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Bonbons retteten sein Leben

 
     
 
„Die Zahl der Veröffentlichungen über den Zweiten Weltkrieg hat sich in jüngster Zeit erheblich gesteigert. Das ist im Hinblick auf den 60. Jahrestag des Kriegsendes verständlich. Neues und Altes über den Krieg sind aus der Versenkung geholt worden und finden in der Literat
ur lauten Anklang. Das ist auch gut so. Man soll aus Vergangenem für die Zukunft lernen.“

Dieses Motto verfolgt Peter von der Osten-Sacken in seinem Buch „Vier Jahre Barbarossa“, in dem er seine Erlebnisse aus dem Rußlandfeldzug 1941-1945 darstellt, konsequent.

Anhand vieler kleiner Anekdoten und Erlebnisse zeigt der Autor auf, daß so mancher deutsche Soldat einem Russen und so mancher Russe einem Deutschen das Leben rettete und der Rußlandfeldzug alles andere tat, als der reinen Schwarzweißmalerei zu entsprechen, die hier so oft betrieben wird.

„Schwere Kriegsjahre lagen hinter uns. Das Blatt hatte sich gewendet, nun waren wir die Gejagten ... Es hatte geschneit, und die kleinen Landwege waren unter einer dicken weißen Decke versunken.“ Peter von der Osten-Sacken stieß auf ein Haus und betrat es, um von der Bewohnerin den Weg zu erfragen. „Die Frau sah sich die Karte an. ,Wenn Sie in dieser Richtung weitergehen‘, sagte sie in recht gutem Deutsch, ... ,dann kommen Sie genau dahin, wohin Sie wollen.‘ Beim Fortgehen fiel mein Blick auf die beiden Kinder, die immer noch ängstlich in ihrer Ecke saßen. ,Für euch habe ich auch etwas.‘ Ich erinnerte mich, daß ich in meiner Manteltasche ein paar Bonbons liegen hatte ... Ich hatte den Türgriff schon in der Hand. ,Herr Offizier!‘, rief die Frau, ,gehen Sie nicht nach links ..., das ist nicht gut, gehen Sie nacht rechts.‘ ... Vermutlich haben uns die paar Bonbons das Leben gerettet: Links von der Telegraphenlinie war die Gegend von starken Sowjeteinheiten besetzt.“

Viele Geschichten weiß der Autor aus besagten vier Jahren Rußlandfeldzug zu erzählen, gute wie schlechte.

Am Ende des leider etwas zu nüchtern geschriebenen Buches schreibt der Autor: „Für mich war der Krieg beendet. Zu Ende waren auch die während des ganzen Rußlandfeldzuges quälenden Gedanken: Das Bewußtsein, einem Heer anzugehören, das von einem Verbrecher geführt wurde, das zu einer Niederlage verurteilt war, hatte mich ständig verfolgt. Die Pflichterfüllung auf der einen Seite und das Gewissen, die Moral auf der anderen Seite - was war das Richtige?“

Peter von der Osten-Sacken: „Vier Jahre Barbarossa - Authentische Berichte aus dem Rußlandfeldzug 1941 bis 1945“, Haag + Herchen, Frankfurt 2006, sw. Abb., 25 Euro 5689
 
     
     
 
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