|
L. Annaeus Seneca (4-65 n.Chr.) stammte aus Cordoba und war der Sohn eines berühmten Redners , der eine Sammlung wichtiger Redeübungen, wie sie zu seiner Zeit im Unterricht praktiziert wurden, hinterließ.
Seneca ’der Philosoph’ war zwar in der Redekunst fähiger als jener, besuchte aber lieber die Vorlesungen der Philosophen , allen voran die der Stoiker Attalos und Sextius sowie die des Pythagoreers Sotion. Man findet im Werk Senecas die Synthese zweier Lebensbereiche, die er in sich aufgenommen und verarbeitet hatte. Als glänzender Rechtsanwalt begann er eine politische Laufbahn, doch Messalina , die erste Frau des Claudius, ließ ihn infolge undurchsichtiger Intrigen nach Korsika verbannen. Im Jahre 49 wurde er von Agrippina zurückgerufen und mit der Erziehung des späteren Kaisers Nero , der damals 13 Jahre alt war, betraut. Als dieser 54 n.Chr. 17jährig an die Macht kam, übte Seneca fünf Jahre lang großen Einfluß auf seinen Schüler aus, stand am Zentrum der Macht und konnte seine Freizeit dazu verwenden, Werke zu verfassen. Doch bald wurde er für Nero zu einem lästigen Mitwisser, und er trennte sich von ihm. Als sich Seneca 65 n.Chr. in die PisonischeVerschwörung verstrickt hatte, mußte er sich die Adern öffnen.
Die Lehre der Stoa lieferte Senecadie wichtigsten Grundsätze, doch die Umstände seines Lebens gaben ihm Anlaß zum Nachsinnen und zum Hinterfragen dessen, woran er glaubte. Die daraus gezogenen Schlüsse und Ratschläge legte er in seinem Werk nieder.
Er schrieb Trostschriften, ethische Abhandlungen Über die Vorsehung, Über den Zorn, Über das glückliche Leben oder Über die Wohltaten. Die Briefe an Lucilius, die er in seinen letzten Lebensjahren niederschrieb, sind sein Hauptwerk und enthalten nichts Dogmatisches oder Konventionelles. Nur selten hat er die Philosophie so lebensnah dargestellt wie in diesen 124 Briefen, die einen fortwährenden Dialog zwischen Lehrer und Schüler bilden. Senecas bildhafter, ausdrucksreicher, oft kräftiger und einschneidender Stil hat eine heilsame Wirkung auf die Gedanken. Neben seinem philosophischen Werk schrieb Seneca auch neun Tragödien, die einen großen Einfluß auf das Theater des 16. und 17.)h. ausübten. |
|