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Was für uns selbstverständlich ist, ist in anderen Teilen der Welt ein Grund für Not und Elend: der Zugang zu sauberem Wasser. Am Weltwassertag in der vergangenen Woche kritisierte Unicef, daß trotz aller Maßnahmen erst 83 Prozent der Menschen mit Trinkwasser versorgt seien. Am schlechtesten sei die Lage in Afrika südlich der Sahara. Hier fehle 43 Prozent der Bevölkerung sauberes Trinkwasser. Jedes fünfte Kind in der Region sterbe, bevor es fünf Jahre ist. Viele von ihnen trocknen aufgrund von Wassermangel aus oder erkranken an dem bakterienbelasteten Wasser aus schmutzigen, häufig weit entfernten Brunnen. 400 Millionen Kinder hätten nicht einmal 20 Liter Wasser am Tag zur Verfügung. Zum Vergleich: US-Amerikaner verbrauchen pro Tag 300 Liter, Italiener 200 Liter und selbst die sparsamen Deutschen konsumieren noch 130 Liter pro Kopf.
Während in Ländern der Dritten Welt also der Zugang zum Wasser über Leben und Tod entscheidet, fließt in Deutschland das nachgewiesenermaßen sauberste Trinkwasser der Welt wie selbstverständlich aus den Hähnen. Trotzdem ist Wasser derzeit in Deutschland ein diskutiertes Thema, genauer gesagt, es geht um die Privatisierung der Trinkwasserversorgung. In Deutschland gibt es rund 6.700 Wasserversorger und somit nach Ansicht so manches Unternehmens- und Finanzexperten rund 6.500 zu viel. Anstatt in den Händen von Städten und Gemeinden bürokratisch geführt zu werden, sollten lieber wenige Großkonzerne den Wassermarkt effizient unter sich aufteilen. Haushaltsdefizite haben zahlreiche Städte und Gemeinden schon zur Privatisierung gezwungen. So auch die Stadt Berlin, die 50 Prozent ihrer Anteile an RWE und Veolia verkauft hat, doch statt der durch die Teilprivatisierung erwarteten Preissenkungen mußten die Berliner nun schon die zweite Preiserhöhung hinnehmen, da die Privaten eine Rendite von acht Prozent garantiert bekommen haben, die das Unternehmen so aber nicht erwirtschaftet.
Blickt man ins Ausland, wo der Wassermarkt schon lange privatisiert ist, spürt man wenig von dem angekündigten Segen der Privatisierung. In Großbritannien wurde um den erwarteten Gewinn zu erzielen, einfach nicht mehr in die Wasserinfrastruktur investiert. Das ging ein paar Jahre gut, doch dann waren die unterirdischen Leitungen so sehr verrostet, daß es immer öfter zu Wasserrohrbrüchen kam und Bürger nicht mehr versorgt wurden. Schäden wurden auch nicht mehr sofort behoben, da das dafür zuständige Personal wegrationalisiert worden war.
Und die Wasserqualität? Befürworter der Privatisierung sagen, daß auch die privaten die deutschen Normen einhalten müssen und nicht wie in den USA einfach kräftig Chlor dazugeben dürfen, doch Zweifel gibt es trotzdem. Auch in der Schweiz und Österreich, wo ebenfalls eine Privatisierung der Wasserversorgung zur
Diskussion steht. Erfahrungen in England und Frankreich hätten gezeigt, daß dort für schlechteste Qualität gleich viel oder sogar mehr gezahlt werden müsse, so Kritiker. Diese haben sich in den Niederlanden durchgesetzt: Die Privatisierung der Wasserversorgung ist dort per Gesetz verboten.
Die Hamburger Wasserwerke wehren sich mit dem Spruch "Wasser ist für die Menschen, nicht für die Märkte" gegen eine mögliche Privatisierung. Allerdings hat die Stadt Hamburg gar keinen Grund diese zu verkaufen, denn das Unternehmen arbeitet hochprofitabel- und das mit einer 1a Wasserqualität und für knapp 0,15 Cent pro Liter. Fritz Hegelmann |
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