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a) J u n g p a l a o l i t 11 i k u m:
Für diese Periode liegen aus Amerika noch keine gesicherten Menschenreste vor, dagegen ausreichend kulturelle Hinterlassenschaften. Wir dürfen die Eiszeitchronologie Amerikas annähernd mit den europäischen Befunden parallelisieren, haben allerdings damit zu rechnen, daß gewisse Großsäuger der Endglazialzeit auf diesem Kontinent länger gelebt haben als in Eurasien, wie auch andere für Amerika allein typische Arten (Riesenfaultiere, Riesengürteltiere) ihr Ende erst dem Eindringen des Menschen verdanken, aber noch eine Zeit mit ihm gelebt haben. Die ältesten durch C~4 datierten Kulturschichten sind mit Zeitangabe von etwa 40 000 (?) Jahren aus Kalifornien gemeldet, dann folgt als wohl noch endpaläolithisch die F o l s o m -k u l t u r. Leider ist das Jungpaläolithikum Nordostasiens noch viel zu wenig erforscht, um daraus Hinweise auf die möglichen Herkunftsräume der Erstbesiedler Amerikas entnehmen zu können. Sicher ist, daß während der letzten Kaltzeit die Beringstraße durch die eustatische Absenkung des Meeresspiegels trocken gelegen haben dürfte bzw. ein Überschreiten entlang eines Eisrandes möglich war. Die Einwanderung hat ohne Zweifel in mehreren Wellen nacheinander stattgefunden, wobei die frühen Gruppen überwiegend undifferenzierte Merkmalskombinationen der Altschicht des Homo sapiens mitgebracht haben dürften. Das geht daraus hervor, daß noch heute in Randlagen oder in Refugialgebieten deutlich nichtindianide Formzüge festzustellen sind (z. B. Kalifornien, Urwaldgebiete Brasiliens, südliches Südamerika). Die unerschlossenen Nahrungsreserven dieses Doppelkontinents dürften zumindest für die offenen Landschaften eine relativ hohe Vermehrungsrate der Einwanderer ermöglicht haben, was eine rasche Besiedlung des gesamten Großraums, entsprechend der überlieferten parasitären Wirtschaftsweise, erwarten läßt. Die nördlichen Wald- wie die tropischen Urwaldgebiete dürften dabei vorerst weitgehend ausgespart worden sein. Trotzdem wird die Besiedlung der frühen Erschließung allgemein dünn einzuschätzen sein, die für das heutige Rassenbild typenbildenden Wellen größerer Kopfzahl sind wohl aber im wesentlichen erst nacheiszeitlich nach Amerika gekommen, da sie in ihrer Merkmalskombination überwiegend Mongolides mitbrachten. Man wird für diese Wellen den zunehmenden Druck aus dem mongoliden Kernraum der T u n g i d e n (– Asien rassengeschichtlich) verantwortlich machen dürfen, der dabei noch nicht voll ausdifferenzierte Populationen aus nördlicheren Randlagen des Mongolidentums nach Amerika abdrängte.
b) Mesolithikum: Der Beginn dieser Kulturperiode ist zeitlich nicht eben einwandfrei mit den entsprechenden Stufen in Eurasien zu parallelisieren, das gleiche gilt für ihr Ende. Immerhin liegen aus Nord-, Mittel- und Südamerika nunmehr bereits Menschenreste vor, die in diesen Kulturabschnitt datiert werden können. Entsprechend der Forschungsintensität überwiegen die Reste aus den USA.
T e p e x p a n (Mexiko) : C14-Test ergibt annähernd 9000 v. Chr. Skelett großwüchsig, Schädel mittellang, hoch, Überaugenregion mäßig. Gesicht breit, Jochbeine ausgeschwungen, Nase breit, keine Prognathie. Schädel von rezenten Indianiden dieses Raums nicht mehr deutlich verschieden, aber noch Anklänge an die Altschicht.
L a g o a Santa (Ostbrasilien) : 1840, Serie aus Höhlen, keine Datierung. Trotzdem recht wahrscheinlich Angehörige früher Einwanderungswelle. Weicher modellierte Langschädel mit hoher, steiler Stirn, mäßig ausgebildeter Überaugenregion, mittelbreit-hohen Augenhöhlen und Nasen, breiterem Gesicht und mäßig vorkiefrig. Noch keine faßbaren Anklänge an Mongolides, eher Formparallelen zu melanesider Altschicht (– Indonesien/Ozeanien), auf jeden Fall überwiegen noch die alteuropiden Formelemente. Daher Population ohne schwerwiegende Bedenken an erste, noch wenig rassisch differenzierte Einwanderungsschübe aus Nordostasien anzuschließen.
