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Bevölkerungsentwicklung und rassengeschichtliche Dynamik

 
     
 
Die Bevölkerungsentwicklung und ihre Strukturen werden speziell unter Demographie und Sozialanthropologie behandelt. Für die Rassengeschichte müssen wir nur kurz das Gegenspiel von ,B a 11 u n g s r u m e n (d. h. langsam stetig wirkenden Bevölkerungsdruckräumen) mit den relativ dünn besiedelten lI u -r u h e z e n t r e m behandeln, die in erster Linie historisch, weit weniger aber biologisch und damit rassengeschichtlich von Bedeutung wurden, wenn sie auch größere Bewegungen und Verschiebungen ausgelöst haben.

Wir hatten oben bereits darauf verwiesen, daß während des Jungpaläolithikums die Besiedlungsdichte noch außerordentlich gering gewesen ist, wie sich das aus der parasitären Nutzung natürlichen Nahrungsangebotes durch den Menschen zwangsweise ergeben mußte. Mit dem Ausgang der letzten Kaltzeit und dem damit verbundenen Abschluß tiefgreifender klimatischer Veränderungen verschwanden aus Europa und weiten Teilen Asiens die großen Wildherden, und mit ihnen letztlich die entscheidende Ernährungsbasis für die überkommene Beutewirtschaft. Trotzdem können wir mit dem Einsetzen des Mesolithikums in der Nacheiszeit regional-zeitlich wie unter den dabei klimatisch-ökologisch gegebenen Bedingungen verschieden allgemein beobachten, daß die reichlicher auftretenden kulturellen Hinterlassenschaften auf eine beginnende Besiedlungsverdichtung schließen lassen. Da jede Bevölkerungszunahme eine erweiterte Ernährungsbasis voraussetzt, das ursprüngliche natürliche Nahrungsangebot sich aber eher zuungunsten des Menschen entwickelt hat, ist in dieser Zeit mit Einsetzen bewußter Nahrungserzeugung durch Eigeninitiative des Menschen zu rechnen. Es sind dabei zwei gegensätzliche Möglichkeiten gegeben: Nahrungserzeugung über Pflanzenbau, verbunden mit temporär-regionaler bzw. auch absoluter Seßhaftigkeit, oder der Übergang zu Tierhaltung und daraus Tierzucht, wodurch bestimmte Wildtiere langsamer oder schneller domestiziert, d. h. in den Haustierstand überführt werden. Die Nutzung von Pflanzen ist dabei von Anfang an bereits auf begrenztem Raum arbeits- und ertragsintensiv, während die Tierhaltung für lange ertragsextensiv bleibt (später Nachweis für Milchnutzung), große Räume beansprucht und weitgehend beweglich bleiben muß (Hirtennomadentum). Nach den bis jetzt vorliegenden Befunden bildet sich erst im Laufe der Zeit ein beide Wirtschaftsweisen verbindendes und feldbestellendes Bauerntum heraus. Wir können dazu nach verschiedenen Kriterien (Geschichte der Kulturpflanzen, Geschichte der Haustiere, Genetik) heute bereits soviel sagen, daß der Übergang zu Nahrungserzeugung weitgehend unabhängig voneinander in den verschiedensten Regionen und Klimazonen vollzogen wurde und sich dabei jeweils zunächst auf die in den betreffenden Bereichen einheimischen und nutzungswerten Pflanzen wie Tiere gestützt hat.

