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Sprachlosigkeit schafft Probleme im Miteinander und führt zu negativen Erfahrungen und Gefühlen bei den betroffenen Jugendlichen", betonte Hans-Jürgen Thom vom Ministerium für Gesundheit, Soziales, Frauen und Familie, NRW, in seinem Vortrag beim jüngsten Seminar für Lehrer und Sozialpädagogen im Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Haus.
Die Berichterstattung über Spätaussiedler, insbesondere über junge Rußlanddeutsche, war in den letzten Monaten von negativen Meldungen geprägt. Gründe und Ursachen, die zu dem negativen Bild geführt haben könnten, wurden im Rahmen eines Seminars und eines Podiumsgespräches im Gerhart-Hauptmann-Haus erörtert. Es ging dabei vorrangig um die Fragen, ob die Spie- gelung in den Medien der Realität entspräche oder ob sich ein Spannungsverhältnis rund um jugendliche Spätaussiedler aufgebaut hätte.
Um die Problematik der Integration besser in den Griff zu bekommen, hat die Landesregierung - laut Aussage von Hans-Jürgen Thom - eine Reihe von Maßnahmen ergriffen. Neben dem Schwerpunkt "Sprachförderung" verspricht man sich von der interministeriellen Arbeitsgruppe "Junge Spätaussiedlerinnen und Spätaussiedler" bis Jahresende die Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen und Integrationshilfen.
Dr. Walter Engel, Direktor des Gastgeberhauses, dem die Belange der jungen Spätaussiedler durchaus bekannt sind, betonte im Rahmen der Gesprächsrunde, daß er sich eine etwas ausgewogenere Berichterstattung wünsche. Es gebe auch ausreichend positive Meldungen aus dem Bereich der Integrationsbemühungen, die der Öffentlichkeit zugetragen werden können - so Dr. Engel.
An der Diskussionsrunde beteiligten sich ferner Dimitrij German (Alma-Ata/Remagen), Wimar Breuer (Nikolaus-Groß-Haus, Köln), Claus Wierling (Kreispolizeibehörde Gummersbach), Wilfried Weske (Kriminalkommissariat Düsseldorf) und Detlev Hüwel (Rheinische Post, Düsseldorf).
Die Teilnehmer der Tagung waren sich einig, daß junge Spätaussiedler aus Rußland oder Kasachstan vor allem aufgrund mangelhafter bis gar keiner Sprachkenntnisse zur "Problemgruppe" werden und sich nach ihrer Ankunft in der Bundesrepublik wohl häufig die Frage stellen: "Wo ist meine Heimat?" Dem entgegenzuwirken ist Aufgabe der Institutionen, die sich mit Spätaussiedlern beschäftigen, aber auch der Politik und nicht zuletzt der einheimischen Gesellschaft und der Medien.
Laut der Landesregierung sind seit 1989 insgesamt 700.000 Spätaussiedler nach Nordrhein-Westfalen gekommen.
Integration ist ein vielbeschworenes Thema: Spätaus-siedler, Lehrer, Sozialpädagogen, Vertreter der Wohlfahrtsverbände und kommunaler Behörden nahmen am Seminar teil. |
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