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Nicht nur wer alte Kirchen betritt, sondern auch wer christliche Gemälde in Museen bewundert, stößt oft auf die Darstellung von Heiligen. Kenner der Materie können schon an den Merkmalen erkennen, um wen es sich handelt. So ist ein zu den Füßen des Heiligen kauernder Bettler mit einem halben Mantel ein sichereres Zeichen dafür, daß es sich um den Heiligen Martin von Tours handelt, und ein Korb mit Broten oder Fischen in Gemeinschaft mit einem Bettler deuten darauf hin, daß die abgebildete Edelfrau die Heilige Elisabeth ist.
Friedrich Prinz, Professor für Mittelalterliche Geschichte, nimmt sich in seiner neuesten Arbeit den Lebenswegen von zwölf Heiligen an, die nicht immer nur heilig waren. Die Kaiserin Helena beispielsweise stammte aus fragwürdigem Milieu und ging auch mit ihren Gegnern am Hofe keineswegs mildtätig um. Wer im Weg war, konnte sich noch freuen, nur ins Exil geschickt zu werden. Auch die Gelder ihrer legendären Kirchenbauten stammten aus der Unterdrückung und Ausbeutung der Bevölkerung.
Weitere für dieses Buch wichtige Heilige sind die Kirchenväter Hie-ronymus und Augustinus, die heilige Radegunde, die in ihrem Kloster strengste Askese mit liebenswerter Weltoffenheit verband, die Bischöfe Wilfrid von York und Willibald von Eichstätt, Kaiser Heinrich II., Bernhard von Clairvaux, Hildegard von Bingen sowie schließlich Franz von Assisi, dem leuchtenden Stern am Heiligenhimmel des Mittelalters.
Friedrich Prinz zeigt Licht, aber auch Schatten, im Leben der kirchlichen Vorbilder. "So vielgestaltig die Lebensformen und Charaktere der Heiligen christlichen Glaubens auch sein mögen, ebenso unterschiedlich sind ihre Wege zu Gott ..." Fritz Hegelmann
Friedrich Prinz: "Das wahre Leben der Heiligen - Zwölf historische Portraits von Kaiserin Helena bis Franz von Assisi", C. H. Beck, München 2003, geb., 13 Abb., 318 Seiten, 24,90 Euro |
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