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Der letzte Junker

 
     
 
Der DLG-Verlag hat das Buch des früheren Güterdirektors an der Schlesischen Generallandschaft, Alfred Henrichs, über seine Lehr- und Wanderjahre von 1924 bis 1945 auf schlesischen Gutshöfen neu aufgelegt. Doch wie man vielleicht vermuten möchte, ist dieses Buch keineswegs nur an landwirtschaftlich interessierte Personen gerichtet. Natürlich wird auch über Ernteertrag, Düngemittel und Bodenbeschaffenheit berichtet, doch die jeweiligen Gutsherren mit ihren adligen Marotten und Familiengeschichten nehmen ebenfalls einen beachtlichen Teil in den Erinnerungen des Autors ein.

Mit viel Humor und Verständnis für die Menschen seines Arbeitsbereiches berichtet er von seinen beruflichen Aufgaben. Stolz erzählt er von seinem ersten Arbeitstag bei dem Versuchsring Trebnitz Süd, wo man ihn mit "phoma betae" konfrontierte. Nicht wissend, um was es sich dabei handelte, schaffte er es dank seiner geschickten Fragestellungen vor seinem adligen Arbeitgeber als Fachmann dazustehen. Schnell eignete er sich neben seinem theoretischen Universitätswissen praktische Arbeitsweisen an und wurde von seinem Arbeitgeber stets anerkannt.

Bei den Lebensgeschichte
n seiner jeweiligen Gutsherren entwickelt der Autor eine märchenhafte Atmosphäre. So mutet die Geschichte des armen Landarbei- terjungen, der von seinem Gutsherrn Land übertragen bekommt und, später selbst zu Reichtum gekommen, alles einem freundlichen kleinen Mädchen vererbt, die sogar geadelt wird und sich für die Armen einsetzt, wie eine Passarge aus einem Roman Charles Dickens an.

Aber auch der "letzte Junker Schlesiens", der Graf Schweinitz, wird liebevoll beschrieben. Zwar erwähnt Alfred Henrichs immer wieder, wie kompliziert es teilweise war, sich in die Welt der adligen Gutsherren einzufinden, hatte man aber erst einmal einen Draht zu ihnen gefunden, konnte man sie zumeist mit ökonomischen Vorschlägen überzeugen. Die schwarzen Schafe, die sich nur für Fasanenjagden und Reisen aber überhaupt nicht für ihr Gut und ihre Untergebenen interessierten, werden jedoch nicht verschwiegen, obwohl der Autor stets das Glück hatte, bei aufgeschlosseneren Arbeitgebern Dienst zu tun.

"Als Landwirt in Schlesien" ist ein bemerkenswerter literarischer Ausflug in die Arbeit in der Landwirtschaft und in die Welt der schlesischen Gutsherren vor über 80 Jahren. Fritz Hegelmann

Alfred Henrichs: "Als Landwirt in Schlesien", DLG-Verlag, Frankfurt a.M. 2002, broschiert, 224 Seiten, 11,90 Eur
 
     
     
 
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