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Der Einfluß des Hellenismus hat sich in Rom seit Beginn des 6. Jhs. v.Chr. zuerst durch Vermittlung der Etrusker , später dann nach der Berührung mit den Städten der Magna Graecia (4. Jh.) entfaltet. Die Einführung der Philosophie in Rom ist nichts als ein weiterer Aspekt griechischen Einflusses. Schon Appius Claudius, Zensor 312, war Pythagoreer, und im folgenden Jahrhundert war das Werk des Ennius philosophisch durchtränkt. Als sich aber zu Beginn des 2. Jhs. die römischen Eroberungen weiter nach Osten erstreckten, gelangten auch berufsmäßige Philosophen nach Rom, wo sie nicht immer freundlich empfangen wurden. Trotz des Unwillens des Senats zog die Philosophie in die Stadt ein. Aemilius Paullus vertraute die Erziehung seines Sohnes Scipio Aemilianus Philosophen an. Zwei Epikureer , Alkios und Philiskos, lehrten in Rom: Ihre Lehre, insbesondere ihre Moral, schien den römischen Tugenden zu widersprechen, und der Senat ließ sie hinauswerfen. Andere Philosophen kamen und wurden 161 durch den Prätor M. Pomponius erneut verjagt; dies traf auch die Rhetoren, denn in den Augen des Senat waren auch sie verdächtig, die Jugend von nützlicheren Aktivitäten abzulenken: Diskussionen seien Zeitverschwendung. Zwei Jahre später (159) hielt Krates von Mallos, ein Grammatiker und Philosoph, eine Reihe von Vorträgen, die sich lebhaften Zuspruchs erfreuten. Einerseits waren die Römer weit entfernt davon, für die griechischen Unterrichtungen unempfänglich zu sein, andererseits fanden die Vertreibungsmaßnahmen nur zeitweiligen Widerhall. Im Jahre 155 fand die berühmte Philosophengesandtschaft des Akademikers Karneades, des Stoikers Diogenes von Seleukia und des Peripatetikers Kritolaos statt, die nach Rom gekommen waren, um die Sache Athens vor Gericht zu verteidigen. Karneades war ein skandalöser Erfolg beschieden: Seine Fähigkeit, zuerst die Gerechtigkeit zu loben, dann aber aufzuzeigen, daß sie nichts anderes als eine Chimäre ist, beunruhigte die Senatoren dermaßen, daß sie die drei Philosophen heimschickten. In der Zwischenzeit hatte sich C. Laelius, der Freund des Scipio Aemilianus, zum Stoizismus des Diogenes bekannt, und nichts vermochte die Bürger aufzuhalten, selbst Philosophen zu werden. So war etwa der Stoiker Blossius Ratgeber des Tib. Gracchus ; Panaitios von Rhodos, der Begründer der Mittleren Stoa, wurde 140 zum Scipionenkreis zugelassen, in dem er großen Einfluß auf den Dichter Lucilius hatte, langfristig auch auf Cicero und die römische Philosophie. Hiermit, so kann man sagen, war die Philosophie in Rom eingeführt.
Den Lesungen der Philosophen zuzuhören, wird zu einem Teil kultureller Bildung, der aus den römischen Schulen nicht mehr wegzudenken ist. Doch gibt es auch römische Philosophen wie Lukrez , Cicero, Seneca oder Marc Aurel , die den verschiedenen philosophischen Strömungen ein besonderes römisches Kolorit verleihen.
Allgemein läßt sich sagen, daß zur Zeit der Republik die Stoa und der Epikureismus, zur Kaiserzeit die Stoa und in der späteren Zeit der Neuplatonismus vorherrschend waren, doch ist es unstrittig die Stoa, die den tiefsten Eindruck hinterlassen hat. |
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