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In Deutschland ist die Diskussion um die Reform der Hochschulen endlich länderübergreifend in Gang gekommen. Politische Sachzwänge un finanzielle Möglichkeiten werden mit Fakten konfrontiert, die dazu zwingen, die gegenwärtige Hochschulausbildung intensiv zu hinterfragen. Dies betrifft die Hochschulzugangsberechtigung, die Gesamtzahl der Studierenden, die Qualität de Lerninhalte und Lernbedingungen, die künftige Stellung von Forschung und Lehre und nich zuletzt auch die Finanzierung der Hochschulen selbst.
Die Herausforderung en an eine sich ständig verändernde und modernisierend Gesellschaft verlangen nach besten Voraussetzungen für die Ausbildung des akademische Nachwuchses. Deutschlands größtes Kapital war immer auch der hohe Ausbildungsstan seines akademischen Nachwuchses. Das Universitätsideal der Verbindung von Forschung un Lehre aber steht zunehmend unter dem Druck aus Politik und Wirtschaft. Eine grundlegend Reform des Hochschulwesens wird eingeklagt. Ist die Hochschullandschaft in Deutschland in ihrer gegenwärtigen Verfassung für die Zukunft ausreichend gerüstet?
Als im Jahre 1810 die Berliner Universität gegründet wurde, gab es an allen deutsche Universitäten etwa 5000 Studenten. Von da an stieg die Zahl kontinuierlich an. Nach de stürmischen Wiederaufbaujahren im Anschluß an den Zweiten Weltkrieg studierten 1960 a den westdeutschen Hochschulen bereits 291 000 junge Männer und Frauen. 1980 gab e mehr als eine Million Studenten, 1990 fast 1,6 Millionen, 1997 etwa 1,85 Millionen. Die Institution "Universität" war "Massenuniversität" geworden. Mitt der 90er Jahre übertraf die Zahl der Studenten erstmals die Zahl der Lehrlinge.
1960 lag der Anteil der Studienanfänger eines Durchschnittsjahrgangs noch unter Prozent. 1980 war er auf über 15 Prozent geklettert. Heute, wiederum 20 Jahre später liegt er zwischen 33 und 35 Prozent. Eine Prognose der Kultusministerkonferenz zufolg soll dieser Anteil in den kommenden 15 Jahren weiter anwachsen. Trotz sinkende Geburtenrate wird für das Jahr 2010 deshalb eine Zahl von knapp unter 2,2 Millione Studenten an den deutschen Hochschulen vorausgesagt.
Demgegenüber hat die finanzielle und personelle Ausstattung der Hochschulen mit de stürmischen Anstieg der Studentenzahlen nicht Schritt halten können. Unter Einbeziehun von Dozenten, Assistenten und wissenschaftlichen Hilfskräften stieg die Personalausstattung der Hochschulen in dieser Zeit um etwa 50 Prozent, während sich die Zahl der Studenten verdoppelte.
Obwohl sich die jährlichen Ausgaben des Bundes und der Länder für die Hochschule inzwischen auf etwa 50 Milliarden DM belaufen, ist ihr Anteil am Bruttoinlandsprodukt vo 1,32 Prozent im Jahre 1975 um etwa ein Drittel auf 0,92 Prozent im Jahre 1992 gesunken Durch die allgemeinen Sparzwänge leidet in allen Bundesländern insbesondere die sächliche Ausstattung der Hochschulen. Instandsetzungen werden hinausgezögert Erweiterungs oder Ergänzungsbauten können nicht errichtet, Apparate Laboreinrichtungen, Lehr- oder Lernmaterialien immer seltener ausgetauscht ode angeschafft werden. Verzögerungen dringlicher Baumaßnahmen etwa im Bereich de Universitätsbibliotheken haben in zahlreichen Fällen zu massenhafter Auslagerung vo Bibliotheks- und Archivgut geführt, das oftmals in hierfür völ- lig ungeeignete Räumlichkeiten zwischengelagert werden muß. Die dadurch zu erwartenden Schäden solle bundesweit in die Milliarden gehen.
Schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg stiegen die Studentenzahlen an den westdeutsche Hochschulen stark an. In den stürmischen Wiederaufbaujahren und bei anhaltend gute wirtschaftlicher Gesamtlage bestand nicht zuletzt bedingt durch die hohen Kriegsverlust ein großer Bedarf an gut ausgebildeten Akademikern nahezu aller Fachrichtungen. Seh häufig wurden die Studenten noch während ihres Studiums von der Industrie mit lukrative Arbeitsverträgen abgeworben. Arbeitslosigkeit unter Akademikern war praktisch unbekannt Ein Auf- und Ausbau der Hochschullandschaft in Westdeutschland war nicht nur erwünscht sondern dringend erforderlich, um die rasant wachsende Wirtschaft mit gut ausgebildete akademischen Fach- und Führungskräften zu versorgen. Durch die positive wirtschaftlich Gesamtentwicklung und die damit einhergehende außerordentlich günstige Haushaltslage in Bund und in den Ländern konnte der materielle und personelle Ausbau de Hochschullandschaft verhältnismäßig lange mit dem sich fortsetzenden Anstieg de Studentenzahlen Schritt halten. Dies änderte sich Ende der 60er Jahre.
