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Die Berliner Hitze lädt dazu ein, sich in der Mittagspause das klimatisierte (!) "Deutsche Historische Museum" (DHM) anzusehen. In der oberen Etage findet der Besucher einen seltsamen Blick auf die deutsche Geschichte: In allen Epochen dominiert das Soldatische, Militärische. Nun spricht nichts dagegen, Soldaten zu zeigen und militärische Traditionen aufzuarbeiten. Aber ob das auch die Absicht der Macher dieses Museums war? Die ganze Etage erweckt den Eindruck, als hätte jemand den Satz "Die Deutschen sind ein Volk von Kriegstreibern" in eine Ausstellung gießen wollen.
Die dicken Brummer aber lauern unten - in der Neuzeit. Da, wo es um Nazi- Verbrechen geht. Dort heißt es über die deutschen Juden nach 1945: "Einige blieben im Land der Mörder." Daß Deutschland auch das Land der deutschen Juden, der Widerständler und Abermillionen weiterer Menschen war und blieb, die sich keines Judenmordes schuldig gemacht hatten - weggewischt!
Da hängt ein Bild des FDP-Politikers Erich Mende, das mit dem Ritterkreuz. Daneben sind dann einige weitere Wehrmachtsabzeichen wie das Eiserne Kreuz. Rechts daneben dann wieder ein Buch über "ungesühnte Nazi-Justiz" und der "Spiegel", Folge 11/65 mit einem Bild von einer Gefangenenerschießung: Drei Soldaten zielen auf drei niederkniende Zivilisten. Dazu die Überschrift: "Verjährung?" Warum hat man nicht gleich einem der Dreien den Kopf von Erich Mende aufmontiert?
Mende, ein Hinrichtungskommando, Tapferkeitsmedaillen, Deutschland als ein einzig Land von Mördern. Daneben eine Collage aus den 60ern: Vier Zeitungen bilden ein Hakenkreuz - die NPD-nahen Zeitschriften "Nationalzeitung" und "Deutsche Nachrichten" einerseits und Springers "Welt" und "Bild" andererseits. Komisch - das ganze wird von der "Welt" sogar noch unterstützt, denn im Museum liegen kostenlose Exemplare dieser Berliner Tageszeitung aus.
Weiter geht es zwischen Oswald Kolle und Anti-Akw-Plakaten vorbei zur RAF. Hier springt die Katze endgültig aus dem Sack. Über den "Deutschen Herbst" von 1977 steht da: "Am selben Tag starben Andreas Baader, Jan-Carl Raspe und Gudrun Ensslin in Stammheim unter bis heute nicht eindeutig geklärten Umständen." Das ist linksextreme Heldenlyrik pur.
Historiker sollten am besten erst gar nicht versuchen, die Gegenwart einzuordnen. Es hat auch keinen Sinn, das ganze zu überarbeiten. Am besten wäre es, der "aktuelle" Teil des Museums würde einfach geschlossen. Ab in den Keller damit. |
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