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RASSENUNTERSCHIEDE DES WACHSTUMS

 
     
 
Homo Ist durch ein langsames Wachstum in der Jugendzeit gekennzeichnet (Retardation , Abstammung): Die Wachstumskurven verschiedener Wirbeltiere lassen sich bei Verwendung entsprechender Maßstäbe in Deckung bringen; beim Menschen ist das jedoch erst vorn puberalen Wachstumsschub an möglich, vorher zeigt die Wachstumskurve einen flacheren Anstieg (v. Berta1anffy). Eine Ausnahme macht jedoch das rasche Wachstum im Säuglingsalter, das das spätfetale Wachstumstempo fortsetzt. Hierin unterscheidet sich der Mensch auch von anderen Pongiden (Schimpanse, Gorilla, Orang-Utan). P o r t m a n n hat deshalb den Menschen als physiologische Frühgeburt bezeichnet, dessen fetale Wachstumsperiode eigentlich erst mit dem 1. Lebensjahr abgeschlossen ist, und bringt die vorzeitige Geburt mit dem großen menschlichen Hirn bzw. Hirnschädel in Verbindung. Wichtig ist, daß damit beim Menschen Entwicklungsstadien, die bei den Pongiden vorgeburtlich durchlaufen werden, insbesondere der Erwerb der arteigenen Fortbewegung und Kommunikationsmittel, schon in der menschlichen Lernumwelt liegen (Kulturanthropologie). Eine Reihe von Merkmalsunterschieden zwischen Pongiden und Homo ist ferner auf quantitative Unterschiede partieller Wachstumsgeschwindigkeiten (Akzelerationen und Retardationen) zurückzuführen, so das Fehlen des Os centrale der Mittelhand, das schon fetal verschmilzt, und die frühere und stärkere Ausbildung des Promontoriums (Primaten).

Rassenunterschiede des allgemeinen Längen- und Massenwachstums bestehen vor allem für die absolute Größe, die in bestimmten Altersklassen erreicht wird, während die Wachstumskurven in ihrem Verlauf durchweg ähnlich sind. So wird bei allen Rassen mit 9 Jahren etwa 75 v. H. und mit 15 Jahren 95 v. H. der endgültigen Körperhöhe erreicht (VV. L e n z). Die rassischen Größenunterschiede bilden sich jedoch zum Teil erst im nachpuberalen Wachstum voll aus. So sind japanische Knaben in San Franzisko bis zum 15. Jahr ebenso groß wie weiße Knaben gleichen Alters und entsprechender sozialer Herkunft, bleiben aber dann in zunehmendem Grade hinter den Weißen zurück; die Wachstumskurve verläuft genauso wie bei japanischen Knaben in Japan, jedoch in einem Abstand von 4 cm, der auf verschiedene Ernährungsverhältnisse zurückgeführt werden kann (Ishiwera). Die Ausbildung der rassenkennzechnenen Proportionen und Formmerkmale durch unterschiedliche Wachstumsgeschwindigkeit beginnt vorgeburtlich zur selben Zeit wie die Ausbildung der menschlichen Merkmale überhaupt (A. H. Schultz). So zeigen negride Feten des 3. Monats ebenso wie Erwachsene eine geringere Höhe der Schädelkapsel, breitere Nasen, schmalere Hüften, längere Arme und größere relative Unterarmlänge als Weiße. Von Rassenunterschieden der Ossifikation ist bisher nur die frühere Ossifikation von Negersäuglingen im Vergleich mit weißen bekannt, die nicht aus einem allgemeinen Entwicklungsvorsprung gedeutet werden kann, da Geburtsgewicht und Körperhöhe in den ersten Lebensjahren bei ihnen niedriger liegen und ungünstige Ernährungsverhältnisse häufiger sind.

Die meisten älteren Angaben über Rassenunterschiede des Reifungsablaufs, insbesondere über die Frühreife der Tropenrassen müssen überprüft werden. In den regionalen Unterschieden des Menarchealters tritt heute das Zivilisationsniveau deutlicher heraus als der Rassenfaktor (vgl. säkulare Wachstumsveränderungen). Sicherlich spielen aber auch Rassenunterschiede eine Rolle. So liegt bei Mayamädchen trotz eiweißarmer Kost die Menarche sehr früh (durchschnittlich 12,9 Jahre); die Wachstumskurven zeigen daher eine sehr frühe Überschneidung von Knaben- und Mädchenkurve (bei 9 Jahren, bei Navajo dagegen lo, bei Weißen in Michigan 108/2 Jahre). In Afrika beträgt für 23 Populationen die Rangordnungskorrelation (Gini-Index) zwischen Breitengrad und Menarche + 0,34, in Europa für 12 Populationen + 0,25 (M. F e d e r i c i).
 
     
     
 
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