Nach Abschluß der wirtschaftlichen Aufbauphase entschieden sich immer mehr Eltern ihren Kindern eine Ausbildung an einer weiterführenden Schule zu ermöglichen. Ein bessere Ausbildung versprach nicht zuletzt auch befördert durch ein sich steti verbesserndes Bildungsangebot im Schulbereich bessere Berufs- und damit sozial Aufstiegschancen. Wer konnte, der schickte seine Kinder nicht länger nur auf die Hauptschule. Machten 1970 wenig als 10 Prozent eines Jahrgangs das Abitur, so sind e heute fast dreimal so viel. Schon Anfang der 70er Jahre war daher abzusehen, daß sich mi einer berechenbaren Zeitverzögerung auch die Studentenzahlen kontinuierlich erhöhe würden. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch die starken Geburtsjahrgänge und da politische Credo eines "Rechts auf Bildung für alle". Speziell für die Universitäten sollte diese Entwicklung fatale Folgen haben.
Als sich nämlich Mitte der 70er Jahre abzeichnete, daß aufgrund der geburtenstarke Jahrgänge erstmals zu wenige Lehrstellen für die vielen Bewerber zur Verfügung standen entschieden sich die Regierungschefs von Bund und Ländern im Jahre 1977, den sogenannte "Öffnungsbeschluß" herbeizuführen. Vorübergehend sollten die Hochschule eine studentische "Überlast" bewältigen. Mittelfristig, so die Hoffnung würde die Zahl der Studenten dann wieder sinken. Wie sich herausstellen sollte, war die ein Irrtum: Der Andrang auf die Hochschulen nahm nicht ab, sondern steigerte sic drastisch.
Zusätzlich beschleunigt wurde diese Entwicklung durch den Reformeifer der 70er Jahre Gesamtschulexperimente und die damals gegen alle Warnungen durchgesetzte Oberstufenrefor veränderten die gymnasiale Oberstufe und das herkömmliche Abitur fundamental Klassenverbände wurden aufgelöst, Allgemeinbildung speziell in den Leistungskursen durc zum Teil dezidierte Wissensvermittlung ersetzt. Das Abitur als ein Reifezeugnis in klassischen Sinn des Wortes wurde zur Hochschulzugangsberechtigung.
Von Hochschullehrern wird zunehmend ein rapides Absinken des allgemeine Bildungsniveaus der Studierenden registriert. Immer wieder wird beklagt, daß zahlreich Studenten nicht ausreichend in der Lage sind, fächer- ode the-menübergreifende Zusammen-hänge zu erkennen und zu begreifen. So steigt die Zahl derer, die Probleme mit der Rechtschreibung haben und sich teilweise nur mit große Schwierigkeiten angemessen schriftlich auszudrücken vermögen. Fehlende oder ungenügend Fachberatung vor Antritt eines Studiums, mangelnde Motivation, erzwungene Wartezeiten au Zulassung für einen anderen Studiengang oder Unkenntnis sowie falsche Vorstellungen übe die Inhalte der gewählten Studienfächer führen zu unnötigen Studienzeitverlängerunge und unverantwortlich hohen Abbrecherquoten. Im Durchschnitt verläßt beinahe jeder dritt Studienanfänger vorzeitig die Hochschule. An den Universitäten liegt der Anteil de Abbrecher zwischen 40 und 45 Prozent. Beinahe jeder dritte Abbrecher gab zu, falsch Vorstellungen über das Studienfach gehabt zu haben.
Die dadurch verursachten Kosten gehen jährlich nicht nur in die Millionen, sonder auch zu Lasten der Studierenden. Zu einem guten Teil könnten diese Zusatzausgaben jedoc vermieden werden, wenn die Studienwilligen schon vor Aufnahme eines Studiums genauer Kenntnisse über Voraussetzungen, Inhalte, Lernumfang und voraussichtliche Studiendaue der gewünschten Studienfächer hätten und an den Kosten für ihr Studium angemessen un sozial verträglich beteiligt werden würden. Immerhin 10 Prozent der befragte Studienabbrecher gaben zu, sich durch das Studium überfordert gefühlt zu haben.
