Reformpläne.
Im Juni will das Expertengremium seine Beratungen fortsetzen und zu einigen Punkten wie der Getrennt- und Zusammenschreibung wohl auch abschließen. Wie lange andere weiterhin strittige Fragen noch diskutiert werden müssen, ist derzeit noch völlig offen. Jedenfalls dürfte der Termin 1. August nicht zu halten sein.
Die Kultusminister tendieren, wie aus informierten Kreisen zu erfahren ist, mehrheitlich dazu, die Expertenrunde nicht unter Zeitdruck zu setzen; es komme jetzt darauf an, Schüler, Lehrer und Eltern nicht weiter zu verunsichern, sondern ihnen erst dann neue Regeln zu verordnen, wenn sichergestellt sei, daß diese nicht in kürzester Zeit erneut geändert werden.
Beispielsweise will das Saarland die bisherige Übergangsregelung vorerst beibehalten; dort sollen also an den Schulen sowie im amtlichen Sprachgebrauch weiterhin die alte und die neue Rechtschreibung nebeneinander gültig sein.
Aus der Sicht der Reformgegner handelt es sich bei der jetzt von den Kultusministern getroffenen Regelung zumindest um einen beachtlichen Teilerfolg. Natürlich hätten sie es lieber gesehen, wenn noch weitere der von ihnen seit Jahren kritisierten Reformstücke gekippt worden wären. Andererseits aber wird auch in diesen Kreisen eingeräumt, daß nicht alles an der Rechtschreibreform schlecht und unsinnig sei - wenigstens das Schlimmste sei nun aber verhindert worden. |
|