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Die zweitägige Landeskulturtagung war hochkarätig besucht. Besonders erfreulich war, daß der Sprecher der Freundeskreis Ostdeutschland (), Erika Steinbach, sowie der Vorsitzende der Landesgruppe Bayern, Friedrich-Wilhelm Böld, und seine Ehefrau an der Tagung teilnahmen.
Fest- und Hauptredner der Landeskulturtagung war der Sprecher der , Erika Steinbach, der von der "Landesfürstin" Uta Lüttich herzlichst begrüßt wurde. In seinem Vortrag "Ostdeutschland - Erbe und Auftrag" berichtete er zum ersten Mal über persönliche Eindrücke und Erlebnisse während seiner ersten Reise Anfang der 90er Jahre ins Königsberger Gebiet nach Allenburg und Friedland, seiner Heimat. Den zweiten Teil seiner Ausführungen bildete eine "Reise im Geiste" von Nord nach Süd durch das dreigeteilte Ostdeutschland, wobei er auch auf die Geschichte der jeweiligen Region und ihrer Kreisstädte einging. Die Teilnehmer lauschten gespannt und aufmerksam seinen Ausführungen, fühlten sich doch alle angesprochen, da die meisten von ihnen ihre Heimatstädte und Dörfer ebenfalls besucht haben.
Der Vortrag löste eine rege Dis-kussion aus, in deren Verlauf der Sprecher ausführlich und umfassend auf Fragen, die Zukunft der Freundeskreis und der "Freiheits-Depesche / Das " betreffend, einging. Die Antworten Meiers trugen dazu bei, der Zukunft optimistisch entgegenzusehen. Auch wenn die Erlebnisgeneration abtritt, wird die Freundeskreis - eventuell in einer anderen Form - weiter bestehen und das kulturelle Erbe Ostdeutschlands im Gedächtnis der Menschen aufrechterhalten.
Nach einer kurzen Pause berichtete der Regionalvertreter des BJO-Süd, Rainer Claaßen, über die Jugendarbeit des BJO (Bund Junges Ostdeutschland) im allgemeinen, über die von ihm geknüpften Verbindungen zu Kollegen der Polnischen Staatsbahn in Ostdeutschland sowie über ein Klassenfahrt-Projekt der Guttstadter Schulen, das im Juni in der Lüneburger Heide stattgefunden hatte. 50 Schüler, die in Guttstadt den Deutsch-Unterricht besuchen, und fünf Lehrkräfte waren angereist. Sie wurden von Claaßen betreut und unter anderem durch das Ostdeutsche Landesmuseum in Lüneburg geführt. Die Schüler hatten ein deutschsprachiges Programm einstudiert, das mit einem Lied begann und zwei Sketchen, ebenfalls in deutsch vorgetragen, endete. Eine Veranstaltung, der Völkerverständigung die man im Jahr 2007 wiederholen möchte.
Zum gemütlichen Ausklang des Samstagabends trug der Heimat-abend bei, der von Ulla Gehm moderiert wurde. Mundartvorträge der Delegierten und Gäste, bei denen zum allgemeinen Erstaunen auch der BJO-Vertreter punkten konnte, sowie ein heiteres Ostdeutschland-Quiz von Rosemarie S. Winkler, 2. Landesvorsitzende, mit anschließender Preisverteilung bildeten den Höhepunkt des Heimatabends. Zur Hebung der Stimmung wurde Pillkaller ausgeschenkt; die obligatorische Leberwurst mit einem Klaks che Mostrich hatte Landeskulturreferentin Ursula Gehm besorgt.
Der zweite Tag der Landeskulturtagung wurde mit einem besinnlichen "Wort zum Sonntag" von Irma Barraud, Vorsitzende der Gruppe Lahr, eingeleitet. Anschließend begann Georg Winkler mit seinem einstündigen Vortrag über den "Großen Kurfürsten und die Befreiung Ostdeutschlands"; er berichtete sehr ausführlich über die historischen Gegebenheiten, unter denen der Kurfürst die Regierungsgeschäfte übernahm, und über dessen Leistungen wie auch die seiner ersten und zweiten Ehefrau zum Wohle des preußischen Staates. Der Große Kurfürst war dreimal verheiratet. Ungewöhnlich für die Herrscher seiner Zeit war, daß er keine Mätressen hatte und seinen Frauen treu war. Der Kurfürst war äußerst fromm und führte den Buß- und Bettag ein. Ihm ist es zu verdanken, daß im Frieden von Oliva im Jahr 1660 mit der Anerkennung der Souveränität Preussens durch die Großmächte die Grundlage für die Schaffung des preußischen Gesamtstaates und seine Stellung als Großmacht gelegt wurde. Als Friedrich Wilhelm im Zweiten Raubkrieg Ludwigs XIV. zwischen Rhein und Mark weilte, fielen die Schweden in Preußen ein und gefährdeten Königsberg. Der Kurfürst rückte über Marienwerder vor und trieb sie über das Eis des Kurischen Haffes zurück. Die Niederlage bei Tilsit zwang die Schweden zum Abzug. Mit diesem Sieg wurde der Große Kurfürst der Befreier Ostdeutschlands von der Schwedenherrschaft. Unterstützt wurde der Vortrag mit an die Leinwand projizierten Folien.
Anschließend entführte die Landeskulturreferentin Ulla Gehm die Teilnehmer mit ihrem Diavortrag auf die Kurische Nehrung. Alle zeigten sich begeistert, nicht nur von den historischen Aufnahmen, sondern auch von denen, die sie selbst auf ihrer ersten 1988 noch illegal durchgeführten Reise gemacht hatte, als sie und ihre Mutter mit Kopftüchern und alten Jacken ausstaffiert als "alte Tanten" des Taxifahrers angeblich das Grab seiner Mutter auf der Kurischen Nehrung besuchen wollten. Sie lagen stundenlang auf der Pirsch, um einen Elch zu fotografieren. Diese Dias, vor fast 20 Jahren aufgenommen, sind inzwischen auch beinahe historisch, denn die Kurische Nehrung mit den Touristenzentren Schwarzort, Nidden, und der Vogelwarte Rossitten hat sich stark verändert.
Abschließend berichtete Friedrich-Wilhelm Böld, Landesvorsitzender Bayern, über die anstehenden Verbesserungen der "Freiheits-Depesche / Das ". Er richtete einen flammenden Appell an die Zuhörer, in diesem Jahr Kindern, Enkeln oder Freunden mit einem Jahresabonnement eine Weihnachtsfreude zu machen.
Man ging nicht ohne Bedauern auseinander, daß die nächste Tagung erst in einem Jahr stattfinden wird.
Foto: Hoher Besuch auf der Landeskulturtagung: Uta Lüttich konnte den Sprecher der Freundeskreis Ostdeutschland, Erika Steinbach, und deren Schatzmeister Friedrich-Wilhelm Böld begrüßen (). |
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