Die seit Jahrzehnten anhaltende studentische "Überlast" hat auch negativ Auswirkungen auf die Lehr- und Forschungsverpflichtungen der Professoren und Dozenten Häufig zu Lasten des Forschungsanteils geht die hohe Belastung der Hochschullehrer durc überfüllte Seminare. Große Teilnehmerzahlen bedeuten einen erhöhten Aufwand fü Betreuungsaufgaben bei Seminararbeiten und Prüfungen. Da sich die Gesamtzahl de Magister- und Doktorarbeiten stetig erhöht hat, ist auch der Zeitaufwand dafür kräfti angestiegen.
Die vorhandenen Forschungseinrichtungen dagegen konnten parallel zu den stei ansteigenden Studentenzahlen nur bedingt angemessen ausgebaut werden. Während mancherort nicht zuletzt durch massive finanzielle Unterstützung von seiten der Industrie auch heut noch Spitzenforschung betrieben wird, gibt es andererseits Fachbereiche, die aufgrund de prekären finanziellen Situation sogar gezwungen sind, Fachzeitschriften abzubestellen un auf die Anschaffung von Fachliteratur zu verzichten. Statt des dringend gewünschten un erforderlichen Auf- und Ausbaus vieler Institute geht es zwischenzeitlich vielerort bereits um die Bestandssicherung. Auch in diesem Bereich haben sich die Rahmenbedingunge für Studenten stetig verschlechtert.
Selbst nach erfolgreichem Abschluß eines Studiums oder gar der Promotion gibt es fü die Jungakademiker keine Garantie auf einen Posten. In vielen Fächern wird weit über de tatsächlichen Bedarf hinaus ausgebildet. Arbeitslose Akademiker, früher unbekannt gelten heute als normal. Während in einzelnen Handwerksbetrieben mitunter um Lehrling geworben wird, läßt sich der aus Steuermitteln teuer ausgebildete Universitätsnachwuch ins Ausland vermitteln.
In der Diskussion um die Mißstände an den deutschen Hochschulen wird da US-amerikanische Hochschulsystem immer wieder als die bessere Alternative dargestellt. E lohnt sich daher, die Rahmenbedingungen amerikanischer Hochschulen im zweiten Teil diese Untertsuchung einmal in den näheren Augenschein zu nehmen.
In der Diskussion um die Reform der deutschen Hochschulen wird das US-amerikanische Ausbildungssystem immer wieder als nachahmenswertes Beispie angepriesen. Die Ausbildung an den Hochschulen der USA sei viel effektiver und bei weite besser dazu geeignet, die Herausforderungen der Globalisierung bestehen zu können. Doc beide Systeme lassen sich keineswegs ohne weiteres miteinander in Übereinstimmun bringen. Ein direkter Vergleich zeigt vielmehr eklatante Schwächen des amerikanische Bildungs- und Hochschulsystems, das sehr stark ökonomischen Prämissen unterworfen ist.
Die Ausbildung an den deutschen Hochschulen unterscheidet sich fundamental vo derjenigen, die in Amerika praktiziert wird. Sie ist das Ergebnis weitreichender Reforme zu Beginn des 19. Jahrhunderts und wird noch immer vom Begriff des Humboldtsche Bildungsideals geprägt. Dieses Ideal ist bestimmt vom fruchtbaren Mit- und Nebeneinande von Forschung und Lehre. Durch staatliche Finanzierung und verbeamtete Hochschullehre sind die Hochschulen staatliche Institutionen. Alle Hochschulen unterliegen staatliche Aufsicht. Primär sind weder Forschung noch Lehre wirtschaftlichen Vorgaben etwa aus de Industrie untergeordnet. Einfluß übt die Wirtschaft auf die Hochschulen bislan allerdings über die Drittmittelförderung aus, also über finanzielle Mittelzuweisun für Forschungsprojekte. Die Gremien der Hochschulen werden dagegen noch imme ausschließlich intern besetzt. Dies soll künftig dadurch anders werden, daß man die Hochschulgremien für externe Mitglieder aus Wirtschaft und Politik öffnen will. Die Einflußnahme von Wirtschaft und Politik auf die Forschungs- und Lehrinhalte an de Hochschulen würde dadurch dramatisch ansteigen.
Unter dem Begriff "Hochschul-ausbildung" versteht man in den USA etwa anderes als in Deutschland. Die Namen der Institutionen sind oft ähnlich, sonst aber is nahezu nichts übertragbar. Unter den Sammelbegriff "Higher Education" fäll die Ausbildung an Handelsschulen, Colleges, State Universities (Fachhochschulen) un Universitäten. Von insgesamt etwa 15 Millionen "Studenten" innerhalb de "Higher Education-Systems" in den USA sind nur 2,5 Millionen traditionell Studenten an Hochschuleinrichtungen. Circa 12 der etwa 15 Millionen "Students" lernen an staatlichen Einrichtungen. Nur etwa drei Millionen besuchen privat Institutionen. Dennoch sind von allen Einrichtungen der "Higher Education" nahezu die Hälfte in privater Hand. Privat geführte Hochschuleinrichtungen sin demzufolge sehr viel kleiner als staatliche.
