|
Erst spät erkannte man, daß auch Industriebauten der Erhaltung wert sein können. Ein Beispiel mag die 1921 bis 1923 von Erich Mendelsohn (1887-1953) im brandenburgischen Luckenwalde erbaute Hutfabrik Friedrich Steinberg, Herrmann & Co. sein. Der Allensteiner Mendelsohn hatte den Fabrikbesitzer Herrmann bereits 1919 in Berlin kennengelernt; er wurde sein erster privater Auftraggeber. Nachdem Mendelsohn in Luckenwalde für Herrmann eine Arbeitersiedlung, eine Fabrikhalle und vermutlich auch einen kleinen Gartenpavillon errichtet hatte, schuf er mit der Hutfabrik - einem vierschiffigen Werkhal-lenkomplex, einem Färbereigebäude mit neuartigem Lüftungssystem in der Form eines überdimensionalen Hutes und einem Kraftwerk - einen Neubau, der heute als herausragendes Denkmal der Industriebaukunst gilt. In dieser Eigenschaft wurde er mittlerweile auch in die Liste der national bedeutenden Denkmale aufgenommen. Allerdings hat in den vergangenen acht Jahrzehnten nicht nur der Zahn der Zeit an dem Gebäude seine Spuren hinterlassen; auch Um- und Anbauten verfälschten das Bild des Bauwerks. Zu DDR-Zeiten war dort eine Wälzlagerfabrik untergebracht, nachdem man bereits 1934 den markanten Hut entfernt hatte. Lange stand das Gebäude nun leer, und man suchte händerringend nach einem neuen Verwendungszweck. Nachdem Überlegungen verworfen wurden, dort eine Go-Kart-Bahn zu errichten, hat es jetzt ein aus dem Libanon stammender Berliner übernommen, um dort Recyclinganlagen für Kunststoffe und Textilien unterzubringen. Noch bis zum 15. Mai 2004 ist dort auch eine Ausstellung der Berliner Akademie der Künste zu sehen, die mit Unterstützung durch das Kulturland Brandenburg 2003 entstand und die Geschichte des Bauwerks aufzeigt. Im Mittelpunkt der Ausstellung in der Industriestraße 2 (mittwochs bis sonntags 10 bis 16 Uhr) steht ein an der Universität Stuttgart gebautes Modell der Fabrikanlage im Maßstab 1:100. Auch werden erste teilsanierte Bereiche, weitere Planungen und das neue Nutzungskonzept vorgestellt.
Industriedenkmal: Die Hutfabrik Luckenwalde wird saniert
Beispiel expressionistischen Bauens: Modell der Fabrikanlage in der Luckenwalder Ausstellung |
|