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"Gehet hin", das ist verständlich,
"lehret" ist genauso klar,
"alle Völker" schluß- und endlich
macht den Auftrag offenbar.
Aber leicht wird s mißverstanden:
Nimmt man Wörter wörtlich bloß,
kommt des Wortes Sinn abhanden -
leere Formel wird Verstoß.
Wie sich zeigte, folgten viele
rechten Glaubens dem Gebot,
weihten sich dem hohen Ziele,
scheuten nicht vor Pein und Not.
Manche gingen zwar und lehrten,
doch im Dienste der Gewalt -
sie verschafften den Bekehrten
eher Leid als Trost und Halt.
Andrerseits wird übersehen
- weil dem seichten Blick verdeckt -
daß im Aufruf hinzugehen
weise Weltenordnung steckt:
Völker sollen Völker bleiben
und am besten, wo sie sind! -
Müßte man ins Stammbuch schreiben,
es verstünde selbst ein Kind.
Hinzugehen ist indessen
gar nicht zwingend, denn vielleicht
wird der Endzweck angemessen
auch auf andre Art erreicht.
Ja, es mag nicht minder frommen,
wird der Auftrag so erfaßt:
Lehret alle, die da kommen!
Sinn entscheidet - und der paßt.
Bot sich je in diesen Landen
mehr der Möglichkeiten an?
Zur Genüge sind vorhanden
solche, die man lehren kann.
Frei ist obendrein die Lehre,
wenigst steht es im Gesetz -
trotzdem scheint es, grad als wehre
gegen Fische sich das Netz!
Zweifel herrschen im Getriebe
über richtig und verkehrt:
Ist das Schweigen Nächstenliebe?
Wär es besser, daß man lehrt?
Wie erklärt sich, daß das Trachten
nicht mit Vorrang denen gilt,
die sich hier zu Nächsten machten?
Ist man nicht dazu gewillt?
Knüpfen Fischer ihre Maschen
etwa mit Bedacht zu weit,
um statt dessen zu erhaschen
feiles Lob vom Geist der Zeit?
Dann verkennen die Vernarrten,
daß die Duldsamkeit am Schluß
zur Beliebigkeit entarten
und zum Abfall führen muß!
Fremde nicht zu überzeugen
heißt in Folge schicksalhaft,
fremder Lehre sich zu beugen,
fremdem Wesen, fremder Kraft.
So verschuldet falsches Deuten,
daß der Auftrag untergeht -
wo die Glocke n nimmer läuten,
kam die Einsicht wohl zu spät ...
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