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Wenn das Thalia Theater in Halle Ende September in einem dreitägigen Jugendtheaterfestival Kinder und Jugendliche auf die Bühne bittet, um dort mit Hilfe von Mythen und Erzählungen verschiedener Länder an die Sprach- und Kulturvielfalt in Europa zu erinnern, dann ist das auch ein Beitrag zum Europäischen Tag der Sprachen, der am 26. September begangen wird. Im Rahmen des von Europarat und Europäischer Union ausgerufenen Europäischen Jahrs der Sprachen wird dies einer der Höhepunkte sein. Von der breiten Öffentlichkeit leider meist kaum bemerkt sind bisher bereits viele Aktivitäten von den unterschiedlichsten Initiatoren ins Rollen gebracht worden. In Deutschland werden allein 18 Projekte
von der EU-Kommission gefördert, darunter das erwähnte Jugendtheaterfestival in Halle, aber auch eine Plakataktion der Vereinigung „Kunst ist gut e.V.“, Berlin, die vier Grundsatzfragen des Königsberger Philosophen Immanuel Kant in den Mittelpunkt stellt. Die Fragen „Was kann ich wissen?“, „Was muß ich tun?“, „Worauf darf ich hoffen?“ und „Was ist der Mensch?“ werden in verschiedene Sprachen übersetzt und in mehreren europäischen Städten auf Plakaten zu sehen sein. Die Menschen werden so aufgefordert, diese philosophischen Fragen zu diskutieren.

Mit insgesamt 4,2 Millionen Euro fördert die EU-Kommission 142 Projekte in der Union. Zweck dieser Anstrengungen ist einmal, die Vielfalt in der Einheit aufzuzeigen, aber auch auf die Möglichkeiten hinzuweisen, die das Erlernen von Fremdsprachen jung und alt gleichermaßen bietet. Gerade im Hinblick darauf, daß viele Sprachen ebenso vom Aussterben bedroht sind wie Tier- oder Pflanzenarten, ist es wichtiger denn je, sich dem Thema Sprache und Spracherhalt zu widmen. Linguisten schätzen, daß etwa alle zwei Wochen auf dieser Welt eine Sprache erlischt. Obwohl dabei zunächst nur an Sprachen gedacht wird, die von nur ganz wenigen Menschen gesprochen werden, ist die Gefahr nicht von der Hand zu weisen. So sehen Wissenschaftler im Sprachensterben eine kulturökologische Katastrophe. Indem Sprachen verlorengehen, verliert der Mensch auch das Wissen um die Vielfalt seiner Ausdrucksmöglichkeiten. Wenn man auch im Zeitalter der Globalisierung und der überregionalen Kommunikation gewiß nicht an den großen Sprachen vorbeikommt, so sind die lokalen Sprachen immer noch von nicht zu unterschätzender Bedeutung, bieten sie doch Nähe, Vertrautheit, Identität. Mehrsprachigkeit (und nicht Vermischung der einen mit der anderen Sprache wie derzeit in Deutschland) ist deshalb gefragt - nicht nur um wirtschaftlich voranzukommen, sondern auch um die eigene Identität zu wahren. Ansonsten gehört unsere deutsche Muttersprache in nicht allzu ferner Zukunft auch auf die Liste der bedrohten Spra- chen. Peter van Lohuizen

 
     
     
 
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