Anders als die deutschen Hochschulen werden US-amerikanische staatliche Hochschulen nu zu einem Teil aus staatlichen Steuermitteln finanziert. In Berkeley, der größten un ältesten staatlichen Universität in Kalifornien mit etwa 33 000 Studierenden schwankt der Anteil staatlicher finanzieller Zuweisungen und liegt zwischen 30 und 5 Prozent. Etwa 10 Prozent des Jahresetats werden über Studiengebühren finanziert. Ca. 3 Prozent stammen aus projektgebundenen Mitteln. Der Anteil von Geldern aus der Wirtschaf oder der Industrie beläuft sich auf sechs bis sieben Prozent, den Rest füllen Erträg aus Aktienanlagen auf. Dagegen decken an der Privatuniversität Stanford in Palo Alt Studiengebühren zwischen 40 und 50 Prozent der jährlich anfallenden Kosten.
Anders als in Deutschland gibt es in den Vereinigten Staaten keine zentrale Schulabschlußprüfungen in den einzelnen Bundesstaaten, die einen Qualitätsvergleich de Leistungen zulassen und die als Hochschulzulassungen anerkannt wären. Dies liegt an de dezentralen Tradition der sogenannten "HighSchool-Ausbildung", welche die Unterrichtung der 14- bis etwa 18jährigen umfaßt. Für die Berufs- und Bildungschance der Schüler und Schülerinnen hat die falsche Wahl einer High School fast immer fatal Folgen. Denn die Qualität der Schulen, die vermittelten Lerninhalte und das Fachwisse der Lehrer unterscheidet sich zum Teil beträchtlich.
High-School-Lehrer werden im allgemeinen sehr schlecht bezahlt. Entsprechen unattraktiv ist daher der Lehrerberuf. In Kalifornien mit vergleichsweise extrem hohe Lebenshaltungskosten führte dies zu einem ausgeprägten Lehrermangel, aber auch dazu daß die Lehrkräfte selbst für ihre Aufgabe oftmals unterqualifiziert oder ga ungeeignet sind. Treten dann noch spezifische Probleme hinzu wie Kriminalität Sozialisierungsschwierigkeiten, hoher Ausländeranteil in den Klassen oder nicht bzw. kau vorhandene englische Sprachkenntnisse resultiert daraus schnell Frust und Demotivation be Lehrern und Schülern mit zum Teil verheerenden Folgen. Die vorgegebenen Lernziele könne dann nicht mehr erreicht werden. Qualität und Umfang des bis zum Schulabschlu vermittelten Wissens sind an solchen Schulen oftmals in jeder Hinsicht ungenügend. Die schlägt auf den Ruf der Schule, aber ebenso auf den der Abgänger durch. Je nachdem, w sich die betreffende High School befindet, ob in einer Stadt oder im ländlichen Raum, in einem gehobenen oder in einem sozial belasteten Stadtteil, haben Schulabgänger sehr gut oder aber auch nahezu keine Chance, eine weiterführende Hochschuleinrichtung besuchen zu können.
Ohne ausreichende englische Sprachkenntnisse ist es um die sozialen un wirtschaftlichen Aufstiegschancen allerdings besonders schlecht bestellt. In Kalifornien aber auch in den anderen an Mexiko angrenzenden US-Staaten, ist das Sprachproble inzwischen zum zentralen Thema geworden. Von den circa 5,7 Millionen Schülern in Kalifornien, die an insgesamt 860 High Schools unterrichtet werden, sprechen mehr als 1, Millionen gar nicht oder nur gebrochen Englisch. Dieser Anteil hat sich während de vergangenen zehn Jahre verdoppelt. Mehr als 80 Prozent dieser Schüler sind spanisc sprechende Kinder mexikanischer und lateinamerikanischer Einwanderer. Da die meiste Lehrkräfte jedoch nur Englisch sprechen und in aller Regel selbst auch nie ein Schullaufbahn durchlaufen haben, in der vertiefte Fremdsprachenkenntnisse vermittel wurden, sinkt das Bildungsniveau an Schulen mit hohem Anteil fremdsprachiger Schüle dramatisch ab. In Kalifornien versucht man diese Entwicklung dadurch aufzuhalten un umzukehren, daß inzwischen in Mexiko Lehrkräfte angeworben werden und mit Spanien ei Lehreraustauschprogramm vereinbart wurde.
