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Es gab an die 60 von ihnen in Edinburgh. In der Dämmerung verließen sie ihre Behausungen und durchkämmten die Straßen, Gassen und Parks der Stadt ... Sie waren die ,Leeries , die Laternenanzünder, und nur selten wurde man ihrer bei Tage ansichtig."
Das Waisenmädchen Evelyn wird mit sechs Jahren aus dem Fountainbridge, einem Heim für mittellose Mädchen, von einem seltsamen Mann abgeholt, der behauptet ihr Vater zu sein. Er sperrt sie in ein hübsch eingerichtetes Zimmer, dessen Fenster mit Brettern vernagelt sind. Einsam und verlassen begreift Evelyn, daß der vornehme Mr. Ainslie nicht ihr Vater ist.
"Sie war allein, wie sie es immer gewesen war. Erbittert wich sie zurück ... Sie wandte sich um und erstarrte ungläubig, als sie den Mann erblickte, der auf der anderen Seite ihres Bettes stand ... Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln ,Ich bin es Eve , bestätigte er. ,Leerie ... Ainslie schloß die Tür hinter ihnen, und 20 Jahre später waren die Straßen der Stadt rot von Blut." Grausame Morde geschehen in Edinburgh und Chefinspektor Carus Groves ist von dem Wunsch beseelt, diese möglichst bald aufzuklären und den Täter seiner gerechten Strafe zuzuführen. Ihm zur Seite steht Mr. McKnight, Professor für Logik und Metaphysik . Im Mittelpunkt ihrer Ermittlungen stehen die mysteriöse Vereinigung der "Spiegelgesellschaft" sowie eine seltsame junge Frau, die ihre früheste Kindheit in einem Waisenhaus verbrachte.
Spannend und sehr unheimlich beschreibt Anthony O Neil eine bestialische Mordserie im Schottland des 19. Jahrhunderts. Geschickt nutzt er die düstere Atmosphäre um die Gemeinschaft der Leeries. Leider ist die furchtbare Entdeckung, die Groves und McKnight letztendlich machen, etwas zu phantastisch geraten. Dennoch ist "Der Hüter der Finsternis" ein Roman, für alle, die sich gerne abends im Bett vorm Einschlafen oder gemütlich in den Sessel gekuschelt noch etwas gruseln möchten.
Anthony O Neil: "Der Hüter der Finsternis", Lübbe, Bergisch Gladbach 2005, geb., 443 Seiten, 19,90 Euro |
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