|
Gerade noch hielten sich die Sozialdemokraten mit der Beruhigung bei Laune, ih dramatischer Fall bei den jüngsten Wahlen sei ein mitteldeutsches Problem, da donnert ihnen der bayerische SPD-Bundestagsabgeordnete Uwe Hiksch die Nachricht vom Aus- un Übertritt zur PDS auf den Tisch.
Dem 35jährigen Direktmandatsträger aus Coburg ist der Laden nicht mehr links genug "Ich kann nicht Mitglied einer Partei sein, die in der Mitte steht."
PDS-Fraktionschef Gysi gibt nun hämisch väterliche Ratschläge ans Willy-Brandt-Haus Die SPD solle sich mehr sozialdemokratisch profilieren. Angesichts eines Linksrucks de Schröder-Partei selbst in Bedrängnis zu geraten fürchtet der einstige SED-Frontman nicht: "So links kann die SPD gar nicht werden!"
Die Lage ist ernst und vor allem gräßlich verzwickt für die Sozialdemokraten. Die "neue Mitte" wendet sich enttäuscht ab angesicht regierungsamtlicher Patzer in Reihe und hat längst den Eindruck gewonnen, daß die schröderblairpapierenen Ankündigungen nichts als Luftbewegungen sind, folgenlos.
Den Stocklinken hingegen reichen eben jene Wortschiebereien vo "Modernisierung" schon. Ihnen paßt die ganze Richtung nicht, und das scho lange. Das Ende der guten alten Zeit markiert für sie das Jahr 1989, Mauerfall, Ende de DDR, doch "wieder Deutschland". Das fiel all die Jahre nicht so auf, man war in der Opposition.
Der Traum, mit einem Überkanzler Lafontaine den windelweichen Schröder am rote Gängelband zu führen, platzte aber im März. Das Liebäugeln mit den roten Socken began spätestens hier. Die Wahlniederlagen zugunsten der umgetauften SED ließen die Schamgrenze nur in dem Maße sinken, wie die Hoffnung auf Fortsetzung der eigenen Karrier bei den Dunkelroten sprießt. Hiksch war womöglich bloß der Anfang. Brandenburg Ex-Sozialministerin Regine Hildebrandt wurde gleich nach Bildung der großen Koalition in Potsdam als mögliche Übertrittskandidatin gehandelt. Ministerpräsident Stolpe steigert sich mit seinen Genossen in geradezu peinliche Lobhudeleien, um Frau Hildebrandt ja im Hause zu halten.
Der Weg zurück in prononciert sozialdemokratische Wasser kommt indes für Schröde schon deshalb nicht in Frage, weil die schwarzgelbe Vorgängerregierung das Land scho derart sozialdemokratisiert hat, daß links davon nicht viel mehr bleibt als blanke Sozialismus. Und den kann man sich so nahe am Bankrott nicht leisten.
Übrigens wagten schon 1982 die beiden SPD-Abgeordneten Hansen und Coppik den Sprun aus der SPD und gründeten die "Demokratischen Sozialisten". Das endete damal im Niemandsland. Nunmehr aber ist für unzufriedene Sozialdemokraten mit den Kommuniste ein starkes Auffangbecken linksaußen erwachsen. Dies könnte die Parteienlandschaf nachhaltig verändern auf Kosten der SPD und als existentielle Bedrohung gar für die Grünen.
|
|