Hinter vorgehaltener Hand wird allerdings zugegeben, daß dies ein verzweifeltes Renne gegen die Zeit ist mit einem durchaus offenen Ausgang. Hierfür werden insbesondere zwe Gründe angeführt. Zum einen halte die Einwanderung nach Kalifornien und in ander Südstaaten der USA weiterhin an, zum anderen bestehe durch ein neues Gesetz, welche die Klassenstärke bis zur 3. Klasse auf jeweils 20 Schüler begrenze, ein zusätzlic erhöhter Lehrerbedarf, der gegenwärtig nicht zu decken sei. Auf Kosten andere Lerninhalte wie Musik, Kunst, Zeichnen soll künftig wenigstens erreicht werden, da jeder Schüler bis zur 4. Klasse die englische Sprache lesen und Grundkenntnisse in Mathematik vorweisen kann. An den Hochschulen selbst wird diese Entwicklung mit große Sorge betrachtet. Die Qualität der High-School-Abschlüsse sei in Kalifornie mittlerweile so sehr abgesunken, so Professor Schollhammer von der staatliche Universität von Kalifornien in Los Angeles, daß jede zweite dieser Schulen ihre Schüle entlasse, ohne daß auch nur ein einziger Schulabgänger die Aufnahmeanforderungen de Hochschulen erfüllen könne.
Aus der großen Diskrepanz zwischen dem Anforderungsprofil der Hochschulen an ihr Studierenden und dem Bildungsniveau der Schulabsolventen hat sich in Kalifornien ei regelrechter Kleinkrieg um die Hochschulzugangsberechtigung entwickelt. So wurde ei Gesetz des Staates Kalifornien erlassen, welches die staatlichen Universitäten des Lande zwingen sollte, die besten 12,5 Prozent der Abgänger eines High-School-Jahrgangs au deren Wunsch hin aufzunehmen. Sofort entzündete sich eine Diskussion darüber, ob die auf die jeweils 12,5 Prozent der besten Schulabsolventen einer jeden High-School bezoge sei oder auf die 12,5 Prozent landesweit besten Schulabgänger. Während die Universitäten die Quote selbstverständlich auf ganz Kalifornien bezogen wissen wollten beharrten Eltern, Schüler und einzelne High Schools darauf, dies auf die einzelne Schulen anzuwenden. Hiergegen protestierten wiederum die Universitäten. Nachdem es zu massiven Protesten und Diskriminierungsvorwürfen seitens der Eltern und einzelner Schule gekommen war, wurde das Gesetz vor kurzem präzisiert. Demnach sind die staatliche Universitäten verpflichtet, den besten vier Prozent der Schulabgänger einer jeden Hig School in Kalifornien die Aufnahme zu ermöglichen.
Theoretisch stünde nun einer Hochschulausbildung aller nach dem Gesetz qualifizierte Schulabgänger nichts mehr im Weg. Die Praxis sieht allerdings anders aus. Um Aufnahme a einer privaten oder staatlichen Hochschule zu finden, sind mehrere Barrieren, die als Auswahlfilter dienen, vorgeschaltet. So muß an jeder kalifornischen Hochschule ein Studiengebühr bezahlt werden. Trotz eines integrierten Stipendienwesens an privaten un staatlichen Hochschulen sind die jährlich aufzuwendenden Beträge für ein Studiu insbesondere von ärmeren Schulabsolventen aber kaum aufzubringen. Für Bürge Kaliforniens beträgt diese Gebühr etwa 4000 Dollar im Jahr, für alle anderen ist si wesentlich höher und liegt bei staatlichen Universitäten bei etwa 12 000 Dollar. A der privaten Universität von Stanford in Palo Alto zahlt man in jedem Studienjah immerhin 21 000 Dollar. Nicht eingeschlossen sind hierin verschiedene Nebenkosten, s daß die Gesamtaufwendungen der Studierenden bei etwa 30 000 Dollar, also ca 60 000 Mark liegen. Aus diesen Zahlen wird leicht ersichtlich, daß die Hochschule in Kalifornien, die sich alle zu Teilen aus den erhobenen Studiengebühren finanzieren ein sehr großes Interesse am Studium auswärtiger oder ausländischer Studierender haben.
Als weitere Hürden haben sich Eingangseignungsprüfungen der Hochschulen erwiesen Diese Prüfungen kontrollieren einerseits die Kenntnisse der englischen Sprache andererseits klopfen sie den Bildungsstand der Studierwilligen ab. Weil auch dies Prüfungen bereits mit einem erheblichen finanziellen Aufwand verbunden sind, lassen sic viele Studienanwärter von derartigen Eignungstests abschrecken oder scheitern an ihnen.
