A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

Die Saat geht auf

 
     
 
"Sachen gibt‘s die gibt‘s gar nicht", meldete die Salzwedeler "Altmarkzeitung" "Unbekannte" hätten eine Ostdeutschlandfahne vom Betriebsgelände der Firma Bans in Diesdorf-Haselhorst gestohlen.

Was für "Sachen" es gibt, konnte zu diesem Zeitpunkt nicht einmal de Lokalredakteur ahnen. Kurz darauf sollte sich herausstellen, die "Unbekannten" waren Kripobeamte
aus Salzwedel.

Die Banses ziehen seit sechs Jahren abwechselnd die deutsche und die Ostdeutschlandfahn auf. An seinem Geburtstag, dem 19. April, wollte Heinrich Banse nun das ostpreußisch Banner hissen. Auf Zweidrittelhöhe verklemmte sich indes das Zugseil und die Fahne blie den Sommer über so ein Stück unterhalb der Mastspitze hängen.

Bis zum Morgen des 18. August. Da stellte Heinrich Banse fest: die Fahne is verschwunden. Seine Frau Lilli rief bei der Polizei an, meldete den Fall. Eine Stund später meldete sich ein Kripobeamter und teilte Lilli Banse mit, die Polizei habe die "Reichskriegsflagge" entfernt.

Folgendes hatte sich zugetragen: Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes Diesdorf hatte die Polizei alarmiert, vor dem Haus Banse hänge eine "Reichskriegsflagge au Halbmast" – der 17. August ist der Todestag von Rudolf Heß. Daraufhin rückt die Staatsmacht abends an. Da es sich um ein Betriebsgelände handelt, trafä

Lilli Banse erläuterte dem Polizisten am Telefon, daß es sich nicht um ein Reichskriegsflagge, sondern um die Ostdeutschlandfahne handele, die Fahne ihrer Heimat Antwort des Beamten: Sie könne das ja als Ostdeutschlandfahne ansehen, aber wenn er ih sage, das sei eine Reichskriegsflagge, dann sei es eine. Versuche, dem unkundigen Beamte das unterschiedliche Aussehen der beiden Fahnen zu beschreiben, bleiben erfolglos.

Am 21. August erstattete Heinrich Banse persönlich Anzeige bei der Polizei in Diesdorf. Auch die Staatsanwaltschaft haben die Banses eingeschaltet. Die Fahne abzuhole lehnen sie ab. Wer sie widerrechtlich entfernt habe, der solle sie auch wieder anbringen.

Eine Provinzposse, sicher. Aber eine, die auch erschrecken läßt. Das Land ist erfaß von einer machtvollen "Anti-Rechts"-Kampagne, und schon eilen findig Ortsbedienstete los, um "Verdächtiges" aufzuspüren und zu "melden" Von Bildung unbeleckte Beamte machen sich unbesehen zum Handlanger des Denunzianten. I der beklemmenden Dynamik eines Überwachungsstaates wird die Sache dann abgewickelt. Is es das, was Politiker und Medien sich vorstellen, wenn sie unablässi "Zivilcourage" anmahnen?

 
     
     
 
Diese Seite als Bookmark speichern:
 
     
     
     

     
 

Weitere empfehlenswerte Seiten:

Erschütternde Erzählungen der Erfolgsautorin Stefanie Zweig

Tapiete

Standort D. - auf der Flucht

 
 
Erhalten:
 

 

   
 
 
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
WISSEN48 | ÜBERBLICK | THEMEN | DAS PROJEKT | SUCHE | RECHTLICHE HINWEISE | IMPRESSUM
Copyright © 2010 All rights reserved. Wissensarchiv