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Jeder Satz hat viele Haken, wo jeder Gesprächsteilnehmer seine Gedanken aufhängt", stellte der aus Riga, Lettland, stammende Walter Neumann anläßlich des Werkstattgespräches im Rahmen des 14. "Literaturforums Ost-West" fest. Die zahlreichen Themenkomplexe, die estnische, lettische und litauische Autoren zusammen mit deutschen Kollegen zu erörtern versuchten, konnten keinesfalls erschöpft werden. Dennoch bot der angeregte Dialog im Gerhart-Hauptmann-Haus unter der Leitung von Prof. Dr. Gertrude Cepl-Kaufmann, Dr. Walter Engel und Michael Serrer Einblicke in die gegenwärtige Situation der Literaturen in den drei baltischen Ländern.
Seit 1989 führt das Gerhart-Hauptmann-Haus in Zusammenarbeit mit der Heinrich-Heine-Universität, dem Literaturbüro NRW und dem Kulturamt der Stadt Düsseldorf jährlich ein "Literaturforum Ost-West" durch. In diesem Herbst ist es bereits das zweite Mal, daß deutsch-baltische Literaturbeziehungen im Mittelpunkt eines Schriftstellertreffens stehen.
Am Rande der in der Heinrich-Heine-Universität abgehaltenen Vorträge "Lettland - Identität in der Literatur" von Margita Gütmane (Riga, Lettland), "Wahrnehmung Deutschlands in der aktuellen estnischen Literatur" von Prof. Dr. Cornelius Hasselblatt (Groningen, NL) und "Litauen: Literatur, die es nicht geben sollte" von Antanas Gailius (Vilnius, Litauen) gab es interessante Diskussionsrunden.
Baltische und deutsche Autoren - wie Viivi Luik (Reval, Estland), Amanda Aizpuriete (Lettland), Niklas Stiller (Düsseldorf), Eugenjius Aliüanka (Litauen), Gintaras Grajauskas (Memel, Litauen), Horst Eckert (Düsseldorf) unter anderem - hatten Gelegenheit, aus ihren jüngsten Arbeiten zu lesen.
Aus den unterschiedlichen Stellungnahmen der Vertreter der drei baltischen Länder wurde deutlich, daß zwischen ihren Literaturen zwar einige Parallelen, jedoch kaum direkte Verbindungen bestehen. Während Prof. Dr. Cornelius Hasselblatt feststellte, daß in Estland in den letzten 15 Jahren keinesfalls von einer Talsohle im Literaturbetrieb gesprochen werden kann, berichtete Margita Gütmane über die überraschende Entwicklung einer jungen Schriftstellergeneration in Lettland, wo ein Aufschwung zu verzeichnen sei.
Antanas Gailius konnte auch für den litauischen Literaturbetrieb von einem spürbaren Generationswechsel sprechen.
Unter den Forumsteilnehmern befanden sich auch die gebürtigen Ostdeutschland Arno Surminsk i und Manfred Peter Hein. Surminski, 1934 in Jäglack geboren und seit 1962 in Hamburg ansässig, ist als Autor von insgesamt 15 Romanen und Erzählbänden bekannt. Hein, 1931 in Darkehmen geboren und 1958 nach Finnland übergesiedelt, hat sich als Lyriker, Erzähler, Übersetzer und als Herausgeber der TRAJEKT-Beiträge einen Namen gemacht. D. |
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