Zu dieser Fundgruppe könnte man aus Südamerika noch die Reste von C o n f i n s (Min-des Gerdes) in Südbrasilien und vielleicht P u n i n (Ecuador) stellen, während aus N o r d a m e r i k a in diese Periode mit einiger Wahrscheinlichkeit die morphologisch wenig aussagefähigen Reste von L a n s i n g, B r o to n s V a l l e y und V e r o placiert werden können. Allen gemeinsam ist das Fehlen deutlich in Richtung mongolid weisender Formzüge. Die Schädel sind durchweg noch langförmig, zeigen eine gering entwickelte Überaugenpartie bei allgemein massivem Bau, die Augenhöhlen sind weitgehend noch niedriger, die Nase und das Gesicht breit, Vorkiefrigkeit ist zum Teil vertreten. Die Körperhöhe liegt, soweit zu fassen, über dem mittleren Bereich. Es überwiegen also noch die indifferenten Formzüge mehr alteuropiden Charakters, wie wir es bei Angehörigen der frühen Einwanderungswellen erwarten müßten.
c) N e o l i t h i k u m b i s Neuzeit: In dieser Periode ist der gesamte Raum des Doppelkontinents auch mit seinen Wald- und Urwaldregionen erschlossen worden. Dabei werden die älteren Wirtschaftsformen in die ungünstigeren Refugialgebiete abgedrängt. Auf den offenen Landschaften hält sich noch verbreitet bis zur Ankunft der Europäer und danach ein höheres, vielfältig organisiertes Jägertum, das teilweise begrenzt Anbau übernommen hat. In Amerika hat sich der Übergang zur Seßhaftigkeit und Nahrungserzeugung durch Pflanzenbau wie Viehhaltung eindeutig selbständig entfaltet und aus dem einheimischen Bestand von Wildarten eine ganze Reihe von Kulturpflanzen wie Haustieren entwickelt. Der Übergang zu hochzivilisierten Stadtkulturen in Mittelamerika und dem nordwestlichen Bereich Südamerikas dürfte aber wesentlich später eingetreten sein als in Eurasien bzw. Weißafrika und kaum viel vor Christi Geburt angesetzt werden können. Die dabei erreichten hohen Kulturleistungen sind in ihrer Eigenprägung wie Vielseitigkeit erstaunlich. Ein Austausch oder eine Befruchtung von Asien her über die Inselbrücken bzw. den Großen Ozean kann nicht mit absoluter Sicherheit ausgeschlossen werden, ist aber, wenn überhaupt, nur von ganz geringem Einfluß gewesen. Biologisch-rassengeschichtlich hat diese Möglichkeit aber keinerlei Bedeutung gehabt, die Zuwanderergruppen von Gewicht sind nur über Land von Nordostasien her gekommen. Für diesen Abschnitt müssen wir auch mit dem Faßbarwerden des heute weit überwiegenden mongoliden Anteils im Merkmalskombinat der Indianiden rechnen, der uns erlaubt, diese Rassengruppe an den Großrassenkreis der Mongoliden anzuschließen, wenn auch in ihrem amerikanischen Zweig noch deutlich das ältere Substrat mehr alteuropiden Charakters mitenthalten ist. Da bis jetzt kaum anthropologisch verwertbare Reste aus der neolithischen und je nach Nähe zum Hochkulturbereich entwikkelteren Periode in ausreichenden Serien geborgen sind, können wir nur wenig über den speziellen rassengeschichtlichen Entwicklungsablauf sagen und müssen uns auf eine gedrängte Beschreibung des modernen Befundes