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Was Sie wirklich denken

 
     
 
Der Publizist Rafael Seligmann warnt in der linken Tageszeitung vom 29. August vor einer Erstarrung des deutsch-jüdischen Verhältnisses:

"Juden und Nichtjuden sollten sich nicht in ihren Traumata verpuppen. Es muß wieder möglich sein, miteinander zu debattieren, ja zu streiten - ohne das Damoklesschwert des ,Antijudaismus fürchten zu müssen."

 

 

Zur in Deutschland aufgeflammten Diskussion um Benimm-Unterricht für Schüler wirft die Neue Zürcher Zeitung vom 1. September ein:

"Deutschland hat es mit Elterngenerationen zu tun, die wirken, als bedürften sie selber einer lenkenden Hand. Plump im geselligen Umgang, unbedarft in Fragen von Distanz, Höflichkeit und Rücksichtnahme, sind sie in hohem Maße unfähig, ihren Kindern Grenzen zu setzen. Prompt wuchsen in letzter Zeit die Anforderungen an Kindergärten und Schulen, die heute dort einspringen sollen, wo die Erziehungsberechtigten versagen."

 

 

Der Spiegel vom 1. September läßt den Schulleiter einer Bremer Schule, Karl Witte, zu dem Thema zu Wort kommen:

"Wir sind schon viel bescheidener geworden, was den Respekt unserer Schüler angeht, aber wir beobachten inzwischen eine Distanzlosigkeit gegenüber den Lehrern, die wir uns einfach nicht mehr gefallen lassen wollen."

 

 

Nach ihrer ersten Benimm-Unterrichtsstunde bei Witte wundert sich Schülerin Franziska, 9, laut Spiegel:

"Ich wußte gar nicht, daß man immer anklopfen muß."

 

 

Zum Streit um einen EU-Beitritt
der Türkei gibt sich die Welt vom 2. September pessimistisch:

"Über kurz oder lang wird die Türkei in die EU gleichsam hineinstolpern, weil ihr kein deutliches Nein, aber auch keine präzise Alternative geboten wird und jeder Zweifler an ihrer Europatauglichkeit mit dem Vorwurf des Rassismus zum Verstummen gebracht werden soll."

 

 

Dazu die Frankfurter Allgemeine vom selben Tag:

"Es geht ... um die menschliche Expansion in bisherige Mitglieds-länder der EU, die die Gepflogen-heiten der Freizügigkeit weit übertrifft. ... (Der türkische Minister- präsident) Erdogan will die Hoffnung wecken, daß die Aufnahme der Türkei ,den Prozeß des Zusammenstoßes der Kulturen umdrehen kann . Ein Satz, der tiefer blicken läßt, als seinem Schöpfer lieb ist."

 

Jetzt Pflaster statt Pille?

Ein leuchtend Rot ist grünes Licht

für Männchen der Primaten:

Der Affe spürt sogleich die Pflicht

zu Arterhaltungstaten.

Das Menschenmännchen umgekehrt

steht mehr und mehr aufs Schrille,

und falls es doch ein Weib begehrt,

vertraut es auf die Pille.

Statt Pillen Pflaster nun? - Famos!

Da muß man nicht erst fragen:

Das Freisignal wird sichtbar groß

am Oberarm getragen.

So gibt das Pflaster neuen Kick

für leere Kilometer -

die Renten drückt der Pflasterknick

ein paar Jahrzehnte später.

Gonzalo de Braganza
 
     
     
 
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