Auf die Zusammensetzung der Studierenden an den Universitäten in Kalifornien hat die markante Auswirkungen. An der staatlichen Universität in Los Angeles liegt etwa de Anteil der Asiaten bei einem Bevölkerungsanteil von etwa 13 Prozent bei fast 40 Prozent Ihr Anteil ist deutlich überrepräsentiert, während etwa Latinos, Indianer oder Nege deutlich unterrepräsentiert sind. Obwohl man diese Zahlen nicht allzu gern verbreitet läßt sich die Tendenz auf die anderen Hochschulen in Kalifornien übertragen. Bis 199 wurde um Studierende ethnischer Minderheiten noch besonders geworben. Aufgrund vo Gerichtsprozessen wegen umgekehrter Diskriminierung wurde das Prinzip der bevorzugte Zulassung aufgegeben.
Das nordamerikanische Bildungs- und Hochschulsystem offenbart sich bei nähere Betrachtung als ausgesprochen ungerecht. Anders als in Deutschland hängt die Befähigun zu einem Hochschulstudium und damit die Chance zu sozialem und wirtschaftlichem Aufstie nicht allein von der Befähigung ab. Trotz gesetzlicher Vorgaben ist es für den einzelne sehr viel schwieriger, Zugang zu einer Hochschulausbildung zu erlangen. Ein Übertrage des amerikanischen Modells auf das deutsche Bildungs- und Hochschulsystem erscheint unte diesen Umständen keiner ernsthaften Diskussion wert.
Die Hochschulmisere, wie sie heute in Deutschland zu beobachten ist, resultiert zu einem wesentlichen Teil aus der seit Jahren erfolge Herabsetzung der Anforderungen an den höheren Schulen. Mit dem Abitur ist daher scho lange keine verbindliche Aussage über die Studierfähigkeit mehr verbunden. Die Rückführung der Gymnasien zu ihrem früheren Leistungsniveau ist somit eine wichtig Voraussetzung für eine durchgreifende Reform der Hochschulausbildung. Sie muß daz führen, daß die im Reifezeugnis dokumentierten schulischen Leistungen den tatsächliche Anforderungen eines Hochschulstudiums standhalten. Denn die Wettbewerbsfähigkeit unsere Landes hängt letztendlich maßgeblich von einer Hochschulausbildung auf höchstmögliche Niveau ab.
Um den Hochschulen die Möglichkeit zu geben, ihr eigenes Selbstverständnis zu definieren und mitzubestimmen, müssen sie verstärkt an der Auswahl ihrer Studente beteiligt werden. Ihnen sollten deshalb bei der Hochschulzugangsberechtigung angemessen Mitwirkungsrechte in Form von Prüfungen, Auswahl- und Beratungsgesprächen eingeräum werden, ergänzt durch hochschuleigene Auswahlverfahren, welche auch die fakultätsspezifischen Interessen hinreichend berücksichtigen.
Immer wieder wird beklagt daß die Hochschulabsolventen in Deutschland zu Zeitpunkt ihres Abschlusses viel zu alt seien. Tatsächlich liegt das Durchschnittsalte von Hochschulabgängern etwa bei 29 Jahren, in einzelnen Studienbereichen noch darüber Ursächlich hierfür ist allerdings nicht nur die Fachstudiendauer. Hinzu treten ein Vielzahl weiterer Faktoren wie der Altersdurchschnitt der Studienanfänger, die Zahl de Studienwechsler, die zunehmende Verzahnung hochschulexterner und hochschulinterne Ausbildung und die zunehmende Bedeutung des Studiums im Ausland. Ein weiterer Grund is das relativ hohe Eintrittsalter zu Beginn des Studiums, bedingt durch ein verglichen mit anderen Staaten lange Schulzeit und ein hohe Schuleintrittsalter.
In der Reihe der hochschulinternen Gründe für lange bis überlange Studienzeite stehen die Zentralisierung der Studienplatzvergabe und die falsche Auswahl des Studienort bzw. des Studienbereichs an vorderster Stelle. Hinzu treten die negative Studienbedingungen unter den Voraussetzungen der heutigen Massenuniversität, in welche trotz eines höheren Lehrangebots die Anonymität zum Regelfall und die wissenschaftlich Betreuung der Studierenden zum Ausnahmefall wird. Mangelnde Information, Transparenz un Berechenbarkeit eines Studiums führen zusätzlich zu einem hohen Anteil an Studienfach und Hochschulwechslern. Der Anteil dieser Wechsler liegt im Schnitt bei über 20 Prozen und trägt nicht unerheblich zur Verlängerung der Studienzeiten bei. Diese sind aber vo allem deshalb problematisch, weil sich das Wachstum des Wissens künftig nicht mehr s sehr auf die Grundausbildung stützen wird, sondern zunehmend auf die Vermehrung de Wissens durch Weiterbildung.
Ein gravierendes Problem, nicht zuletzt auch wegen des damit verbundenen immense Kostenfaktors, ist die hohe Zahl von Studienabbrechern. Nach Angaben de Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie brechen in Deutschland Jahr für Jahr etwa 70 000 Studierende ihr Studium vorzeitig ab. Nur in der Hälfte der Fälle erfolgt der Studienabbruch innerhalb der ersten vier Semester.