Der Pflanzenbau als ertragsintensivere Erzeugungsweise führt in den dafür geeigneten Gebieten relativ rasch zu auffälligem Bevölkerungswachstum, wofür wir aus dem Nahostraum bereits eindeutig durch Ausgrabungen gesicherte Unterlagen nachweisen können, die den Beginn menschlicher Seßhaftigkeit und Dauersiedlung in diesem Raum etwa auf den Beginn des B. Jahrtausends v. Chr. ansetzen lassen. Natürlich haben wir auch bei dieser Entwicklung mit langen Fristen und fließenden Übergängen zu rechnen, bei denen sich nur die Anteile von parasitärer Nutzung des natürlichen Angebots und bewußter Erzeugung als Grundlage der Ernährungsbasis mehr und mehr in Richtung der Produktion verschieben. Wesentlich für unsere Überlegungen ist dabei, daß sich das Bevölkerungsschwergewicht sehr rasch in die Gebiete verlagert, in denen durch Pflanzennutzung, d. h. also Anbauwirtschaft, eine breite Grundlage für die Ernährung wachsender Bevölkerungen geschaffen wurde. Die Bevölkerungsverdichtung in Ballungsräumen ermöglicht dann erstmalig eine vielschichtige soziale Organisation und vermag Kräfte für neue Aufgabenbereiche, also berufliche Spezialisierung und daraus sehr bald politische Großgebilde (Staaten) freizustellen. Dies war bei den beweglichen Gruppen (Nomaden) nicht in solchem Ausmaß möglich, zumal dafür allein schon die Ernährungsbasis nicht ausreichte. Die speziell nur für Viehhaltung, also Hirtennomadentum, geeigneten Räume müssen also gegenüber den Zonen mit anbautreibenden Gruppen jederzeit dünner besiedelt bleiben. Sie sind aber ihrerseits gegenüber Bereichen mit der ursprünglichen, parasitären Nahrungsgewinnung bevölkerungsbiologisch um ein Vielfaches tragfähiger. Das Hirtennomadentum seinerseits gewinnt aus dem Zwang zur Raumbeherrschung, langfristiger Planung (Weideflächen je nach Jahreszeit wechselnd, Wasserstellen) und der dafür gebotenen Organisation führungsmäßig besondere Qualitäten, die es dann vor allem nach Domestikation von Reittieren zu militärischer Überlegenheit befähigen. Die sich langsam verstärkende Austrocknung ursprünglich günstiger Weidegebiete in der Nacheiszeit läßt diese Räume trotz relativ geringerer Bevölkerungsdichte zu Unruhezentren werden, aus denen immer wieder Bevölkerungsgruppen in begünstigtere Gebiete vorstoßen. Die von solchen Gruppen und Schüben gezeigte historischmilitärisch-politische Leistung kann aber dabei nicht oder nur in Grenzen einem biologischen rassengeschichtlichen Dauereffekt gleichgesetzt werden, da dieser allein an der Zahl der überlagernden Bevölkerungsschichten gemessen werden kann. Ballungsräume wie Unruhezentren üben nun eine entweder mehr begrenzte oder aber vielfach sehr weitstrahlende Wirkung aus. Beide aber erreichen, daß Bevölkerungsgruppen, die noch auf ursprünglichen Wirtschaftsformen beharren, in auch für diese immer ungünstigere Gebiete abgedrängt werden und in immer deutlichere zahlenmäßige Unterlegenheit geraten. Wenn sie aber selbst, angeregt z. T. durch Kulturkontakte, zu intensiverer Nahrungsgewinnung übergehen, können sie ihrerseits gleichfalls in steigendem Maße zu eigenen Ballungszentren werden und so einen eigenen bevölkerungsbiologischen Druckraum entwickeln. Diese nur kurz angedeuteten, aber rassengeschichtlich wichtigen, oft sogar entscheidenden Vorgänge vollziehen sich vielfältig verflochten und lassen sich dann als Durchstoßung, Abdrängung oder Überschichtung erkennen. Dabei dürften Pflanzenbauer wie Hirten nach Erreichen der Bevölkerungstragfähigkeit ihrer Ursprungsräume zunächst die für sie günstigsten Bereiche in der Nachbarschaft aufgesucht und bei dieser Ausweitung ihrer Siedelgebiete die bereits in den neuen Räumen vorhandenen Bevölkerungsgruppen entweder aufgesogen oder in für ihre ursprüngliche Wirtschaftsweise noch ungeeignetere und bislang weitgehend gemiedene Wald- oder Gebirgszonen abgeschoben haben. Dabei kann die ökologisch-wirtschaftliche Trennung verschiedene Bevölkerungsgruppen im gleichen geographischen Raum (Rassengenese, Isolation) noch für länger biologisch ziemlich getrennt halten, wenn auch dadurch ursprünglich weiträumig zusammenhängende Altschichten mehr und mehr zersplittert werden. Die Entwicklung von Anbauformen in tropischen Gebieten hat dann auch in diesen Gebieten merkliche Bevölkerungszunahmen ermöglicht und läßt uns nun erstmalig auch in Afrika den Kern- und Druckraum der Negriden deutlicher fassen.

