|
Erst Ende März erscheint die neueste, 13. "Shell-Studie" über die deutsche Jugend. Doch schon jetzt lassen Wissenschaftler einige interessante Einzelheiten durchblicken. So haben sich die Jugendkulturen in West- und Mitteldeutschland nahezu angeglichen, pauschale Unterschiede sind kaum noch zu beobachten.
Die Forscher sehen zwei Ursachen: Das alles beeinflussende Fernsehen ist für alle gleich, und auf beiden Seiten der Werra sind ideologisch geprägte Weltbilder in der Jugend stark auf dem Rückzug. So wirken sich die politischen Bindungen der Erwachsenengeneration immer weniger auf den Nachwuchs aus. Bei Landtagswahlen ist schon seit rund fünf Jahren zu beobachten, daß Kinder von 68ern vermehrt CDU wählten weil diese Partei ihnen einfach nicht so ideologisch erschien.
Da kommt aber schon die Sorge der Forscher ins Spiel: Die CDU vermochte es also, die unideologischen Jugendlichen, die sich von den Linken abwenden, aufzufangen und für den alteingesessenen Parteienkanon zu erhalten. Was aber, wenn die Union wegen der unappetitlichen Affären-Lawine auch nicht mehr verfängt? Wo gehen die Jungen dann hin?
Möglicherweise ist diese, in beiden Teilen der neuen Bundesrepublik gleichermaßen anzutreffende, "Entideologisierung" der Jugend auch nur ein Übergangsphänomen. Zu allen Zeiten machten sich junge Menschen Gedanken über den grundsätzlichen Zustand der Welt und ihres Landes und fanden nicht selten zu fundamentaler Kritik.
So wäre es kaum verwunderlich, wenn sich die Nachwachsenden eines guten Tages etwa den unangenehmen Begleiterscheinungen des Parteienstaates, der Frage "Wie demokratisch ist dieser Staat eigentlich wirklich?" oder anderen brenzligen Problemen mit Elan zuwenden. Man wird den Eindruck nicht los, daß auch Politiker, die die Jugend verbal ständig zum "Mitgestalten" aufrufen, diesen Tag mehr fürchten als herbeisehnen. Elisa Wachtner
|
|