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Eigentlich hätte das Buch "Die Schwestern Friedrichs des Großen" und nicht "Friedrich der Große und seine Schwestern" heißen müssen, da Friedrich II. in dem neuen Buch von Karin Feuerstein-Praßer definitiv nur eine Nebenrolle spielt. Der Autorin des erfolgreichen Buches "Die preußischen Königinnen" geht es hier eindeutig um die sechs Schwestern des Preußenkönigs, die nicht schon im Kindesalter an Krankheiten verstarben und als Markgräfin, Herzogin, Äbtissin oder sogar Königin von sich Reden machten. Zwar wird immer wieder darauf eingegangen, wie die jeweilige Schwester zu ihrem berühmten Bruder stand und ob und wie sich das Verhältnis im Laufe des Lebens veränderte, doch im Mittelpunkt stehen eben die Frauen selbst.
Die Autorin erzählt ihre "Weibliche Hohenzollerngeschichte" durchaus kurzweilig und anschaulich. So richtig ans Herz wächst dem Leser aber keine der hohen Damen, denn auch wenn sie eine schwere Kindheit hatten, der Vater sie stets züchtigte, die Mutter Sophie Dorothea die Kinder gegen den Vater Friedrich Wilhelm I. ausspielte, so ist erstaunlich, wie überheblich die Königskinder laut der Autorin trotzdem wurden.
Kaum eine Schwester war mit dem Hof, an den sie von ihrem Vater meist gegen die hochfliegenden, ehrgeizigen Pläne der Mutter verheiratet wurde, zufrieden und fand einen Bezug zu ihren Untertanen.
Wilhelmine (1709-1758), Markgräfin von Brandenburg-Bayreuth , hat in ihrer Autobiographie über ihre schlimme Kindheit geklagt und behauptet, sie hätte am Hofe des Soldatenkönigs hungern müssen und sei von ihren Erzieherinnen drangsaliert worden. Lange hatten Wilhelmine und ihre Mutter gehofft, sie würde den englischen Thronfolger heiraten und später Königin von England werden, doch die Politik ließ das nicht zu.
Wilhelmine, die tatsächlich zu Friedrich dem Großen das beste Verhältnis hatte, hatte zwar das Glück, sich mit dem ihr zugedachten Ehemann gut zu verstehen, ihn sogar zu lieben, dafür war ihr aber ihr Hof zu provinziell. Ähnlich erging es auch Friederike (1714-1784), Markgräfin von Brandenburg-Ansbach, und Sophie (1719-1765), Markgräfin von Brandenburg-Schwedt, die im Gegensatz zu Wilhelmine dazu noch eine miserable Ehe führten. Wobei alle drei Schwestern damit leben mußten, daß ihre Gatten sich früher oder später Mätressen nahmen. Zudem hatten alle drei eine sehr schwache Gesundheit.
Die als natürlich und absolut unaffektiert geltende Sophie (1719-1801), Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel, hingegen erfreute sich nicht nur einer guten Gesundheit - sie gebar zwölf Kinder und wurde 81 Jahre alt -, sondern arrangierte sich auch mit ihrem Mann, ihrem Hof und ihren Untertanen.
Während ihre Schwestern über ihre neue Heimat lästerten, schrieb die als Kulturförderin bekannte Sophie gleich nach Ankunft nach Berlin, daß alles "reizend, sehr klein, aber bequem und sauber" sei.
Ulrike (1720-1784), Königin von Schweden, und Amalie (1723-1787), Äbtissin von Quedlinburg, sollen zwar die beiden schönsten der Schwestern gewesen sein, Liebreiz sei ihrem Wesen jedoch fremd gewesen.
Ulrike machte sich bei den Schweden durch einen Putschversuch noch unbeliebter als sie sowieso schon war, und Amalie, die später schwer erkrankte, neigte dazu, ihre Mitmenschen derartig harsch herrumzukommandieren, daß sie selbst in der damaligen Zeit als zu hart galt.
Da die Autorin erfreulicherweise zahlreiche Stammbäume der einzelnen Familienzweige beigelegt hat, ist es dem Leser möglich, die Preußenschwestern und ihre Bedeutung im deutschen Adel besser einzuordnen.
Karin Feuerstein-Praßer: "Friedrich der Große und seine Schwestern", Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2006, geb., 263 Seiten, |
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