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Ausstellung mit Fotografie aus dem 20. Jahrhundert wirft Fragen auf

 
     
 
Ernst blicken Porträtierte in die Kamera, andere wieder schmunzeln vergnügt. Menschen stehen in Gruppen beieinander, Kinder räkeln sich im Schlaf, junge Körper spannen die Muskeln an beim Sport. Aktdarstellungen, Szenen aus einem Theaterstück, Spiel und Sport, aber auch der ganz spezielle Blickwinkel eines Fotografen auf bemerkenswerte Architekt
ur - all das findet sich wie ein Spiegelbild des 20. Jahrhunderts in einer Ausstellung mit dem Titel: "Von Körpern und anderen Dingen". Zu sehen noch bis zum 28. September in der Galerie der Hauptstadt Prag, anschließend im Deutschen Historischen Museum Berlin (19. November bis 16. Februar 2004), im Moskauer Haus der Fotografie (15. März bis 15. April 2004) und im Museum Bochum (8. Mai bis 24. Juli 2004). Diese Ausstellung, die Fragen der sozialen Existenz anschaulich beleuchtet, wird begleitet von einer Publikation in der Edition Braus im Wachter Verlag, Heidelberg (336 Seiten, geb., 39,90 Euro). Es handelt sich um die erste zusammenhängende Geschichte zum Thema deutsche Fotografie im 20. Jahrhundert und stellt Arbeiten von so bekannten Fotografen wie F. C. Gundlach, Candida Höfer, Herlinde Koelbl, Herbert List, Helmut Newton, Albert Renger-Patzsch, August Sander oder Karl Blossfeldt vor. Die Texte schrieben Klaus Honnef (übrigens geboren in Tilsit) und Gabriele Honnef-Harling, beide ausgewiesene Experten in Sachen Fotografie. Alle wichtigen Strömungen und Tendenzen werden hier aufgezeigt und nicht zuletzt in den biographischen Hinweisen im Anhang kommentiert.

"Ausstellung und Katalog stellen den menschlichen Körper und die menschliche Dingwelt zur Diskussion zwischen den Begriffen der Versachlichung, der Manipulation, der Pervertierung, des Menschenmaterials und der Fragmentierung", schreibt Hans Ottomeyer, Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums Berlin, in seinem Vorwort zum Katalog. So fällt denn auch dem unbefangenen Betrachter auf, wie sehr sich das Menschenbild im Lauf der Jahrzehnte gewandelt hat. Vieles wirkt geradezu abstoßend, häßlich - doch nicht der Mensch an sich ist häßlich, die Darstellung des Fotografen, die Sichtweise weckt in dem Betrachter Abscheu hervor. Und in neueren Bildern sind die Menschen gar ganz verschwunden, haben sich verflüchtigt. So möchte man mit Klaus Honnef die Befürchtung teilen, "daß mit den Menschen aus den Bildern ... auch das Humane aus der Welt verschwindet".

Wolfgang Zumborn: Ohne Titel (Berlin 1998)

Herbert List: Hermestorso (Chalkis 1937)

 
     
     
 
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