Die Erweiterung des Siedlungsgebietes von Bevölkerungen aus Ballungsräumen erfolgt in der Regel langsam und stetig, gleichsam in konzentrischen Ringen, entsprechend dem überquellenden Bevölkerungsdruck der inneren relativen Tragfähigkeit solcher Ballungsräume. Dabei werden immer wieder die am Rande siedelnden Gruppen weiter nach außen geschoben. Das hat zumeist zur Folge, daß wir, rassengeschichtlich gesehen, am Rande von Ballungsräumen in der Regel rassisch noch indifferentere Merkmalskombinationen vorfinden werden als im Ballungszentrum selbst. Diese Räume sind, im größeren Rahmen betrachtet, zumeist zugleich Kern einer Rasse oder Rassengruppe, was sich etwa an China mit seinen bereits morphologisch klar unterscheidbaren drei Ballungsräumen in den Hauptstromtälern belegen läßt, die erst im Laufe von Jahrtausenden ineinander überzugehen beginnen. Die Unruhezentren bringen dagegen zu der langsam-stetigen Ausweitungs- und zugleich Verdrängungswirkung der Ballungsräume zusätzliche, weit-strahlende Bewegungsimpulse hinzu, ihre zahlenmäßig aber nur begrenzten Bevölkerungsschübe versinken jedoch selbst rassenbiologisch vielfach sehr rasch in den politisch-herrschaftsmäßig überlagerten Schichten. Nur wo solche Gruppen, wie etwa in. Afrika, in noch dünner besiedelte Räume vorstoßen, bleibt dieser Vorgang an Hand der Rassenverteilung wesentlich länger greifbar.

Wir können aus diesen knappen Ausführungen somit klar erkennen, warum die moderne Rassenverteilung beim Menschen nicht mehr nur der rein biologisch zu erwartenden Gliederung gemäß dem Vorgang bei der Rassenbildung entspricht bzw. zu entsprechen vermag. Sie erscheint heute in hohem Maße durch die unterschiedliche Entwicklungshöhe der Wirtschaftsweise und danach Ernährungsbasis mit entsprechendem Ausdehnungsdruck wie der über den Bevölkerungen errichteten Staatenbildungen und deren wirtschaftlich-politisch ausgerichteten Expansionsbestrebungen verändert. Wir finden also wirtschaftlich und danach zahlenmäßig schwächere Bevölkerungsgruppen älterer Rassentypen weitgehend aufgesplittert, verdrängt oder überlagert vor, sind aber trotzdem imstande, mit anthropologischen Methoden (Messungen, Merkmalskombinationen, Farben usw.) das ursprüngliche, noch wenig gestörte Verbreitungsbild weitgehend zu rekonstruieren und so rassengeschichtliche Abläufe zu erfassen. Unterstützt wird die anthropologische Beweisgrundlage durch die Beiziehung von Fachkriterien aus benachbarten Wissenschaften und Forschungsrichtungen. Allerdings muß gerade dabei beachtet werden, daß in den benachbarten Forschungsdisziplinen großräumige Zusammenhänge vielfach ohne ausreichende Berücksichtigung der biologisch über Vermehrungsrate und daraus Zuwachsgeschwindigkeit des Menschen gegebenen Fakten gesehen werden. Kultur-und Sprach Wanderungen können aber nur in relativ engen Grenzen mit gleichwertigen biologischen Bevölkerungsveränderungen bzw. -wanderungen gleichgesetzt werden. Kultureller Besitz kann relativ rasch übernommen werden, wobei für die entsprechenden Kontakte oft nur sehr wenige Vermittler notwendig sind, die keine merklichen oder bleibenden biologisch faßbaren Effekte über Zeugungsbeziehungen usw. hinterlassen müssen. Auch Sprachverschiebungen, Sprachübernahmen oder -aufgaben dürfen gleichfalls nicht mit der Voraussetzung entsprechender biologischer Effekte ungeprüft parallelisiert werden wie etwa das Zurückweichen der flämischen Sprache von der Seinemündung bis nach Mittelbelgien in wenigen Jahrhunderten eindeutig belegt, um nur dieses eine Beispiel zu nennen.