beschränken. Im Körperbau ist die mongolide Langrumpfigkeit teilweise sehr deutlich zu fassen. Der Schädelbau zeigt sowohl Lang- wie Kurzformen, welch letztere ebenfalls eindeutig jung sind. Die Indianiden N o r d a m e r i k a s besitzen gleichfalls ein etwas breiteres Gesicht mit vielfach betont vorgebauten Wangenbeinen, die Nase ist dagegen zumeist unmongolid scharf und hochrückig, z. T. hakig gebaut, das Kinn im Durchschnitt auch stärker betont. Die Augen besitzen nicht jene ausgeprägt mongolide Deckfalte wie der ausdifferenzierte Kernraum dieser Großrasse, doch ist sie in mehr oder minder deutlicher Ahnlichkeit vertreten und die Augenöffnung insgesamt weniger hoch als bei den Europiden, man kann von einer gemäßigten Schlitzäugigkeit sprechen. Die Farbkomplexion entspricht mit dunklen Haar- und Augenfarben und einer dichten, schwächer bis mittel getönten Haut eindeutig dem Befund bei den Mongoliden die Bezeichnung Rothäute bezieht sich nicht auf die angeborene Hautfarbe, sondern auf eine zusätzliche intentionelle Bemalung im Brauchtum bestimmter Stammesgruppen. In gleiche Richtung mongolider Herkunft deutet die breite Klimaanpassung ohne entsprechend deutliche Abstufung in der Pigmentanreicherung nach Klimazonen und Einstrahlungsintensität. Das Kopfhaar ist derber, allgemein schlicht, aber nicht ausgesprochen straff. Die Körperbehaarung ist gleichfalls außerordentlich spärlich, reicherer Bartwuchs ist vereinzelt nur bei den mehr europiformen Altgruppen (z. B. KaIiforniens) vertreten. Da die ursprünglichen Bewohner in den frühen Siedelgebieten weißer Kolonisation Nordamerikas entweder vernichtet oder nach Westen bzw. Südwesten abgedrängt sind, ist die Aussage über vermutliche Verteilung der kennzeichnenden Merkmalskombinationen vor der europäischen Einwanderung nicht einheitlich. Wir nennen hier daher nur die Rassenbezeichnungen nach v. E i c k s t e d t, die weitgehend übernommen wurden. Er gliedert die nordamerikanischen Indianiden in vier große Rassen: Pazi f ide, Zentralide, Silz ide, Margide.
Im Norden dieses Kontinents finden wir noch eine besondere Rasse, die E s k i m i d e n, die sich von Alaska her am Nordrand des Festlands in dünner Verbreitung entlangziehen, teilweise auch die vorgelagerten großen Inseln besetzt haben und bis nach Grönland übergreifen, wo sie schon um die Wende des ersten zum zweiten Jahrtausend n. Chr. mit europiden Gruppen aus Skandinavien zusammengestoßen sind. Man hat die Eskimiden wegen ihrer ausgeprägten Schmal-Langschädligkeit teilweise als eine besonders frühe Einwanderungswelle ansehen wollen. Das ist nicht berechtigt, ihr Einströmen oder wohl besser Einsickern in diesen Raum ist sicher spät anzusetzen, sie haben nur die deutliche Brachykephalisation der Mongoliden nicht mitgemacht. Sonst aber entsprechen sie mit Langrumpfigkeit, Schlitzäugigkeit mäßiger Ausprägung und der Komplexion in Haar-, Augen- und Hautfarbe eindeutig den Mongoliden. Dem fügen sich auch das allgemein straffere Kopfhaar und die sehr geringe Körperbehaarung gut ein.