Es liegen detaillierte Untersuchungen über die Gründe vor, welche Studierende daz bewogen hatten, die Hochschule ohne Abschluß zu verlassen. So gaben 14 Prozent de Befragten zunehmende Distanz zu den Inhalten des gewählten Studiums und weitere 9 Prozen Schwierigkeiten mit den Prüfungen an. Jeweils 25 Prozent wollten nur pausieren oder sahe günstigere Berufsaussichten auch ohne einen Hochschulabschluß. Aspekte wie etw wachsendes Desinteresse am Studienfach, Schwierigkeiten bei der Finanzierung des Studium und den konkreten alltäglichen Studienbedingungen bilden nicht selten ein ganze Ursachenbündel für die Entscheidung, ein Studium abzubrechen. Berücksichtigt man die jährlichen finanziellen Durchschnittsaufwendungen je Studierenden in Höhe von etw 15 000 DM, so verursachen die Studienabbrecher eine jährliche Fehlleitung vo Mitteln in Höhe von rund einer Milliarde DM. Mehr noch als bei überlangen Studienzeite findet dadurch ein gigantischer Verstoß gegen den Finanzierungsgrundsatz de Ressourcenschonung statt.
Sollten die wesentlichen Grundstrukturen des deutschen Hochschulwesens in ihrem Ker erhalten bleiben, so erscheinen alle Forderungen nach einer Anpassung de wissenschaftlichen Hochschulwesens an anglo-amerikanische Strukturen im Sinne eine abgestuften akademischen Bildung als systemfremd und nicht integrierbar. Denn der Schnit zwischen wissenschaftlicher und anwendnungsbezogener Bildung verlauft beispielsweise in den Vereinigten Staaten innerhalb der Universitäten. Dagegen erfolgt die Trennung in deutschen Hochschulsystem institutionell zwischen wissenschaftlichen Hochschulen mi universitärem Charakter und Fachhochschulen mit berufsbezogener un anwendungsorientierter Ausrichtung. Erst diese institutionelle Trennung macht es abe überhaupt möglich, den Grundsatz der "Einheit von Forschung und Lehre" aufrechtzuerhalten.
Der grundlegende Unterschied zwischen der deutschen und der US-amerikanische Hochschulausbildung läßt sich daran erkennen, daß sich selbst in gu durchstrukturierten Studiengängen wie etwa Jura oder Medizin in zeitlicher ode inhaltlicher Sicht kein abgestufter Studienaufbau herausbilden konnte. Ein Vor-Diplo stellt, anders als das amerikanische Under-Graduate-Studium, bewußt keinen Abschluß dar sondern bildet lediglich Basis und Voraussetzung für das Weiterstudium. Eine Anpassung a die anglo-amerikanischen Studienverhältnisse wäre dann möglich, wenn die Schnittstelle der Arbeitsteilung zwischen wissenschaftlicher Hochschule und Fachhochschule sowie die entsprechenden Zugangsvoraussetzungen auf eine Weise neu festgelegt würden, daß die Fachhochschulen deutlich ausgebaut würden. Privatuniversitäten taugen dagegen nu bedingt als Alternative zum staatlichen Hochschulsystem. Dies liegt nicht nur a eingeschränkten Fächerangebot, sondern auch daran, daß es sich dabei in aller Regel u "Schmalspurstudiengänge" handelt, die letztendlich wissenschaftliche Herausforderungen nur selten gerecht werden.
Der praktizierte Grundsatz "Quantität vor Qualität", wie er heute an de deutschen Hochschulen vorherrscht, ist das Kernproblem der heutigen Misere. Ein wesentliche Richtungsentscheidung liegt daher in der Überwindung der Massenuniversitä als einem Ergebnis des Hochschulrahmengesetzes von 1976. Die Wahrnehmung alle Gruppen- und Partialinteressen lähmt zudem die Entscheidungsprozesse zum Nachteil de Studenten. Hier ist eine klare Aufteilung der Zuständigkeiten mit kurze Entscheidungswegen gefordert. In der Praxis bedeutete dies die Verbreiterung de Entscheidungskompetenz der Leitungsorgane Rektorat und Dekanat.
Da Haushalts- und Personalhoheit immer mehr auf die Hochschulen selbst übergehen werden diese sich zunehmend von einer dualistisch organisierten Staatsanstalt hin zu eine mehr oder weniger autonomen Körperschaft entwickeln. Erforderlich erscheint deswegen die Flexibilisierung der Hochschulhaushalte durch zumindest weitgehende Deckungsfähigkeit de Haushaltsansätze oder sogar der Übergang der herkömmlichen kameralistische Haushaltsführung auf eine kaufmännische Wirtschaftsführung.
