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Dem Alltag Form geben

 
     
 
Ach, es wird Eim werklich iwwel: Alles werd jetzt stilisirt, Heiser, Kaffetasse, Stiwwel; Die Haar’n wern iwwers Ohr frisiert!" nahmen sich die Künstler der Darmstädter Mathildenhöhe 1901 selbst auf den Arm. Schon 1899 hatte Großherzog Ernst Ludwig von Hessen Künstler in sein kleines Reich gerufen, wo sie mit Handwerkern und Industriebetrieben zusammenarbeiten sollten. Auch der 1868 in Hamburg geborene Peter Behrens folgt diesem Ruf. Der Architekt
, Maler und Graphiker entwirft später für die AEG Lampen und Ventilatoren, die zu den ersten perfekt durchgestalteten Industrieprodukten gehören. Bald ist es wichtig, daß Dinge des Alltags nicht nur praktisch, sondern auch formschön sind. Das moderne Design war geboren. Mittlerweile beschäftigen sich auch seriöse Museen mit diesem Thema; eigens eingerichtete Abteilungen zeigen meisterhafte Beispiele modernen Designs, Ausstellungen würdigen die Verdienste der Designer, die unserer Alltagskultur Form geben.

Das Kestner Museum Hannover, Trammplatz 3, hat gemeinsam mit dem Badischen Landesmuseum Karlsruhe eine Ausstellung konzipiert, die unter dem Titel "Das Jahrhundert des Design – Geschichte und Zukunft der Dinge" noch bis zum 29. Oktober in Hannover zu sehen ist (geöffnet dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr, mittwochs 11 bis 20 Uhr; Begleitbuch zur Ausstellung, herausgegeben von Wolfgang Schepers und Peter Schmitt, 296 Seiten, brosch., 68 DM). Beantwortet werden sollen mit der Ausstellung Fragen wie: Was ist Design?, Welche Rolle spielt die Gestaltung der uns umgebenden vielen tausend Dinge in unserem täglichen Leben? Notwendige Hilfsmittel oder nur soziale Symbole? Produktreihen zu Themen wie Reisen, Sport, Haushalt, Beleuchtung, Sitzen, Kommunikation und Unterhaltung zeigen die Entwicklung in den letzten 100 Jahren. Deutlich wird, daß neue Erfindungen, neue Materialien und neue Techniken auch neue Formen hervorrufen. Vieles vor Jahrzehnten Entworfene ist geradezu zeitlos und wirkt noch heute ansprechend, anderes wiederum überholt. Nicht zuletzt auch das Begleitbuch macht deutlich, wie sehr die Formgebung in unser alltägliches Leben eingreift, welche Rolle die Welt der Dinge tatsächlich spielt, angefangen beim Staubsauger oder Toaster bis hin zum iMac, dem eigenwillig geformten Bildschirm eines Computers.

Wie es weitergehen könnte mit der Zukunft des Design zeigen elf deutsche Design-Hochschulen anhand von Entwürfen und Installationen parallel zur Ausstellung des Kestner Museums in der Handwerksform Hannover, Berliner Allee 17, 30175 Hannover (täglich außer montags 11 bis 18 Uhr). – "Design kann ... Werte, Trends und Entwicklungen aufspüren", so Dagmar Steffen in dem Begleitbuch, "kann ihnen ,Form geben‘ und sie somit vielleicht sogar verstärken; es kann vage Möglichkeiten mit seinen Konzept- und Produktentwicklungen in konkrete Diskussions- und Nutzungsangebote übersetzen, nicht mehr, aber auch nicht weniger. So wird die Zukunft des Design gerade so aussehen, wie die gesellschaftlichen Kontexte, in die es eingebettet ist."

 
     
     
 
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