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Über 20 Millionen Afrikaner wurden einst als Sklaven nach Arabien, Indien und vor allem Amerika deportiert. Jetzt hat die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um Reparationszahlungen von den Täterstaaten und -gesellschaften einzufordern.
Afrikanische Intellektuelle verweisen in diesem Zusammenhang ausdrücklich auf die Entschädigungsforderungen an Deutschland wegen der NS-Zeit: Was hier mit dem Brustton der moralischen Überzeugung recht ist, muß doch auch den Afrikanern gegenüber billig sein.
Eine Reihe von Nationen steht am Pranger , die sich gerade in den vergangenen Jahrzehnten eher in der Rolle der überlegenen Ankläger (der Deutschen) gefiel: Großbritannien, die USA, Frankreich und die Niederlande etwa. Es kursiert die gewaltige Summe von 777 Billionen US-Dollar. Der niemals aufzubringende Betrag wird indessen eher als symbolische Zahl gehandelt, die vor allem das Ausmaß des in Rede stehenden Menschheitsverbrechens anschaulich machen soll, heißt es. Auch Firmen wie die britische Barclay´s Bank oder Lloyds sollen zahlen, da sie ihr Vermögen auf dem Sklavenhandel aufgebaut hätten.
Die Deutschen sollten jetzt ganz genau hinsehen, wie die Beklagten reagieren. Speisen sie die Afrikaner mit einem Linsengericht ab oder verweigern sich gar ganz, wissen wir, unter welcher Rubrik wir die wiederkehrenden Forderungen an Deutschland zu verbuchen haben. Zahlen sie anständig, haben wir wenigstens die Gewißheit, nicht mehr die einzigen zu sein, die für ihre Verfehlungen der Vergangenheit zur Rechenschaft gezogen werden. Elisa Wachtner
Naumanns Macht
Einhundert Millionen Mark steckt der Bund in diesem Jahr in die Hauptstadtkulturförderung so viel wie nie zuvor. Das Geld soll vor allem den "Berliner Leuchttürmen" zugute kommen: den Opernhäusern, dem Deutschen Theater, der Philharmonie oder dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt. Finanzielle Zuwendungen vom Bund hat der stets klamme Berliner Senat auch in den vergangenen Jahren erhalten, nur hatte sich im fernen Bonn bislang kaum jemand für die genaue Verwendung der Mittel interessiert.
Das ist nun anders, seitdem die Bundesregierung inmitten der Berliner Kulturszene residiert. Schröders eigens für die Kultur bestallter Staatsminister Michael Naumann möchte sich verstärkt um die kulturellen Renommier-Objekte der Hauptstadt kümmern. Doch sein Ehrgeiz findet bei der neuen Berliner Kultursenatorin Christa Thoben (CDU) keine Gegenliebe. Sie sieht in alter provinzieller Tradition bereits das "förderalistische Prinzip" der Bundesrepublik auf dem Spiel.
In der Tat ist Naumann zuzustimmen, daß Deutschland wieder eine repräsentative Hauptstadt Berlin braucht. Auch ist in gewissem Rahmen eine Zentralisierung der Kulturförderung vonnöten, um international mithalten zu können. In Paris wäre eine derartige Diskussion wie jetzt in Berlin schlicht undenkbar. Es gehörte bislang zu den vielen offenen Berliner Geheimnissen, daß die Hauptstadtkulturförderung des Bundes in der Regel genutzt wurde, um irgendwelche Haushaltslöcher an der Spree zu stopfen. Dennoch sollte hier nicht der Bock zum Gärtner gemacht werden. Vor allem auf dem Gebiet der Vertriebenenkultur hat Naumann in seiner Amtszeit nur Defizite und Inkompetenzen offenbart. Mag er sich bereits in seiner Traumrolle als Berliner Generalintendant sehen für Deutschland wäre sie eine Albtraumrolle. Oliver Geldszus
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