Die staatliche Mittelvergabe sollte sich künftig neben den Studentenzahlen auch a Leistungs- und Qualitätskriterien orientieren, die zu einem fruchtbaren Wettbewerb de Hochschulen untereinander führen würde. Dazu zählen etwa die Zahlen der Studierende und Absolventen innerhalb der Regelstudienzeit, der Umfang eingeworbener Drittmittel Patentanmeldungen, herausragende Dissertationen und Habilitationen, bewertet Publikationen und wissenschaftliche Preise sowie die internationale Zusammenarbeit mi weltweit anerkannten wissenschaftlichen Institutionen und Forschungseinrichtungen Nachgedacht werden muß auch über ein neues Besoldungssystem für Hochschullehrer mi einem fixen und einem leistungsorientierten Anteil.
Ein Studium zum Nulltarif ist weder bildungs- noch sozialpolitisch begründbar, da ei Gratisstudum eine privilegierte Umverteilung zugunsten akademischer und zu Lasten nich akademischer Ausbildung bedeutet. So sollten unter dem Gesichtspunkt der Chancengleichhei und Eigenverantwortlichkeit die dem individuellen Nutzen entgegenstehenden Kosten auch vo Individuum, die dem gesellschaftlichen Nutzen entsprechenden Kosten indes vom Staa getragen werden. Hieraus resultiert die Forderung, die Finanzierung des Hochschulwesen neu zu regeln.
Einer der dabei in die Diskussion eingebrachten Vorschläge sieht beispielsweise ein Drei-Säulen-Finanzierung vor, bestehend aus herkömmlicher Haushaltsveranschlagung, eine Guthaben in Form von Bildungsgutscheinen und der Einführung von allgemeine Studiengebühren. Einer Modellrechnung bezogen auf die staatlichen Aufwendungen fü Hochschulen in Baden-Württemberg zufolge würde die Einführung dieses Finanzsystem jährliche Einsparungen in Höhe von etwa 300 Millionen DM bewirken, auf Deutschlan hochgerechnet rund 3 Milliarden DM. Wichtiger als die finanzielle Entlastung de öffentlichen Haushalte ist die allgemeine Effizenzsteigerung. Die Einnahmen aus de Studiengebühren fließen diesem Modell zufolge in vollem Umfang den einzelnen Hochschule zu, um mit diesen Geldern das Lehrangebot zusätzlich zu verbessern. Studiengebühre sollen keine soziale, sondern nur eine fachwissenschaftliche Auswahl bewirken. Neben de Einführung dieser Gebühren muß deshalb das Stipendien- und Darlehenswesen adäqua ausgebaut werden. Denn selbstverständlich soll möglichst ausgeschlossen werden, da begabte Schulabgänger aus finanziellen Gründen von einem Studium abgehalten werde könnten.
Um die Lebenshaltungskosten eines Studierenden sowie seine Studiengebühren währen des Studiums zu decken, sollte ein umfassendes Kreditsystem eingerichtet werden, das sic des Kapitalmarktes bedient, aber unter staatlicher Aufsicht vollzogen wird. Dies könnt durch staatliche Bürgschaften oder durch die Gründung einer staatliche Studienkreditbank erfolgen. Mit einem Anspruch auf ein Bildungsdarlehen von gegenwärti 1500 DM im Monat wäre jeder Studierende in der Lage, eigenständig ein Bildungsinvestition vorzunehmen. Auszahlung und Rückzahlung von Studiendarlehen ließe sich etwa durch geschlossene Fonds im Rahmen eines akademischen Generationenvertrage organisieren. Die Rückzahlung hinge von der jeweiligen Einkommenshöhe ab.
Wie in anderen Staaten auch muß ein leistungsorientiertes Stipendienwesen für die Begabtenförderung ausgebaut werden, welche das ineffiziente und schwer zu durchschauend Bafög-System abzulösen hätte. Die auf diese Weise frei werdenden Mittel könnten in einen zu schaffenden Stipendienfonds überführt werden. Um die Neutralität bei de Vergabe zu gewährleisten, dürfte die Vergabe nach Zuteilung der Gesamtzahl de Stipendien auf die Hochschulen allerdings nur von den wissenschaftlichen Gremie vorgenommen werden.
Es gibt durchaus diskussionswürdige alternative Modelle, um die auf Dauer zukunfts und chancenlose Massenvolkshochschule in Deutschland wieder leistungs- un wettbewerbsfähig zu machen. Für einen Kurswechsel fehlt es jedoch am dazu notwendige politischen Willen. Während andere Staaten wie die USA, Großbritannien oder Frankreic stolz auf ihre Eliteuniversitäten sind, wittert man in Deutschland den Geist der 30e Jahre. Doch auch in diesem Bereich gilt das inzwischen geflügelte Wort Gorbatschows "Wer zu spät kommt, ..."
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