Aus US-Perspektive

Als "große illustrierte Darstellung des Kriegsgeschehens und seiner Hintergründe" präsentiert die Autorengruppe der britischen Militärhistoriker H.P. Willmott, Robin Cross und Charles Messenger ihr Werk "Der Zweite Weltkrieg". In der Tat reizt die Fülle an Bildmaterial, Karten und Diagrammen zum Nachschlagen und gibt viel Atmosphärisches wider. Die Konzentration auf Fotos und kurze, überwiegend an Strategie

und Technik orientierte Texte läßt die "Hintergründe" jedoch gelegentlich zu kurz kommen.

Man merkt der nach eigenem Verständnis "populären Gesamtdarstellung" die anglo-amerikanische Perspektive an. Überraschenderweise jedoch nicht so sehr in der Beurteilung (die durchaus nicht als Verurteilung Deutschlands geraten ist). Vielmehr wird der pazifische Kriegsschauplatz ausführlich geschildert, ebenso die Auswirkungen auf die amerikanische Heimatfront. Auch der Kampf um die asiatischen Kolonien aus britischer Perspektive ist sehr gelungen dargestellt.

Generell ist das Übersichtsbuch deutlich um Sachlichkeit bemüht. Die Bombardierung Dresdens sehen die Autoren immerhin kritisch: "Churchill distanzierte sich von dem Angriff, alle wiesen mit dem Finger auf Air Chief Marshall Harris, dem starrsinnigen Verteidiger der Flächenbombardements. Doch führte er nur aus, was die Vereinigten Stabschefs der USA, der UdSSR und Großbritanniens beschlossen hatten - mit Unterstützung von Roosevelt, Stalin und Churchill."

Besonderes Augenmerk legen die Autoren auf gesellschaftlichen Wandel und "Fortschritt" im Krieg. Am militärhistorischen Blick der Autoren mag es liegen, daß Operationen und Waffen vor den politischen und menschlichen Aspekten als entscheidende Kräfte des Krieges präsentiert werden. Insgesamt jedoch ein gelungenes Werk. SV

H.P. Willmott, Robin Cross, Ch. Messenger: "Der Zweite Weltkrieg", Gerstenberg, Hildesheim 2005, geb., zahlr. Abb., 319 Seiten, 39 Euro