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Ludwig Dettmann, seit 1901 engagierter Direktor der Königsberger Akademie, ist es zu verdanken, daß um die Jahrhundertwende immer wieder bedeutende Künstler nach Ostdeutschland kamen. So auch Olof Jernberg aus Düsseldorf, den Dettmann als Lehrer für Landschaftsmalerei in die alte Krönungsstadt der preußischen Könige berief. Selbst zu seinem Stellvertreter wollte er ihn ernennen "für ihn", so Dr. Günter Krüger in seiner Geschichte der Kunstakademie (Prussia Schriftenreihe 1982), "galt nicht das Dienstalter, sondern die Kunst". Krüger zitiert Dettmann, der am 15. Mai 1901 dem preußischen Oberpräsidenten schrieb: "Professor Knorr wünsche ich nicht mit der Stellvertretung betraut zu sehen, sondern Professor Jernberg, da letzterer zur Entscheidung künstlerischer Fragen viel besser befähigt ist." (Der Oberpräsident jedoch entschied gegen Dettmann und richtete sich nach der Dienstrangliste!)
Wer war dieser Mann, der aus dem fernen Düsseldorf nach Königsberg kam und mehr als eineinhalb Jahrzehnte Schüler in die Kunst des Landschaftsmalens einwies?
Geboren wurde Olof Jernberg als Sohn des schwedischen Genremalers August Jernberg am 23. Mai 1855 in Düsseldorf. Von 1872 bis 1879 besuchte er die Kunstakademie seiner Vaterstadt als Schüler von Eugen Dücker, der sein Interesse an der Landschaftsmalerei weckte. 1880/81 ging Jernberg nach Paris, wo er unter dem Einfluß der Schule von Barbizon neue Erfahrungen sammelte.
1882 nach Düsseldorf zurückgekehrt, wurde Jernberg Hilfslehrer an der Akademie und ließ sich 1890 in Angermund nieder. Bis 1898 unterrichtete er an seiner alten Akademie und schuf in dieser Zeit Landschaften vom Niederrhein und Belgien. Radierungen erschienen in den Heften des Künstlerklubs "St. Lucas" in Düsseldorf.
Als der Ruf Dettmanns nach Königsberg an Jernberg herangetragen wurde, folgte er ihm und blieb von 1901 bis 1918 in der altehrwürdigen Stadt im Osten des Reichs. Es war der Maler Professor Arthur Degner, der anerkennend über seine Lehrer an der Königsberger Kunstakademie schrieb: "Was später diese Männer (Jernberg, Heichert), vor allem Dettmann, mir und anderen ihrer Schüler an Technik und Berufserfahrung gaben, an unmittelbaren Anschauungen übertrugen, war von nicht geringem Wert und aus der damaligen Zeitsicht heraus auch vorwärtsweisend."
Wie so viele Künstler war auch Jernberg beeindruckt von der einmaligen Landschaft. Es entstanden Bilder voller Leuchtkraft und Intensität. Ein Zeitgenosse urteilte damals: "Mit größter Rücksichtslosigkeit in Auffassung, Behandlung und Colorit geht er vor, um das von der Natur Empfundene in seine meist umfangreichen Bilder förmlich hineinzupressen."
Von Königsberg zog es den Düsseldorfer immer wieder in die freie Natur. Im Sommer lebte er in Sassau bei Rauschen. Mit seinen Schülern ging er hinaus nach Gr. Kuhren oder nach Patersort. "In seiner Königsberger Zeit malte Jernberg alles, was er sah, doch ohne je in Schablonen zu fallen", schrieb Dr. Hansheinrich Trunz einmal für Das . "Etwas aber lassen alle seine Bilder erkennen: Er hatte offensichtlich eine Vorliebe für stürmische, besonders klare oder gewittrig-schwüle Luft, die zuweilen das ganze Bild beherrscht."
Auch als Jernberg 1918 einem Ruf an die Berliner Hochschule als Nachfolger des Landschafters Friedrich Kallmorgen folgt, scheint er vom Thema Ostdeutschland in seiner Malerei nicht loszukommen. So entstehen bis zu seinem Tod am 15. Februar 1935 weiter kraftvoll-prächtige Landschaften, die sich in vielen öffentlichen Sammlungen fanden, so auch in den Kunstsammlungen seiner Vaterstadt Düsseldorf, in der Berliner Nationalgalerie und in den Kunstsammlungen der Stadt Königsberg. Trunz nennt die Titel "Kirchgang im Winter", "Am Pregel" und "Die alte Holzbrücke".
Peter van Lohuizen |
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