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So glücklich hat man Angela Merkel schon lange nicht mehr erlebt. Als sich die Stimmengewinne der schleswig-holsteinischen Parteifreunde in der Größenordnung von fünf Prozentpunkten stabilisierten, strahlte die CDU-Vorsitzende in alle Fernsehkameras. Sie konnte sicher sein: Das hat sie ihrem großen Ziel, der Kanzlerkandidatur im Wahljahr 2006, ein gutes Stück nähergebracht.
Als dann kurz vor Mitternacht die Kieler Regierungsträume erst einmal platzten, weil die FDP mit ihrem geschwätzigen Oberliberalen Kubicki dem CDU-Vormann Carstensen auf der Zielgeraden die Tour vermasselt hatte, da zog es Frau Merkel vor, erst einmal weiterzustrahlen und die Wermutstropfen zu ignorieren. Aber es war eben doch nur ein halber Sieg; der angestrebte Machtwechsel an der Förde findet voraussichtlich nicht statt.
Eng wird es wohl auch im Mai, wenn Deutschlands bevölkerungsreichstes Bundesland einen neuen Landtag wählt. Die CDU setzt hoffnungsvoll darauf, daß es an Rhein und Ruhr keine geschützten Minderheiten mit privilegiertem Wahlrecht gibt, ein Wahlsieg also nicht so leicht zunichte gemacht werden könnte wie an der Förde. Rot-Grün vertraut darauf, daß in drei Monaten Hartz IV erste segensreiche Wirkungen zeitigt und das Volk endlich kapiert, welche Wohltaten es Schröder, Eichel und Fischer, aber auch Steinbrück und Höhn zu danken hat.
Viel wird davon abhängen, wie sich bis dahin die Arbeitslosenzahlen entwickeln. Gelingt CDU-Kandidat Rüttgers die Ablösung der Landesregierung, hätte die CDU-Chefin - nach dem Punktsieg von Kiel - eine entscheidende Runde gewonnen. Wer in der Union wollte ihr dann noch die Kanzlerkandidatur streitig machen? Doch selbst in diesem Falle wäre es von der Kandidatin Merkel zur Kanzlerin Merkel noch ein weiter und steiniger Weg. Wie knapp vor dem Ziel man noch ins Straucheln geraten kann, davon kann Peter Harry Carstensen ein gar nicht fröhliches Lied singen. |
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