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Ausländer nannten Bangkok noch zu Recht das ,Venedig des Ostens , ... Heute, im Jahre 1904, konzentriert sich das Alltagsleben der Stadt allerdings in gleichem Maß auf die Straßen wie auf den Fluß. Doch es ist nach wie vor der mächtige Chao Phraya, der ,Fluß der Könige , der Siams Hauptstadt ihren Charakter, Zauber und Esprit verleiht." In dieser exotischen Kulisse spielt die spannende Familiensaga "Das Erbe der Schwestern" der Australierin Caron Eastgate James. Mitreißend verknüpft sie wahre Begebenheiten mit Fiktion. So zieht es den englischen Fotograf en Edward Fairburn 1868 an den Hof von König Monkut. Schnell ist der Brite von den dortigen Sitten und Frauen fasziniert. Besonders die junge Kesri betört ihn und wird seine Geliebte, was der überraschend nachgereisten Ehefrau zuwider ist. Empört verläßt sie den Ort der Sünde, läßt allerdings ihre Tochter Elisabeth zurück, die mit Kesris Tochter Anchalee zusammen aufwächst. Aufgrund eines durch die achtjährige Elisabeth aufgedeckten Vertrauensbruches Kesris verstößt Edward jedoch diese, die über ihre eigene Tochter Rache an Elisabeth schwört. Jahre später - die beiden Mädchen sind inzwischen junge Frauen - geht die Saat des Bösen auf.
Spannend entwickelt die australische Autorin James eine von Leidenschaft durchsetzte Familiengeschichte. Dabei zeigt sich, daß sie sich intensiv mit der Geschichte Thailands auseinandergesetzt hat. Spielerisch vermittelt sie Wissen über das vor allem von westlichen Kolonialherren bedrängte asiatische Königreich im 19. Jahrhundert und versucht das Eindringen der Farang, der weißen Menschen, aus Sicht der Siamesen nachzuempfinden.
Ein fesselnder, leidenschaftlicher Roman, der, wenn auch für so manchen Leser unbefriedigenderweise, kein klischeebeladenes Happy-End findet. Fritz Hegelmann
Caron Eastgate James: "Das Erbe der Schwestern", nymphenburger, München 2003, geb., 446 Seiten, 24,90 Euro |
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