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In den dreißiger Jahren entwickelte sich das Haus Gräfe und Unzer in Königsberg zur größten und modernsten Buchhandlung Europas; Bernhard Koch hatte entscheidenden Anteil an dieser Entwicklung. Das "Haus der Bücher", am Paradeplatz gegenüber der Universität gelegen, war nicht nur beliebter Treffpunkt begeisterter Leseratten, auch Autoren wie Agnes Miegel oder Alfred Brust zog es immer wieder zu "Grunzer", wie Buchhandlung und Verlag liebevoll genannt wurde.
Koch wurde vor 100 Jahren, am 19. April 1900, in Nürnberg geboren und stammte aus einer angesehenen Buchhändlerfamilie. Als sein Schwiegervater Otto Paetsch starb, übernahm Koch 1928 das Geschäft mit etwa 50 Mitarbeitern (später waren es nahezu 160). Der Verlag mit landeskundlichen und historischen Veröffentlichungen wurde zu einer tragenden Säule des Unternehmens. 1944 dann wurden die Räume am Paradeplatz und auch Tausende von Büchern zerstört. Koch aber gab nicht auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es in nur einem einzigen Verkaufsraum mit nur drei Mitarbeitern zunächst in Marburg, dann in Bad Wiessee weiter, wo er den Verlag Gräfe und Unzer neu gründete.
Heute hat der renommierte Verlag seinen Sitz in München und ist vor allem durch seine Kochbuchreihen bekannt. Zu Kochs Zeiten, der am 30. September 1970 an den Folgen eines Verkehrsunfalls starb (bezeichnenderweise befand er sich gerade auf der Rückreise von der Frankfurter Buchmesse), waren es auch zeitgenössische ostdeutsche und ostdeutsche Autoren, die zu Wort kamen neben der Neuauflage altbewährter Titel ein verlegerisches Risiko, das allerdings Früchte trug. Das "Haus der Bücher" gehört heute längst der Vergangenheit an ein Grund mehr, des Mannes zu gedenken, der vielen Ostdeutschland in ihrer Jugend so unvergessene Stunden beschert hat.
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