Die Indianiden M i t t e l a m e r i k a s, Träger der Hochkulturen, werden durch v. Eickstedt noch z. T. an die Zentraliden angeschlossen, es zeigen sich aber Anklänge an die S ii d i n d i a -n i cl e n, besonders auch die A n d i d e n. Die übrigen vier großen Rassen, die v. Eickstedt unterscheidet, verteilen sich mit P a t a -g o n i d e n (etwas großwüchsiger) und F u e g i d e n auf die offeneren Landschaften Südamerikas und die Südspitze des Kontinents, während B r a s i l i d e und L a g i d e die ausgesprochen tropischen Zonen bewohnen. Bei der teilweise noch recht ungenügenden Erforschung dieser Gebiete ist unser Kenntnisstand leider recht oberflächlich, wir können aber bereits aussagen, daß gemäß der Abgeschlossenheit wie dem Refugialcharakter dieser Zonen sich neben einem überwiegenden Anteil mongoliden Formguts in unterschiedlichen Prozentsätzen auch das ältere Substrat erhalten hat. Die Differenzierung, besonders in der Reliefierung des Gesichts, ist noch nicht so ausgeprägt wie bei den nordindianiden. Rassen, allgemein überwiegen im Urwaldbereich weniger deutlich mongolide Merkmalskombinationen. Aus Venezuela wird neuerdings auch das Vorhandensein von p y g m o i d e n Populationen gemeldet, was die Eigenständigkeit einer solchen Spezialisierung auch in anderen Bereichen unterstreicht (Pygmäenproblem). Für die 0 n a, einen Stamm auf Feuerland, ist nach Missionarsberichten aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts beachtenswert, daß unter ihnen helle Komplexion (blonde Haare, blaue Augen, weiße Haut) in bemerkenswerten Anteilen auffiel, obwohl sonst mongolides Formgut nicht fehlte. Man wird daraus entnehmen dürfen, daß die Begünstigung der Hellmutante der Komplexion, die wir für den Sapiens als allgemein gegeben voraussetzen dürfen, hier unter ähnlichen selektiven Klimabedingungen erfolgte, wie sie für den europäischen Kernraum der Aufhellung (Depigmentation) angenommen werden müssen. Das unterstreicht nur unsere Feststellung, daß bei ähnlicher Selektionsrichtung konvergente Ausleseerfolge über eine Anreicherung aus dem ungerichteten Mutationsangebot erreicht werden können, die nicht im Sinne eines direkten genetischen Gruppenzusammenhangs interpretiert werden dürfen. Das sollte bei der theoretischen Aufstellung von großräumigen Zusammenhängen immer ausreichend berücksichtigt werden.
Die beigegebenen Tabellen und Karten versuchen die Verteilung der wichtigsten Funde des fossilen Homo sapiens im Zusammenhang mit der kulturellen Entwicklung im zeitlichen Ablauf vom Jungpaläolithikum an darzustellen. Von den Karten (7o bis 72) gehören jeweils zwei gleicher Zeitstellung zusammen. Sie bringen den Versuch dreier Querschnitte durch die Großrassenverteilung auf der Erde seit 4000 v. Chr., die gestrichelte Schraffur kennzeichnet dabei jeweils in der Strichlage der drei Großrassen die vermutlich zu ihnen zu stellende Altschicht. Per Abstand in der Strichfolge der Schraffur versucht zugleich die mögliche Besiedlungsdichte anzugeben. Die konzentrischen Kreise auf der Karte gleicher Zeitstellung geben die vermutlichen Druckräume jeweils größter Bevölkerungsballung an und damit die anzunehmenden bevölkerungsbiologischen Schwerpunkte im Bereich der drei Großrassen, von denen ein langsamer- und stetiger Ausdehnungsdruck ausgegangen sein dürfte. Die Blitze dagegen heben die Räume geringer innerer Tragfähigkeit heraus, von denen als Unruhezentren immer wieder mehr plötzliche, aber weitreichende Bewegungen zahlenmäßig begrenzterer Bevölkerungsschübe ausgestrahlt sind. Diese haben wohl auf Bevölkerungs- und Rassenverschiebungen insgesamt einen großen Einfluß ausgeübt, ohne daß ihrem eigenen Anteil dabei ein bleibendes biologisches Dauergewicht gleich dem der Ballungsräume zugesprochen werden kann. Die Darstellungsweise ist grob schematisiert und bezieht sich allein auf die drei Großrassen, ohne auf deren vielfältige Untergliederung Rücksicht nehmen zu können. Das Ziel dieser vereinfachten Darstellungsweise ist in erster Linie, die vermutliche Verteilung annähernd wiederzugeben und in Verbindung mit dem möglichen bevölkerungsbiologischen Gewicht die daraus resultierenden Bewegungsabläufe und Verschiebungen zwischen den drei Großrassen im historischen Prozeß zu umreißen.
Die Abbildungen von Köpfen lebender Rassen wurden aus Raumgründen nur auf Männer beschränkt, die im Durchschnitt die rassenkennzeichnende Merkmalskombination schärfer ausgeprägt anbieten. Soweit möglich, sind sie in den anthropologischen Normen von vorn oder von der Seite gebracht. Der große Anteil von Vertretern der Altschichtrassen entspricht dabei nicht ihrem heute so geringen Bevölkerungsbestand, sondern ihrem hohen rassengeschichtlichen Interesse. |
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