|
Die Römer trafen eine feine Unterscheidung zwischen auswärtigen Kriegen (bella externa), die gegen Fremde geführt wurden, und den Kriegen (bella interna, civilia), die die Bürger gegeneinander führten. Diese haben sie stets verurteilt, da deren Ursachen, jedenfalls in ihren Augen, in moralischen Kategorien (Ehrgeiz, Gier, Luxussucht) lagen, und haben sie als ’gottlos’ bezeichnet. Darüber hinaus haben sie – zumindest theoretisch – den Siegern nie die offiziellen Auszeichnungen wie Triumphe oder Ovationen zugestanden. Überhaupt verdienten derartige Kriege, die die Traditionen und moralischen Werte durcheinanderbrachten, nichts als das Vergessen.
Doch muß man zwischen den Bürgerkriegen der Republik und denen der Kaiserzeit unterscheiden. In republikanischer Zeit waren sie Taten bedeutender Männer, deren Ehrgeiz und Geisteshaltung dazu führten, daß einer sich gegen den anderen erhob (Marius und Sulla , Pompeius und Caesar , Octavian und Antonius ) und mit ihnen ihre Armeen und ihre Klienteln , d.h. es waren bewaffnete Streitfälle, die dazu dienten, eine Meinung durchzusetzen, selbst wenn dies nicht der alleinige Grund war, Zur Kaiserzeit aber verhielt sich dies anders: Es gab keine bewaffneten, miteinander im Streit liegenden Bürger mehr, sondern Berufssoldaten ohne politische Ideale. Alles vollzog sich, ohne daß die Bevölkerung, die zumeist auch noch neutral oder unentschieden war, daran irgendeinen Anteil gehabt hätte. Die Bürgerkriege des Vierkaiserjahres (Galba, Otho, Vitellius, Vespasian) 69 n.Chr. sind dafür das beste Beispiel: ein Schock für die römische Friedensseele. Zu Beginn des 3. Jhs. hingegen wurden sie zahlreicher. Doch hatten diese Aus-einanclersetzungen unter Thronanwärtern nicht dieselbe politische, patriotische oder moralische Resonanz wie die Bürgerkriege der Republik und beeindruckten die Zeitgenossen nicht sehr. Andererseits hatte Rom sich auf die Dimension eines Weltreiches vergrößert, bei dem Frieden in den Provinzen nicht notwendig Frieden in der Hauptstadt bedeutete. |
|