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Das KGB und die ihm unterstellten Satelliten, wie Stasi, SB (Polen) und STB (Tschechoslowakei) existieren trotz offizieller Auflösung weiter. Dieser Ansicht sind viele Osteuropaexperten. Eine rote Geheimdiensttätigkeit ist beileibe heute kein Karrierehindernis: Wladimir Putin, General Markus Wolf und so weiter.
So haben Polens Oppositionsparteien angedroht, daß sie nach dem erwarteten Machtwechsel 600 polnische Ex-Agenten, zumeist aus den Reihen des KGB, öffentlich "enttarnen" werden. Die liberal-postkommunistische Warschauer Angora läßt Ex-KGB-General Oleg Kalugin und Ex-KGB-Oberst Oleg Gordijewski zu Wort kommen, die von 40 russischen Agenten in Polens Regierungsapparat wissen wollen. In der renommierten bürgerlichen polnischen Rzeczpospolite (Die Republik) wird darauf verwiesen, daß die Chefin der postkommunistischen Frauenorganisation, Jolanta Gontarczyk, Hauptmann bei Polens Stasi war. Sie konnte sich, nachdem sie mit "deutscher Herkunft" nach Westdeutschland eingereist war und eine Rolle unter geflüchteten "Solidarnosc "-Leuten spielte, nur durch spontane Flucht vor dem Zugriff der Karlsruher Bundesanwaltschaft entziehen. So was käme auch woanders vor, meint das Warschauer Blatt und zeigt auf Litauen: KGB-Reserveoffiziere seien der litauische Außenminister Antana Vallionis und der Chef des Staatssicherheitsbüros, Arvydas Pocius. Auch Polens kürzlich demissionierter Außenminister, Wlodzimierz Cimoszewicz, mußte einräumen, für den polnischen und sowjetischen Geheimdienst - wie sein Vater - gearbeitet zu haben.
Nachdem ein Großteil der polnischen Medien darüber sinniert, daß heute viele rote Ex-Geheimagenten sogar im Westen als angesehene
Manager oder anderswie Karriere machen, zählt das Wochenblatt Gazeta Opolska (Oppelner Zeitung) Marcel Reich-Ranicki nicht nur zu den bekanntesten Polen im Westen, sondern merkt an, daß er nach der "Befreiung" Polens 1944 durch die Sowjets Angehöriger des Sicherheitsdienstes war. Im Grunde kalter Kaffee: Davon ist bereits im Buch "Doppelagent" (Berlin, 1997) mit einem kritischen Vorwort von Jens Tilman die Rede. Immerhin soll es der Besagte bis zum Hauptmann gebracht haben. |
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