Neue Kulturgüter wie Sprachen können durch zahlenmäßig und danach biologisch schwache, aber historisch insgesamt außerordentlich dynamische Gruppen oder besser Herrenschichten mitgebracht werden, und man muß sich sehr davor hüten, solche Neuerscheinungen , z. B. auch religionsgeschichtlich faßbare Einschüsse, biologisch-rassisch überzubewerten. Da für Ausgrabungen archäologisch interessant und wertvoll vielfach eben nur die kulturell reicher ausgestatteten Gräber sind, die bestimmte Überschichten repräsentieren, geben uns die daraus geborgenen anthropologisch auswertbaren Reste auch noch keine gesicherten Hinweise auf das Durchschnittsbild der Gesamtbevölkerung, sie können dagegen die überlagernden Schichten prozentual weit überbetonen. Erst wenn all diese Gesichtspunkte biologischer Sicht ausreichend berücksichtigt werden, sind wir in der Lage, das bislang geborgene Fundgut sinngemäß rassengeschichtlich auszudeuten. Umgekehrt darf auch ein sehr geringer Kulturbesitz , d. h. Ausstattung an Geräten, Material usw. nicht von vornherein als gesicherter Hinweis auf Ursprünglichkeit angesehen werden. Das wird besonders augenfällig bei den Ureinwohnern Australiens, die heute kulturell überaus verarmt erscheinen, deren zerfallende, ausgesprochen komplizierte soziale Organisation jedoch auf vorher wesentlich günstigere Lebensbedingungen und einen viel reicheren kulturellen Bestand schließen läßt.. Besonders eindringlich wird dieser Befund aber bei den P y g m ä e n, die teilweise wegen ihrer ausgeprägten kulturellen Armut als Belege für die ursprüngliche Wirtschafts- wie Anschauungswelt des Menschen herangezogen wurden und demzufolge auch in ihrer anthropologischen Stellung grundsätzlich falsch als Urform der Menschheit dargestellt erscheinen. Bei ihnen kann man nun aber nachweisen, daß die kulturelle Verarmung eindeutig die Folge ihrer Verdrängung in besonders ungünstige Rückzugsgebiete (tropischer Urwald) ist, da Wirtschaft und ständige Bewegung in diesem Raum eben nur ein Mindestmaß an zu transportierendem Besitz zulassen. Anthropologisch sind sie eindeutig keine ursprüngliche Altform, sondern stellen im Gegenteil eine besonders auffällige Spezialisierung dar, auch wenn sie dabei noch bestimmte Züge aus dem Genpool der Altschicht mit bewahrt haben. Unterschiede oder Gegensätze in der Befunddeutung der oben umrissenen Probleme beruhen also zumeist nur darauf, daß die verschiedenen Fachspezialisten nicht mehr in der Lage sind, die Ergebnisse und Kriterien, ihrer Nachbargebiete durch eigenes Studium ausreichend zu erfassen und in ihre eigenen Beobachtungen und daraus abgeleiteten Kriterien einzubeziehen.
 
     
     
 
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