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Jedes Jahr entsteht ein Schaden von rund 30 Millionen Euro für die deutsche Wirtschaft. Schuld sind die Hersteller billiger Kopien von Markenartikeln, die den Markt mit gefälschten Haushaltsgeräten, Uhren, Schmuck, Sportbekleidung, Parfüm und Unterhaltungselektronik überschwemmen. Die Unternehmen verlieren nicht nur Geld, sondern auch Marktanteile, da die Verbraucher oftmals, ohne zu überlegen, die durchaus preisgünstigeren Plagiate erwerben. Mit den Marktanteilen gehen schließlich auch Arbeitsplätze verloren, jährlich etwa 40000.
Wer einmal in Asien oder auch in Südeuropa Ferien gemacht hat, der wird sicher die regionalen Märkte besucht haben und dort so manche "teure" Markenuhr oder eine Designer -Handtasche zu einem Spottpreis entdeckt haben. Ein Schnäppchen? Na ja, vorausgesetzt der Zoll kommt bei der Heimreise nicht dahinter. Wurden 1995 nur 500 Fälle aufgedeckt, waren es im Jahr 2003 bereits 3500 und 2004 mehr als 8500 Fälschungen, die dem Zoll ins Netz gingen. Und nicht immer geht es glimpflich aus: Führt ein "Aufgegriffener" eine stattliche Anzahl von gefälschten Produkten mit sich, dann muß er mit einem Freiheitsentzug von bis zu fünf Jahren rechnen.
In die Szene der Händler, die mit dem Verkauf gefälschter Markenartikel ihren Lebensunterhalt verdienen, ist die amerikanische Schriftstellerin Donna Leon eingetaucht. Seit zwei Jahrzehnten lebt und arbeitet sie in Venedig und kennt dort die örtlichen Gepflogenheiten. So werden ihre Kriminalromane um den Commissario Guido Brunetti auch immer gleich zu einem Sittenbild des heutigen Italien.
Es ist ein besonders schwieriger Fall, den Brunetti dieses Mal zu lösen hat, einer, der spezielles Fingerspitzengefühl verlangt, sind doch schließlich höchste Stellen involviert. Zu diesem Schluß kommt Brunetti, als ihm der Fall entzogen werden soll.
Angefangen hatte alles an einem kalten Wintertag - auch solche soll es in Venedig geben. Eine Gruppe Schwarzafrikaner versucht, gefälschte Handtaschen an den Mann, oder besser an die Frau zu bringen, als einer von ihnen aus heiterem Himmel erschossen wird. Glaubwürdige Zeugen gibt es kaum, es ging alles viel zu schnell. Und wen interessiert schon der Tod eines Illegalen? Doch Brunetti gibt nicht auf. Immer tiefer dringt er in die abgeschottete Welt der illegalen Einwanderer. Er trifft die Kollegen des Toten: "An Ihrem Freund ist ein furchtbares Verbrechen verübt worden, kein Mensch dürfte so sterben wie er - und darum will ich diejenigen fassen, die ihn umgebracht haben." Doch vergeb-lich, die Schwarzafrikaner sind nicht bereit, Brunetti zu helfen. Aus Angst? Aus Unwissenheit?
In der Behausung des Toten macht der Commissario schließlich eine erstaunliche Entdeckung, die ihn der Lösung des Falles näherbringt. Es braucht aber viele geschickte Winkelzüge - nicht zuletzt, um Vize-Questore Patta, den Chef Brunettis, zu überlisten -, um den 14. Fall des Commissario Brunetti zu den Akten legen zu können.
Donna Leon: "Blutige Steine, Commissario Brunettis vierzehnter Fall", Diogenes, Zürich 2006, geb., 365 Seiten, 19,90 Euro. |
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